Zwei Wochen vor dem WM-Auftakt in Australien spitzt sich die Motorenkrise bei Red Bull zu. Vettels Mentor Marko erhöht den Druck auf den Lieferanten Renault und prophezeit eine langwierige Aufholjagd gegenüber Mercedes.

Sakhir/Hamburg. Gut zwei Wochen vor dem Formel-1-Saisonauftakt in Australien (16. März) herrscht im Team von Weltmeister Sebastian Vettel (26) wegen der Rückschläge bei den bisherigen Testfahrten Alarm.

„Unsere Probleme würden gerade nicht einmal zehn Millionen Euro lösen“, sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko der „Bild“-Zeitung. Der Rivale Mercedes sei „einen großen Schritt voraus. Wir müssen bis Australien und wahrscheinlich darüber hinaus zittern. Erfreulich ist das alles nicht.“

Das Weltmeisterteam hat bislang wie kaum ein zweites Team mit Problemen zu kämpfen und absolvierte viel weniger Testrunden als die Herausforderer um den deutschen Werksrennstall MercedesAMG.

Wegen der anhaltenden Probleme sei auch Vettel „'not amused', dass wir so sehr im Rückstand sind“, sagte Vettels Mentor Marko: „Aber wütend werden bringt jetzt nichts.“

Vettel wird am Wochenende wieder in seinen Wagen steigen und in Bahrain die bisher für Red Bull recht ernüchternde Testphase beschließen, bevor es in Melbourne ernst wird.

Marko erhöht Druck auf Renault

Die Hauptschwierigkeiten scheinen beim Lieferanten des neuen Antriebsstrangs zu liegen. Deshalb setzt Marko Renault unter Druck. Die Weltmeisterschmiede ist mit ihrem Wagen eigentlich ganz zufrieden, der Motor sei bei der Entwicklung der Bremsklotz: „Renault muss den Motor in den Griff bekommen.“

Gleichwohl traten bis zur letzten viertägigen Testphase bis diesen Sonntag auf dem Grand-Prix-Kurs in Bahrain auch mehrere andere Probleme bei dem dominierenden Team der vergangenen vier Jahre auf.

Im Gegensatz zu Red Bull und Vettel konnten die Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton (England) und Nico Rosberg (Wiesbaden) ihr Pensum bisher ohne größere Probleme abspulen. Das Duo gilt neben der Paarung Fernando Alonso und Kimi Räikkönen (Ferrari) als Favorit beim Saisondebüt in zwei Wochen in Australien.

Ricciardo nach 32 Runden in die Box

Derweil bot sich zum Auftakt der zweiten Formel-1-Testwoche auf dem Grand-Prix-Kurs von Sakhir/Bahrain am Donnerstag ein bekanntes Bild: Red Bull in der Box und Mercedes als Dauerbrenner.

Vettels neuer Teamkollege, der Australier Daniel Ricciardo, überstand 32 Runden problemlos, ehe er den Red Bull mit abgeschaltetem Motor die abschüssige Boxenstraße entlang Richtung Garage rollen ließ.

Von Red Bull gab es zunächst keine Informationen über den Grund des Manövers. Ricciardo bestreitet die Testfahrten für seinen neuen Arbeitgeber am Donnerstag und Freitag, ehe am Wochenende Sebastian Vettel die bisher für Red Bull recht ernüchternde Testphase beschließt.

Ricciardo war am Donnerstagmorgen recht ordentlich unterwegs gewesen, mit seiner Bestzeit von 1:37,908 Minuten allerdings deutlich unter der von Force-India-Pilot Sergio Perez (Mexiko/1:35,290) geblieben. Zum Vergleich: Bei den Testfahrten in der vergangenen Woche hatte Nico Rosberg im Mercedes an gleicher Stelle 1:33,283 vorgelegt.

Roberg einer der Fleißigsten

Rosberg gehörte auch am Donnerstag wieder zu den Fleißigsten, bis zum frühen Nachmittag hatte der 28-Jährige bereits 65 Runden abgespult. Von Perez' Bestzeit trennten Rosberg knapp 1,5 Sekunden. In der Nachmittags-Session waren bei Mercedes hauptsächlich Simulationen von Boxenstopps und Starts vorgesehen. Derweil lief der Tag für Ferrari nicht ganz zufriedenstellend, Kimi Räikkönen drehte zwölf Runden, danach stand sein Auto stundenlang in der Box.

McLaren gedachte am Donnerstagmorgen seines ehemaligen Piloten Peter Revson. Der Erbe des Kosmetikkonzerns Revlon hatte 1973 in einem McLaren die Grand Prix in Großbritannien und Kanada gewonnen. Nur wenige Wochen nach seinem Wechsel zum Team Shadow war der damals 35-jährige Amerikaner im März 1974 bei Testfahrten für den südafrikanischen Grand Prix in Kyalami tödlich verunglückt.