Mit großen Sorgen fahren Weltmeister Sebastian Vettel und das Team Red Bull zum WM-Auftakt nach Melbourne. Der Rückstand auf die „Winterkönige“ von Mercedes ist erheblich

Hamburg. Der Weltmeister musste nachsitzen. Während seine Rivalen Lewis Hamilton und Fernando Alonso längst wieder in der Heimat waren und das erste Rennen des neuen Formel-1-Jahres kaum noch erwarten können, tuckerte Sebastian Vettel auch am Montag wieder durch die Wüste. Nach den letzten und wieder ernüchternden Testfahrten vor dem Saisonauftakt in knapp zwei Wochen in Australien blieb der 26-Jährige mit seinem kriselnden Red-Bull-Team gleich in Bahrain und machte ein paar Werbeaufnahmen. Aber so war Vettel immerhin einmal der Schnellste auf der Piste - aber eben auch der Einzige.

Der Konkurrenz fährt der Dominator der vergangenen Jahre nur noch hinterher. „Bescheiden“, nannte der Seriensieger aus Heppenheim die Bilanz der Testfahrten vor dem Auftakt in Melbourne (16. März). Und in Wahrheit hatte Vettel wohl ein ganz anderes Wort mit „Sch“ im Kopf. Red Bull steckt in der Krise, und Vettel droht „Down Under“ ein Debakel. Sein Wagen schafft es ohne Probleme kaum ein paar Meter aus der Garage, und während Mercedes und Ferrari Kilometer um Kilometer abspulten, schlich Vettel förmlich um die Kurven. „Ich sehe uns sicher nicht in der Favoritenrolle“, sagte der Vierfach-Weltmeister: „Es liegt noch ein langer Weg vor uns.“

Während Vettel und Red Bull alle Mühe damit haben, ihre aufkommende Panik in Grenzen zu halten, passt Hamilton vor lauter Selbstvertrauen und Ehrgeiz kaum noch in seinen Silberpfeil. „Alles in allem war es eine fantastische Winterpause. Wir sind so bereit, wie wir nur sein können“, sagte der Ex-Weltmeister entzückt über die gelungenen Vorbereitung, in der sich Mercedes als stärkstes Team präsentierte. Hamilton und sein Kollege Nico Rosberg spulten nicht nur die meisten Runden ab und konnten so wichtige Daten sammeln, sie waren auch beim Tempo immer vorne mit dabei. Trotzdem versicherte Hamilton artig: „Vettel bleibt der Gejagte.“

Doch dem Überflieger droht in Australien ein Desaster. In der jetzigen Form könnte Vettel sogar die Qualifikation für das Rennen wegen der 107-Prozent-Regel verpassen. Doch dieses Horrorszenario ist noch längst nicht seine größte Baustelle. „Im Moment haben wir größere Probleme zu lösen als die Geschwindigkeit“, sagte Vettel, der in Australien wegen den anfälligen neuen Motoren ein Ausfall-Festival erwartet: „Es wird chaotisch, sicher anders als die Jahre zuvor. Die Zuschauer können gespannt sein.“

Mercedes drehte bei den drei offiziellen Testfahrten 975 Runden, Ferrari 875 und Red Bull lächerliche 316. Für Vettel geht es bis Australien deshalb nur noch um Schadensbegrenzung. „Die zwei Wochen müssen wir gut nutzen, um dann ein bisschen besser auszusehen“, sagte er.

Wie Mercedes kommt auch Ferrari immer besser in Schwung. „Iceman“ Kimi Räikkönen soll in Bahrain sogar zufrieden gelächelt haben - was ja nicht so oft vorkommt. Und sein Kollege Alonso tönte: „Wir werden eines der besten Teams sein.“