Der Finne Kimi Räikkönen steht vor der Rückkehr zur Scuderia, wo er 2007 den letzten WM-Titel der Roten holte. Ein Wechsel, der bei Starpilot Fernando Alonso für schlechte Stimmung sorgen dürfte

Monza. Kimi Räikkönen tat auch im Ferrari-Land das, was er so gerne tut: Er schwieg. Dass der Finne im kommenden Jahr zur Scuderia zurückkehrt, dass er der neue Trumpf beim Großangriff auf Weltmeister Sebastian Vettel wird, das soll beschlossene Sache sein. Laut zahlreichen Medienberichten ist die Einigung bereits erfolgt. Doch Hoffnungsträger Räikkönen wollte sich in Monza nicht zu seiner Zukunft äußern, und auch Ferrari schwieg rund um das Heimspiel eisern.

„Wir haben noch keine Entscheidung getroffen, wir haben noch keinen Vertrag unterzeichnet“, sagte Ferrari-Boss Luca di Montezemolo. Immerhin, eine Entscheidung soll noch in dieser Woche verkündet werden. „Gleich nach Monza“ werde man das Thema angehen. Sollte der Deal tatsächlich über die Bühne gehen, hätte Ferrari im Kampf gegen Vettel 2014 die wohl stärkste, aber zweifellos auch die mit Abstand explosivste Fahrerpaarung der Königsklasse: Mit Räikkönen und Vizeweltmeister Fernando Alonso würden zwei absolute Alpha-Tiere im gleichen Team aufeinanderprallen.

Räikkönen selbst schließt einen Verbleib bei Lotus ebenso wenig aus wie eine erneute Liaison mit Ferrari – obwohl der 33-Jährige die Scuderia 2010 im Unfrieden verlassen hatte. Trotz laufenden Vertrages musste er damals für Alonso Platz machen, die Trennung kam einem kleinen Rosenkrieg gleich.

Nun sagte Räikkönen, der 2007 den bisher letzten WM-Titel für die stolzen Italiener holte, überraschend offen: „So viel ich weiß, habe ich in der Formel 1 gegen niemanden etwas. Es muss einfach stimmen, aus jeder Perspektive.“ Sprich: schnelles Auto, gute Stimmung – und das Gehalt. Ein erneuter Titel, Räikkönens Hauptantrieb, wäre im Ferrari deutlich realistischer als bei Lotus.

Und auch Montezemolo will von gekränkten Eitelkeiten nichts wissen. „Was ist denn damals passiert?“, fragte der Graf: „Wir sind Weltmeister geworden. Kimi ist ein guter Fahrer, und für uns alle war das ein großer Erfolg.“ Der 66-Jährige betonte allerdings, dass auch ein Verbleib von Alonso-Teamkollege Felipe Massa (Brasilien) möglich sei. „Wir werden mit ihm reden“, sagte Montezemolo, angeblich soll das Gespräch für Mittwoch angesetzt sein.

Während ein Transfer für Räikkönen einem Karriereschub gleichkäme, wäre es für Alonso ein herber Rückschlag. Der Spanier würde auf der Jagd nach dem WM-Triumph seinen treuen Adjutanten Massa eintauschen müssen gegen einen Titelrivalen im eigenen Stall – ein erbitterter Kampf um den Nummer-1-Status wäre zu erwarten. Schon jetzt, noch vor Bekanntgabe eines Wechsels, wird daher eifrig über einen Abschied Alonsos von der Scuderia spekuliert.

Doch die Flucht vor Räikkönen scheint keine Option für den stolzen Spanier. „Ich habe keine Angst vor Kimi“, hatte der 32-Jährige bereits in Spa gesagt, in Monza bekräftigte er nun seine Treue zur Scuderia, interne Spannungen gebe es keine. „Ich habe einen Vertrag bis 2016, und den werde ich erfüllen, vielleicht sogar noch einmal verlängern“, sagte Alonso: „Ich möchte meine Karriere im besten Team der Welt beenden – und das ist Ferrari.“ Für Äußerungen wie diese lieben ihn die Tifosi. Wie sehr, das wurde in Monza deutlich: Trotz seines zweiten Platzes hinter Vettel wurde er auf dem Podest minutenlang wie der Sieger gefeiert.

Dass allerdings auch Räikkönen im Ferrari-Land noch immer willkommen ist, daran ließen die Fans keinen Zweifel. Mit einem Plakat gaben sie dem für seine Feierlaune und Trinkfestigkeit bekannten Finnen eine Entscheidungshilfe. „Komm zurück nach Italien, Kimi“, war darauf zu lesen: „Wir haben Wein!“