Die Anschutz Entertainment Group, 100-Prozent-Eigner der Hamburg Freezers, sucht einen Investor für das Eishockeyteam. Bank ist beauftragt.

Hamburg. Als die Hamburg Freezers am vergangenen Sonntag bei den Eisbären Berlin zum Hauptrundenfinale antraten, schaute die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) genau hin. Die Freezers hätten zum Erreichen der Play-offs einen Sieg benötigt, und da beide Klubs der Anschutz Entertainment Group (AEG) gehören, fürchtete die Konkurrenz Absprachen. Die Befürchtungen waren grundlos, Berlin siegte 4:1. Die Freezers schieden aus.

In der neuen Saison müsste sich bei ähnlicher Konstellation niemand mehr Sorgen machen, denn AEG bietet die Freezers per sofort zum Verkauf an. "Wir haben die renommierte Privatbank M.M. Warburg beauftragt, einen Käufer für die Hamburg Freezers zu finden", sagt AEG-Unternehmenssprecher Moritz Hillebrand. Hauptgrund für den Schritt sei, dass der Klub eine tief gehende Verankerung in Hamburg brauche, um wirtschaftlich erfolgreich sein zu können. "Durch unsere vielen Projekte in Berlin sind wir in Hamburg nie so präsent gewesen, wie es nötig gewesen wäre", sagt Hillebrand. Ein neuer Gesellschafter könne die Freezers wirtschaftlich auf das nächste Level bringen. Nach dem Ausstieg der Volksbank im Sommer 2010 fehlt ein Hauptsponsor. Seit ihrer Gründung im Herbst 2002 haben die Freezers in keiner Spielzeit die schwarze Null erreicht.

Um Spekulationen über ein mögliches Aus des Klubs im Keim zu ersticken, versichert Hillebrand, dass AEG weder sofort aussteigen noch die Freezers an einen anderen Standort verpflanzen wolle. "Wir kümmern uns um die Lizenzierung für die Saison 2011/12, der Spielbetrieb ist gesichert", sagt er. Sollte kein Käufer gefunden werden, bleibe das in Los Angeles ansässige Unternehmen vollumfänglich im Boot. AEG, das seit Bestehen der Freezers rund 30 Millionen Euro investiert hat, sei als Betreiber der O2 World daran interessiert, die Freezers langfristig als Mieter zu halten.

Über den erhofften Kaufpreis machte Hillebrand keine Angaben. "Wir werden den Freezers kein Preisschild anheften. Uns geht es in erster Linie nicht darum, Kasse zu machen, sondern den Klub strategisch neu auszurichten", sagt er. Dabei käme durchaus auch ein Teilverkauf der Anteile infrage. "Wir wollen gemeinsam mit dem neuen Investor klären, welche Möglichkeiten es gibt, damit alle Seiten profitieren", so Hillebrand. Der Verkauf zur jetzigen Zeit dürfte für AEG angesichts der sportlichen Erfolglosigkeit - zweimal in Serie wurden die Play-offs verpasst - kaum Profit bringen. Der Käufer dagegen bekommt für einen guten Kurs ein Unternehmen, das die Talsohle durchschritten hat und sich auf dem Weg nach oben befindet.

Freezers-Geschäftsführer Michael Pfad, der sein Team gestern über das einschneidendste Ereignis der Klubhistorie informierte, steht dem angestrebten Verkauf positiv gegenüber. "Jetzt haben wir die Chance, einen Investor zu finden, der sich voll auf die Freezers konzentriert. AEG hatte immer den Fokus auf Berlin, und davon kann man sich nur emanzipieren, wenn man unter eigener Flagge segelt", sagt er. Schon bei seiner Amtsübernahme im Dezember 2009 sei der Verkauf eine Option gewesen, Ende des vergangenen Jahres wurde er beschlossen. Lockere Gespräche mit interessierten Unternehmen habe es bereits gegeben. Der Fokus liege eindeutig darauf, einen Partner aus der Metropolregion Hamburg zu gewinnen.

Unternehmen der Größenordnung wie Aurubis könnten interessante Partner sein. Europas größter Kupferproduzent, der derzeit die Fischbeker Volleyball-Bundesligadamen sponsert, war schon im vergangenen Jahr bei den Freezers als Hauptsponsor im Gespräch. Der Freezers e. V., in dem eine Reihe von Hamburger Wirtschaftsgrößen im Vorstand sitzt, soll in die Suche eingebunden werden. "Alle im Klub sind nun aufgefordert, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen", sagt Pfad, dessen Ziel es ist, die Arbeitsplätze seiner 25 Mitarbeiter, die bei der von AEG kontrollierten Spielbetriebs-GmbH HEC angestellt sind, zu sichern. Gleichwohl müsse jedem bewusst sein, dass ein Eignerwechsel auch personelle Veränderungen mit sich bringen könne.

Der gravierendste Einschnitt steht allerdings wohl dem Vereinsnamen bevor. Wie in der DEL an den Beispielen der Thomas Sabo Ice Tigers aus Nürnberg oder der Metro Stars aus Düsseldorf ersichtlich, könnten die Hamburg Freezers in der kommenden Spielzeit mit erweitertem Namen an den Start gehen. Allerdings habe man sich in Absprache mit AEG bereits einige Schranken auferlegt. So sollen weder Tabakkonzerne noch Produzenten von harten Alkoholika als Namensgeber infrage kommen. "Die Bacardi Freezers kann ich mir nicht vorstellen", so Pfad.

Theoretisch sei sogar denkbar, dass ein neuer Eigner die gesamte Marke runderneuere. "Aber sinnvoll wäre das nicht, denn der Name und das Klublogo sind erfolgreich eingeführte Marken, die unantastbar sein sollten", sagt Pfad. Die DEL ist in Person von Geschäftsführer Gernot Tripcke in das Vorhaben eingeweiht. Die Spezialisten der Warburg-Bank können loslegen.