Desolate Freezers unterliegen im Play-off-Viertelfinale in eigener Halle den Adler Mannheim mit 1:8. Höchste Niederlage der Klubgeschichte.

Hamburg. Es war ein Tag, den die Fans der Hamburg Freezers lange herbeigesehnt hatten. Exakt 1099 Tage nach einem 1:4 gegen den späteren Meister Eisbären Berlin absolvierte der Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) wieder ein Play-off-Spiel auf eigenem Eis. Damals schieden die Hamburger aus und mussten bis zum gestrigen Abend warten. Ganz so dramatisch ist die Situation momentan noch nicht, dennoch verlief die Partie ähnlich erfolglos wie die am 20. März 2009. Im zweiten Play-off-Viertelfinale (Modus: best of seven) unterlag die Mannschaft von Trainer Benoît Laporte nach schwacher Leistung den Adler Mannheim auch in der Höhe verdient mit 1:8 (0:2, 1:3, 0:3). Es war die höchste Heimniederlage der Klubgeschichte.

Dabei schien eigentlich alles angerichtet für ein großes Eishockey-Fest. 10 085 Zuschauer fanden den Weg in die O2 World. Eigens für die Endrunde wurde mit den Spielern ein stimmungsvoller Einspielfilm produziert, der bei den Fans für Gänsehaut und großen Jubel sorgte. Begleitet von einer aufwendigen Pyro-Show, betraten die Akteure das Eis. Auch die Anhänger zeigten ihre Vorfreude auf die Play-offs in Form einer großen Choreographie. "Zeigt euer wahres Gesicht - Der Norden teuflisch gut", prangte es in großen Lettern in der Fankurve.

Mit dementsprechend viel Energie kam das Laporte-Team auch aus der Kabine. Nach 79 Sekunden stocherten diverse Freezers-Spieler den Puck Richtung Mannheimer Tor, doch Torwart Fredrick Brathwaite begrub den Puck unter sich. Auf den guten Beginn folgte die ganz kalte Dusche. Erst fälschte Freezers-Verteidiger Patrick Köppchen die Scheibe unglücklich ins eigene Netz ab, knapp zwei Minuten später nutzte der Rekordmeister ein Überzahlspiel zum 2:0 durch Christoph Ullmann. In der Folge bekamen die Freezers vom Titelkandidaten die Grenzen aufgezeigt. Zu allem Überfluss zeigte sich das Schiedsrichter-Duo Stephan Bauer und Willi Schimm nicht in Play-off-Form. Als David Wolf seinen Gegner leicht im Gesicht tätschelte, schickte das Referee-Duo den Stürmer wegen unnötiger Härte (!) vom Eis. Mannheim war es egal, und sagte Danke: Ullmann entschied mit seinem zweiten Treffer die Partie bereits im Mittelabschnitt.

Nach dem 0:4 durch Nikolai Goc skandierte der Fanblock "Wir wollen die Freezers sehen". Vergeblich: Die Hamburger waren auch in der Folge nur ein Spielball der Mannheimer, die immer wieder gefährlich vor Torwart John Curry, der im Schlussdrittel durch Ersatzmann Niklas Treutle ersetzt wurde, auftauchten. "Die Fans waren überragend, wir waren scheiße", brachte es Kapitän Christoph Schubert auf den Punkt, "wir müssen das Spiel jetzt aber abhaken. Lange herumweinen bringt nichts." Die Fans hatten die Partie bereits Ende des zweiten Drittels abgehakt, sangen bis zum Spielende "Marmor, Stein und Eisen bricht" und führten dabei eine Polonaise durch den Fanblock auf. Zu diesem Zeitpunkt war der Glaube an ein Wunder auch bei den Freezers-Profis längst gebrochen. Immerhin gelang noch der Ehrentreffer. Serge Aubin schweißte den Puck mit Wut im Bauch genau unter die Latte.

Bereits unmittelbar nach dem Spiel begann bei den Freezers die Vorbereitung auf die dritte Partie am Sonntag in Mannheim (14.30 Uhr). Anders als nach den Spielen der Hauptrunde, gingen die Spieler nach der Partie nicht mehr in den VIP-Bereich. Das Essen wurde vom Personal des "Platinum"-Restaurants der O2 World direkt in die Kabine geliefert - nachdem Laporte seine zehnminütige Gardinenpredigt hinter verschlossenen Türen gehalten hatte. Bereits am heutigen Sonnabend reist die Mannschaft mit dem Zug ab zu Spiel drei. Nach dem Fiasko von Freitag mit einer gehörigen Portion Extra-Druck im Gepäck.

Tore: 0:1 (2:32) Kink (Arendt, Belle), 0:2 (4:30) Ullmann (Magowan, Lehoux) 5-4, 0:3 (22:23) Ullmann (Mitchell, Magowan) 5-4, 0:4 (24:46) N. Goc (Mauer), 1:4 (36:06) Aubin (Oppenheimer), 1:5 (39:06) Kink (Glumac, Kettemer), 1:6 (46:14) Mitchell (Lehoux, Magowan) 5-4, 1:7 (53:37) Seidenberg (Wagner) 4-4, 1:8 (59:32) El-Sayed (Magowan). Strafminuten: 16/8. SR.: Bauer/Schimm (Nürnberg/Waldkraiburg). Zuschauer: 10085.