Die Hamburg Freezers bezwingen zum Saisonauftakt der Deutschen Eishockey-Liga vor 10 000 Zuschauern die Adler Mannheim mit 4:2.

Hamburg. Eine halbe Minute war noch zu spielen im ersten Heimspiel der neuen Saison, als sich Colin Murphy die ultimative Möglichkeit bot, die O2 World in ihren Grundfesten zu erschüttern. Das Tor der Adler Mannheim war verwaist, nachdem Keeper Fred Brathwaite zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis gefahren war, und Murphy hatte den Puck auf seinem Schläger. Ein kurzer Blick, ein gezielter Schuss - und 10 347 Fans abzüglich ein paar Dutzend Adler-Freunde brachen in kollektiven Jubel aus.

Murphys Treffer bedeutete den 4:2 (1:0, 2:2, 1:0)-Endstand und bescherte den Hamburg Freezers am Freitagabend einen gelungenen Einstieg in die Spielzeit 2011/12 in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). "Die Kulisse hat uns gepusht. Drei Punkte gegen Mannheim sind ein Auftakt nach Maß", sagte Angreifer David Wolf.

Als um 19.15 Uhr der Shanty-Chor Tampentrekker den Klassiker "Auf der Reeperbahn" intonierte, herrschte zum ersten Mal Festtagsstimmung in der Arena. Unter dem Motto "Der Norden sind wir" wollen die Freezers in dieser Saison ihre Verankerung in Norddeutschland bekräftigen, und so blieben die wackeren Sänger nicht der einzige maritime Einschlag in der neu gestalteten Pre-Game-Show. Im Einspielfilm, der nicht nur auf dem Videowürfel zu sehen ist, sondern auch auf die Eisfläche projiziert wird, ist das Team an verschiedenen markanten Punkten der Stadt gefilmt worden. Ebenfalls neu ist, dass ein Fan die Mannschaftsaufstellung verliest und das Team anschließend geschlossen statt einzeln einläuft. Geschäftsführer Michael Pfad hatte die Show im Überschwang der Vorfreude als "einmalig in Deutschland" bezeichnet. Nett anzuschauen ist sie allemal.

Das galt auch für das erste Freezers-Tor der neuen Saison. Nachdem beide Mannschaften in den ersten zehn Minuten lediglich die Freunde der kontrollierten Offensive begeisterten, kam Garrett Festerling in der 15. Minute nach Ablage von Jerome Flaake in zentraler Position zum Schuss und schlenzte den Puck rechts oben ins Tordreieck. Brathwaite hatte keine Abwehrchance.

Drei Minuten zuvor hatte sein Gegenüber John Curry bei einem Pfostenschuss Ullmanns mehr Glück gehabt. Der neue Stammtorhüter der Hamburger machte einen soliden und ruhigen Eindruck, er hielt die Pucks fest, wenn es nötig war, und die, die er nicht hielt, ließ er zur Seite prallen. Auffällig war, dass die Freezers versuchten, im Aufbauspiel mit Köpfchen zu agieren, anstatt wie so oft in der Vergangenheit die Scheibe unmotiviert tief zu spielen. Vor allem das Umschalten von Defensive auf Offensive klappte gut, in der Gegenrichtung ist allerdings noch eine Menge Arbeit zu verrichten. Die Gäste aus Mannheim fuhren immer wieder gefährliche Konter, die Curry des Öfteren in den Mittelpunkt des Geschehens rückten.

Schon in der Vorbereitung war es die vierte Reihe mit Festerling, Flaake und Wolf gewesen, die für viele Akzente sorgte. Auch am Freitagabend zeigte sich das deutsche Trio kämpferisch in bester Verfassung, zudem stimmte die Torgefahr, die es ausstrahlte. In der 26. Minute war es Wolf, der nach einem gewonnenen Bully über das halbe Feld sprintete und mit einem Flachschuss das 2:0 erzielte. Doch weil die Adler nicht einmal eine Minute später zurückschlugen und dieses Kunststück auch nach dem 3:1 durch Murphy wiederholten, blieb die Spannung erhalten.

Im Schlussdrittel hatten die "Eisschränke" einige bange Momente zu überstehen, in denen die Abwehr alles andere als sattelfest wirkte. Auch im Powerplay fehlten zündende Ideen, doch weil die Adler ihrerseits aus ihren Chancen zu wenig machten, war es Murphy vorbehalten, den Schlusspunkt hinter einen alles in allem gelungenen Abend zu setzen. Am Sonntag (18.30 Uhr) gibt es in Nürnberg die Chance auf ein perfektes Auftaktwochenende.

Tore: 1:0 (14:38) Festerling (Wolf, Flaake), 2:0 (25:35) Wolf (Festerling, Flaake), 2:1 (26:20) Arendt (Lee), 3:1 (33:12) Murphy (Festerling), 3:2 (33:37) Lee (Glumac, Kink), 4:2 (59:27) Murphy empty net goal. Strafminuten: 6/10. Schiedsrichter: Brüggemann (Iserlohn). Zuschauer: 10 347.