Der Freezers-Trainer Benoît Laporte spricht über die Kritik an seiner Person und weist die Vorwürfe zurück, die ihn offenbar verletzt haben.

Hamburg. Am Montagmittag leitete Trainer Benoît Laporte, 51, das erste Training nach einer Woche Urlaub. Auf dem Eis ließ sich der Frankokanadier nicht anmerken, wie sehr ihn die interne Kritik getroffen hat. Gerügt wurde vor allem sein Umgang mit dem Team. Nach der Einheit sprach der Trainer mit dem Abendblatt über seine Enttäuschung.

Hamburger Abendblatt: Herr Laporte, haben Sie nach einer Woche Kurzurlaub in Kanada den Kopf wieder freibekommen?

Benoît Laporte: Ich muss gestehen, dass es schwer war. Nachdem ich in der Zeitung gelesen habe, dass meine Zukunft hier scheinbar wieder offen ist. Ich möchte betonen, dass mir das bisher persönlich niemand so gesagt hat. Als ich gelesen habe, was mir alles vorgeworfen wird, musste ich erst einmal schlucken. Das hat mich sehr verletzt. Nicht als Trainer, sondern vor allem als Mensch. Natürlich ist es nicht gut, dass wir fünf Spiele in Folge verloren haben. Wichtig ist jetzt aber, dass wir alle im Klub zusammenhalten, damit wir die Freezers wieder in die Spur bekommen.

Machen Sie sich Sorgen, dass Sie im Falle einer Niederlage im Spiel gegen Wolfsburg am kommenden Dienstag Ihren Job verlieren?

Laporte: Nein, ich verschwende daran keinen Gedanken. Geschäftsführer Michael Pfad und Sportdirektor Stéphane Richer haben mir vor zwei Wochen gesagt, dass, sobald die Anschutz Entertainment Group (Freezers-Besitzer, Anm. Red) das Budget für die kommende Saison freigibt, ich ein Angebot bekomme. Deshalb habe ich zwei Angebote von anderen Klubs abgelehnt, weil ich unbedingt in Hamburg bleiben will. Bisher hat mein Agent aber noch nichts von den Freezers gehört.

Man wirft Ihnen vor, ein gestörtes Verhältnis zur Mannschaft zu haben.

Laporte: Ich kann nicht nachvollziehen, warum so etwas behauptet wird. Aus meiner Sicht habe ich ein perfektes Verhältnis zu meinen Spielern. Ich habe lange überlegt, ob ich den Jungs meine Meinung über die Dinge, die im Abendblatt standen, mitteile. Letztlich will ich sie aber nicht zusätzlich belasten.

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Es kam in der Mannschaft nicht gut an, dass Sie häufig nach den DEL-Partien via Medien die Führungsspieler kritisiert haben und generell sehr viel Druck auf die Profis ausüben.

Laporte: Wenn ich nach einer Partie etwas kritisiere, heißt es doch nicht, dass ich meine Spieler generell für schlecht halte. Es ist rein auf das Spiel bezogen. Es heißt, ich sei ein negativer Mensch, das bin ich überhaupt nicht. Aber, und das haben mich meine Eltern gelehrt, ich bin ein ehrlicher Mensch. Vielleicht kommt bei uns nicht jeder damit klar.

Ihr Team wirkt total verunsichert. Dennoch sträuben Sie sich nach wie vor gegen die Verpflichtung eines Mentaltrainers.

Laporte: Ich bin kein Fan davon, Gruppensitzungen mit einem Psychologen abzuhalten. Ich habe das zweimal in meiner Karriere probiert, und es hat überhaupt nichts gebracht. Einzelgespräche mit einem Mentaltrainer können helfen, aber letztlich ist es auch mein Job, den Spielern das nötige Selbstvertrauen zu geben.

Wie wollen Sie den Negativ-Trend bei den Freezers stoppen?

Laporte: Wir müssen zunächst diese fünf Niederlagen aus unseren Köpfen kriegen. Für uns beginnt jetzt eine neue Saison. Ich werde versuchen, den Druck von meinen Spielern zu nehmen. Zudem werden wir natürlich an unserem zuletzt schwachen Überzahlspiel arbeiten. Auch wenn wir nur einen Punkt Vorsprung auf Rang sieben haben, geht unser Blick nach oben. Wenn wir in den verbleibenden elf Spielen gemeinsam aus dieser Situation herauskommen, werden wir noch stärker werden.