Hamburg. Weltmeister kann die Kritik des Mercedes-Aufsichtsrats nicht nachvollziehen. Lauda und Motorsportchef Wolff stehen unter Zeitdruck.

Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg hat die Kritik von Niki Lauda an seinem überraschenden Rücktritt zurückgewiesen. "Ich verstehe nicht, was Niki da geritten hat. Irgendwas muss er falsch verstanden haben", sagte Rosberg in einem Interview mit der "Zeit". Der 31-Jährige unterstrich, alles getan zu haben, um seinem Mercedes-Team Planungssicherheit zu geben.

"Wenn es nur nach mir gegangen wäre, hätte ich mir lieber Zeit bis Weihnachten mit der Verkündung des Rücktritts gelassen, aber das hätte ich dem Team nicht antun können", sagte Rosberg. Lauda, Aufsichtsrats-Chef des Silberpfeileteams, hatte mit dem Karriereende Rosbergs gehadert. "Wir stehen voll im Regen", sagte der Österreicher, der nun mit Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff unter Hochdruck bis Ende des Jahres einen geeigneten Nachfolger finden muss: "Nico hätte uns ja vorwarnen können."

Mercedes will Kandidaten detailliert prüfen

Auf der Suche nach einem neuen Teamkollegen für Lewis Hamilton wollen die Silberpfeile die Verträge aller Kandidaten bis ins Detail prüfen. „Es gibt viele Verträge, die Performance-Klauseln enthalten, in denen viel Kleingedrucktes steht“, hatte Lauda zuletzt bereits geäußert. „Es ist nun unsere Pflicht, diese Klauseln zu finden bei den Fahrern, die uns interessieren.“

Ein Cockpit beim dominierenden Team der vergangenen drei Jahre hat einen enormen Reiz. Doch Anfang Dezember haben viele Fahrer wie Sebastian Vettel oder Fernando Alonso ihre Verträge für die nächste Saison längst in der Tasche.

Zwischen diesen Fahrern entscheidet sich Rosbergs Erbe

„Wir haben eine Vielzahl von Optionen, auch arrivierte Fahrer“, versicherte Wolff, der Fahrer aber nicht mit juristischen Mitteln aus ihren Verträgen herausholen will. Aus seiner Sicht sind Ferrari-Star Vettel oder die Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo tabu. Alle drei haben wohl keine Ausstiegsklausel, Mercedes will keinen Streit mit der Konkurrenz.

Chance für Wehrlein oder Ocon?

Alonso würde nach zwei Frustjahren bei McLaren ein Angebot Wolffs wohl nicht ausschlagen. Fraglich ist aber, ob die Briten den zweimaligen Weltmeister freigeben würden. Zudem lieferte sich Alonso 2007 mit Hamilton ein vergiftetes WM-Duell. Dies sei „ein Territorium, das ich nicht betreten möchte“, sagte Wolff. Eine Option wäre der Mercedes-Nachwuchs.

Mit Blick auf die Regelreform 2017 wären die unerfahrenen Pascal Wehrlein und Esteban Ocon aber ein Risiko. Andererseits muss das neue Auto auf den Rosberg-Ersatz zugeschnitten werden, daher drängt die Zeit. Wolff: „Da haben wir mit unseren Buben einen Vorteil, weil beide 3-D-gescannt sind und als Ersatzfahrer auch eingeplant waren in das Chassis-Design.“

So ausgelassen feiert Rosberg seinen ersten WM-Titel: