Hamburg Freezers unterliegen 1:4 in Berlin und beenden eine enttäuschende Saison 2010/11 auf Rang elf

Berlin. In der Kabine herrschte eine gespenstische Stille. Sportdirektor Stéphane Richer tigerte auf den Gängen der Berliner O2 World auf und ab, schüttelte dabei immer wieder den Kopf, und Betreuer Willi Schiefer dachte tief enttäuscht gar an sein Karriereende. Nach dem 1:4 (0:1, 1:0, 0:3) am Sonntag bei den Eisbären Berlin ist die Saison 2010/11 in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) für die Freezers beendet. Die Play-offs finden zum zweiten Mal in Folge ohne den Hamburger Klub statt.

Doppelt bitter: Die Nürnberg Ice Tigers lieferten unfreiwillig durch ihr 2:3 gegen Krefeld Schützenhilfe - doch die Mannschaft von Trainer Benoît Laporte, die über die Zwischenstände informiert war, vergab die große Chance, die Saison zu retten. "Das war ein Spiegelbild der gesamten Saison. Unsere Schlüsselspieler scheinen in den Spielen, in denen es darauf ankommt, im Bus oder zu Hause geblieben zu sein. Wie schon am Freitag beim 3:5 gegen Hannover waren in den entscheidenden Szenen unsere Leistungsträger nicht im Bilde", sagte Laporte, nachdem er kurz zur Mannschaft gesprochen hatte.

Die Spieler verharrten 15 Minuten in der Kabine, ehe sie mit versteinerten Mienen ihre Taschen zum Bus trugen, der zu allem Überfluss auch noch einen Strafzettel an der Windschutzscheibe kleben hatte. "Ich bin sprachlos. Ich kann nicht glauben, dass die Saison heute zu Ende ist. Wieder haben wir es nicht geschafft, ein wichtiges Spiel für uns zu entscheiden. Am Ende ist es eine Qualitätsfrage", gestand Kapitän Alexander Barta offen ein.

Diese treffende Einschätzung spiegelte sich auch im Spielverlauf gegen die Eisbären wider. Die Hamburger zeigten zwar über weite Strecken, dass sie noch an das sportliche Wunder glaubten. Doch wieder einmal entschieden individuelle Fehler der erfahrenen Freezers-Spieler die Partie. Die Eisbären, die ohne sieben verletzte oder gesperrte Profis aufliefen, spulten ihr Programm herunter, ohne zu überragen. Dennoch musste man konstatieren, dass die Gastgeber keineswegs, wie die Konkurrenz ob der Zugehörigkeit beider Klubs zur Anschutz Entertainment Group befürchtet hatte, abschenkten. Jörg von Ameln, bei der DEL für den Spielplan verantwortlich und als Beobachter in die Hauptstadt entsandt, musste keine Besonderheiten notieren.

Bei den Freezers beginnt ab heute die Aufarbeitung der wechselhaften Saison. In Einzelgesprächen mit den Spielern werden Laporte und Richer in den kommenden Tagen schonungslos analysieren, was schieflief. Mit den Profis, die noch keinen Vertrag für die kommende Saison haben, wird Richer klären, ob es weitergeht oder nicht. Viele Spieler dürfen sich indes kaum Hoffnungen auf einen Verbleib in Hamburg machen. "Einige Spieler haben noch die Chance zu bleiben. Diejenigen, die noch einen Kontrakt haben, können sich nun vier Monate lang überlegen, ob sie den Weg mit den Freezers weitergehen wollen. Wir sind mit unserem Team für die kommende Saison sehr weit. Eines kann ich garantieren: Es werden Charakterspieler kommen, die Eishockey leben", sagt Laporte, der noch bis Freitag in Hamburg weilt, ehe er sich auf Scoutingtour nach Nordamerika begibt.

Das erste Eistraining für die Saison 2011/12 findet am 12. August statt. Bis dahin dürften die Spieler den tiefen Frust, der gestern in der Hauptstadt spür- und sichtbar war, verdaut haben. Wer dann in Hamburg einen neuen Anlauf nehmen darf, bleibt abzuwarten.

Tore: 1:0 (11:40) Ustorf (TJ Mulock, Rankel), 1:1 (26:38) Murphy (Bassen, Traverse) 4-5, 2:1 (50:26) Sharrow (Rankel, Ustorf), 3:1 (54:19) TJ Mullock (Ustorf), 4:1 (59:17) Walser (Walker, Zepp). Strafminuten: 12/14. Schiedsrichter: Brill/Bauer (Zweibrücken/Nürnberg). Zuschauer: 14 200 (ausverkauft).