Mit einem lockeren Spruch hat Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel seinen Kollegen Nico Rosberg verärgert. Die Debatten abseits der Strecke bereiten dem WM-Spitzenreiter derzeit große Mühe.

Yeongam. Auf diese Art von Gegenwind hätte Sebastian Vettel bei seiner Alleinfahrt Richtung Formel-1-Titel Nummer vier gern verzichtet. Zunächst erreichte den WM-Spitzenreiter die beunruhigende Botschaft von einem möglichen Taifun am Renn-Sonntag in Südkorea, dann entlud sich auch noch ein verbales Gewitter von Landsmann Nico Rosberg über dem Weltmeister. „Abgehoben“ und „sehr unangemessen“, schimpfte der Mercedes-Pilot am Donnerstag in Yeongam über Vettel, und bezog sich auf einen flapsigen Spruch des Dreifach-Champions nach seiner jüngsten Siegesserie.

Verstimmt von Buhrufen einiger Fans wegen seiner zuletzt erdrückenden Dominanz hatte Vettel in Singapur zur Begründung seiner klaren Erfolge erklärt: „Wenn andere die Eier in den Pool hängen lassen am frühen Freitag, arbeiten wir immer noch hart für ein starkes Rennen.“ Vor dem Großen Preis von Südkorea konterte Rosberg nun sichtlich genervt: „Er sollte sich weniger Gedanken machen über meine Eier und mehr auf sich selbst gucken.“

Wegen seines Spruchs wolle er Vettel noch zur Rede stellen, kündigte der Silberpfeil-Fahrer an. Der Red-Bull-Pilot laufe „ganz klar“ Gefahr, den Respekt seiner Kollegen durch derartige Aussagen zu verspielen. „Mein Team arbeitet sich den Hintern ab“, versicherte Rosberg. Auch Sauber-Pilot Nico Hülkenberg widersprach dem Eindruck, seine Mannschaft würde weniger Einsatz in der Garage zeigen. „Wir arbeiten so lange, bis wir alle offenen Punkte abgehakt und das Maximum für uns rausgeholt haben“, versicherte der 26-Jährige.

Vettel zeigte sich im sonnigen Yeongam überrascht von der Wucht der Debatte. In seiner Medienrunde versuchte der Hesse, seinen Kommentar zu relativieren. „Es ging nicht darum, gegen einen anderen etwas zu sagen, sondern zu zeigen, dass unser Erfolg nicht von ungefähr kommt“, sagte Vettel.

Ganz ausweichen aber konnte der Titelverteidiger den Diskussionen der vergangenen Tage nicht. Die Pfiffe gegen ihn in Monza und Singapur, der seltsame Vorwurf unerlaubter technischer Hilfe in Form einer Traktionskontrolle am Red Bull und nun auch noch der Wirbel um den Eier-Spruch – abseits der Strecke hat es Vettel derzeit schwerer als auf dem Asphalt. „Jeder hat ein Recht auf seine Meinung“, entgegnete der Heppenheimer trotzig.

In der WM bleibt allerdings kaum noch Interpretationsspielraum. 60 Punkte Vorsprung nimmt Vettel mit in den 14. von 19 Saisonläufen am Sonntag (8.00 Uhr MESZ/RTL und Sky und im Liveticker auf abendblatt.de). Schon in Japan eine Woche später könnte er wieder Weltmeister sein, wenn er wie im Vorjahr in Yeongam und Suzuka gewinnt und der Gesamtzweite Fernando Alonso nicht mehr als zehn Punkte einfährt. „Wir müssen einen besseren Job machen“, ermahnte Alonso sein Ferrari-Team.

Helfen könnte dem Spanier der für das Wochenende angekündigte Starkregen. Die Ausläufer des Taifuns Fitow könnten auf dem Korea International Circuit am Ostchinesischen Meer für ein ähnliches Durcheinander wie 2010 sorgen, als das Premierenrennen wegen der Wassermassen für 49 Minuten unterbrochen war und erst bei Einbruch der Dunkelheit endete. Damals fiel Vettel als Führender kurz vor Schluss mit einem Defekt aus.

Ansonsten aber war der Heppenheimer stets die prägende Figur in Yeongam. Von bislang 165 Rennrunden auf dem 5,615 Kilometer langen Kurs hat Vettel 153 angeführt. Zuversicht ist daher durchaus angebracht. „Keine Ahnung, was am Sonntag auf uns zukommt“, sagte der Red-Bull-Star, „aber egal, wo wir hinkommen, unser Paket ist stark.“