Benoît Laporte steht bei den Hamburg Freezers nach fünf Niederlagen in Folge unter Druck. Publikumsliebling David Wolf verlängert bis 2015.

Hamburg. Der Tag nach der 2:3-Niederlage in Ingolstadt begann bei den Hamburg Freezers mit einer positiven Nachricht. Nach fünf Pleiten in Folge in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist die vorzeitige Vertragsverlängerung von Publikumsliebling David Wolf bis 2015 Balsam für die zuletzt geschundene Freezers-Seele. "Wir freuen uns, dass wir einen weiteren Leistungsträger langfristig an uns binden konnten. David, Garrett Festerling und Jerome Flaake bilden die stärkste deutsche Reihe in der DEL. Die Verlängerung zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagt Sportdirektor Stéphane Richer, der zuvor bereits die beiden Reihenpartner von Wolf mit langfristigen Verträgen ausgestattet hatte.

Der Weg in die Zukunft scheint richtig, sportlich sind die Hamburger nach einem starken Saisonstart jedoch ein wenig von diesem abgekommen. Nur noch vier Punkte beträgt der Vorsprung des Tabellensechsten auf Rang sieben, der nicht mehr zur direkten Play-off-Qualifikation berechtigen würde. Auch wenn die Verantwortlichen versuchen, ruhig zu bleiben und das Wort Krise nicht in den Mund zu nehmen, besteht intern die große Sorge, dass das anvisierte und für das Freezers-Image so wichtige Saisonziel verpasst wird. "Man muss realistisch sein. Da wir am Wochenende spielfrei haben, könnten wir nach der dann folgenden Länderspielpause das Erreichen der Top 6 nicht mehr in der eigenen Hand haben. Die sportliche Leitung muss jetzt die richtigen Schlüsse ziehen", sagt Michael Pfad, der vor allem Trainer Benoît Laporte in die Pflicht nimmt.

Publikumsliebling David Wolf soll bis 2015 bei den Freezers bleiben

Negativserie geht weiter: Freezers unterliegen Ingolstadt

Im Klub ist der 51-Jährige, der gestern in seine kanadische Heimat flog und deshalb nicht zu erreichen war, längst nicht mehr unumstritten. Bereits zu Saisonbeginn, als es sportlich gut lief, wurde der häufig schroffe und negative Ton des Trainers gegenüber dem Team angeprangert. Zwar besserte sich der Umgangston nach einem Gespräch zwischen Pfad und Laporte deutlich, in den vergangenen Wochen aber nahmen die atmosphärischen Störungen zwischen Laporte und dem Team zu. Vielen Spielern missfällt der verbale Druck, den der Coach via Presse und in Einzelgesprächen ausübt. Bestes Beispiel war der Ausraster nach der 1:3-Heimniederlage gegen Augsburg vor zwei Wochen. "Es ist verdammt noch mal immer derselbe Spieler, der die Fehler macht", polterte der Trainer und meinte Spielmacher Rob Collins. Zudem kritisierte Laporte gebetsmühlenartig nach jeder Niederlage öffentlich die Leistung seiner Führungsspieler. Eine signifikante Reaktion seitens seiner Stars gab es aber nicht. Die Folge: Trotz hochkarätiger Besetzung tun sich die Freezers schwer, Treffer zu erzielen. Das Torverhältnis der letzten fünf Spiele: 3:18. Zudem präsentiert sich das Über- und Unterzahlspiel in einem katastrophalen Zustand. Das Team wirkt verunsichert und ohne jegliches Selbstvertrauen.

Dass sie es besser können, bewiesen die Freezers in der ersten Hälfte der Saison, wo sie zum Teil mit starkem Offensiv-Eishockey die Fans begeisterten. Es erscheint offensichtlich, dass es sich nicht um mangelnde Qualität oder Charakterschwäche, sondern vielmehr um ein Kopfproblem handelt. Nach Abendblatt-Informationen sollte vor Saisonbeginn mit Heiko Hansen ein anerkannter Mentaltrainer kommen, um die Mannschaft auf Situationen wie die derzeitige vorzubereiten. Pfad und Richer standen der Idee positiv gegenüber, jedoch legte Laporte sein Veto ein. Begründung: Er selbst sehe sich in der Lage, diese im Sport immer wichtiger werdende Rolle auszufüllen. Selbst in der Phase, als es sportlich gut lief, wagte der Geschäftsführer erneut einen Vorstoß bei Laporte, um ihn von der Notwendigkeit eines Mentaltrainers zu überzeugen - vergebens.

Im Klub kam die ablehnende Haltung Laportes gegenüber einer externen Hilfe nicht gut an. Zumal man intern nicht von den psychologischen Fähigkeiten des ehemaligen Profis überzeugt ist. Jetzt könnte Laporte die damalige Entscheidung zum Verhängnis werden, seine angedachte Vertragsverlängerung wird immer unwahrscheinlicher. Noch Ende Dezember schien der neue Kontrakt Formsache, doch Umstrukturierungen beim Freezers-Besitzer Anschutz Entertainment Group (AEG) zögerten die Verhandlungen mit dem Chefcoach, aber auch mit Pfad und Richer bis zum heutigen Tag hinaus.

In der Causa Laporte könnte sich diese Verzögerung indes als glückliche Fügung erweisen. Selbst eine Ablösung während der Saison ist nicht mehr ausgeschlossen, sollte der Trainer nicht zeitnah die richtigen Stellschrauben finden. "Es ist unsere Aufgabe, die richtigen Entscheidungen im Sinne der Hamburg Freezers zu treffen und egal in welche Richtung zu reagieren. Es ist die Aufgabe des Trainers, gemeinsam mit der Mannschaft aus dieser Situation herauszukommen", sagt Pfad. Dass er überzeugt davon ist, dass der Coach dieses schafft, sagt er nicht.