Sindelfingen.

Nach dem Rücktritt von Weltmeister Nico Rosberg stürzt sich Formel-1-Branchenprimus Mercedes in das Casting von Mister X. Auf der Suche nach einem neuen Teamkollegen für Lewis Hamilton wollen die Silberpfeile die Verträge aller Kandidaten bis ins Detail prüfen. „Es gibt viele Verträge, die Performance-Klauseln enthalten, in denen viel Kleingedrucktes steht“, sagte Teamaufsichtsrat Niki Lauda. „Es ist nun unsere Pflicht, diese Klauseln zu finden bei den Fahrern, die uns interessieren.“ Lauda und Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sind bei dieser Aufgabe gefordert. Bis Ende des Jahres soll der Neue gefunden sein. Ein Cockpit beim dominierenden Team der vergangenen drei Jahre hat einen enormen Reiz. Doch Anfang Dezember haben viele Fahrer wie Sebastian Vettel oder Fernando Alonso ihre Verträge für die nächste Saison längst in der Tasche.

„Wir haben eine Vielzahl von Optionen, auch arrivierte Fahrer“, versicherte Wolff, der Fahrer aber nicht mit juristischen Mitteln aus ihren Verträgen herausholen will. Aus seiner Sicht sind Ferrari-Star Vettel oder die Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo tabu. Alle drei haben wohl keine Ausstiegsklausel, Mercedes will keinen Streit mit der Konkurrenz.

Alonso würde nach zwei Frustjahren bei McLaren ein Angebot Wolffs wohl nicht ausschlagen. Fraglich ist aber, ob die Briten den zweimaligen Weltmeister freigeben würden. Zudem lieferte sich Alonso 2007 mit Hamilton ein vergiftetes WM-Duell. Dies sei „ein Territorium, das ich nicht betreten möchte“, sagte Wolff. Eine Option wäre der Mercedes-Nachwuchs. Mit Blick auf die Regelreform 2017 wären die unerfahrenen Pascal Wehrlein und Esteban Ocon aber ein Risiko. Andererseits muss das neue Auto auf den Rosberg-Ersatz zugeschnitten werden, daher drängt die Zeit. Wolff: „Da haben wir mit unseren Buben einen Vorteil, weil beide 3-D-gescannt sind und als Ersatzfahrer auch eingeplant waren in das Chassis-Design.“