Der Weg zum vierten WM-Titel wird immer kürzer. Sebastian Vettel hat auch das Rennen in Monza gewonnen. Beim Italien-Grand-Prix hatten seine Verfolger keine Chance. Der deutsche dominierte das Rennen.

Monza. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel kann den Champagner für seinen vierten Titel in Serie schon kalt stellen. Der Red-Bull-Pilot zeigte beim Großen Preis von Italien eine beeindruckende Show und baute durch seinen nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg in Monza seinen Vorsprung in der WM-Wertung auf Fernando Alonso im Ferrari auf 53 Punkte aus. In den verbleibenden sieben Rennen gilt Vettels Red Bull als das mit Abstand überlegene Auto, so dass seine Führung kaum noch einmal in Gefahr geraten sollte. „Juhuuu“, jubelte er in einer ersten Reaktion über den Funk: „Ganz stark, ganz starker Job Jungs.“ Vettel fuhr auf der 5,793 km langen Hochgeschwindigkeitsstrecke (über 70 Prozent Vollgasanteil, in der Spitze 340 km/h) im Königlichen Park von Monza ein einsames Rennen an der Spitze und sicherte sich seinen sechsten Saisonsieg im zwölften Rennen. Hinter dem 26-Jährigen landete sein ewiger Rivale Alonso auf Platz zwei, Dritter wurde Vettels Teamkollege Mark Webber.

Mit seinem Sieg demütigte Sebastian Vettel die Tifosi bei ihrem Heimrennen. Alonso hatte im Ferrari-Land alles versucht und wollte mit einem Sieg beim Heimspiel eigentlich noch einmal für Spannung im Kampf um die WM-Krone sorgen. Doch der Heppenheimer zertrümmerte mit einer Machtdemonstration diese Hoffnungen. Die tausenden Tifosi auf den Tribünen an der Strecke waren geschockt ob der Überlegenheit des Deutschen. Wie ein perfekt programmierter Rennroboter spulte Vettel seine Runden ab und demontierte so die Konkurrenz.

Mit seinem 32. Karrieresieg baute Vettel nicht nur seine WM-Führung noch weiter aus, der 26 Jahre alte Heppenheimer zog in der ewigen Siegerliste der Formel 1 auch noch mit seinem ärgsten Widersacher Alonso gleich. „Sehr, sehr gut“, jubelte Vettel via Boxenfunk.

Mit Blick aufs WM-Klassement raubte Vettel seinen Verfolgern fast schon die letzten Hoffnungen. Der Weltmeister der vergangenen drei Jahre startet nun mit 222 Zählern in die Asien-Wochen der Königsklasse. Alonso liegt 53 Punkte zurück. Lewis Hamilton hat insgesamt 141 Punkte, Kimi Räikkönen liegt bei 134 Zählern. Nico Hülkenberg, überraschend von Platz drei ins Rennen gestartet, kämpfte wie ein Löwe und wurde am Ende starker Fünfter - das zweitbeste Ergebnis seiner Karriere. Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer drückte den Silberpfeilpiloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton in der Mercedes-Box die Daumen - half aber nichts. Rosberg wurde Sechster, Hamilton nur Neunter. Kimi Räikkönen kam im Lotus nach einer kleinen Kollision am Start nicht über Platz elf hinaus und büßte endgültig seine Titelchancen ein. Am Rande des Rennens wurde spekuliert, dass der Finne vor einer Rückkehr zu Ferrari steht.

Ohnehin wurde alles schnell zum erwarteten Zweikampf zwischen Vettel und Alonso. Am Start schon machte der Spanier Boden gut, kam von Rang fünf auf vier. Teamkollege Felipe Massa schob sich sogar vorbei an Vettels Stallrivalen Mark Webber von vier auf zwei. Vettel selbst erwischte dagegen nicht den besten Start: Nur mit Mühe konnte er seine 40. Pole verteidigen, als es in die Schikane ging, rauchten die Bremsen. Aber Vettel blieb vorn. Landsmann Hülkenberg rutschte nach seinem famosen dritten Qualifikationsrang auf Platz fünf.

Und es dauerte nicht lange, bis die WM-Auslese zugunsten Vettels ihren Lauf nahm. Als hätte Startplatz elf die Hoffnungen von Kimi Räikkönen nicht schon genug gedämpft, fand er sich nach nicht mal 20 Kilometern gar am Ende des Feldes wieder. Nach einem leichten Auffahrunfall im Startgemenge musste er früh an die Box, um sich einen neuen Frontflügel zu holen. Der Finne, der im nächsten Jahr womöglich als Ferrari-Fahrer in Monza antreten könnte, fiel bis auf den 21. Rang zurück – und damit auf den letzten, nachdem Paul di Resta im Force India früh ausgefallen war.

Erst Räikkönen, der als WM-Vierter mit satten 63 Punkten Rückstand in das letzte Europarennen des Jahres gestartet war, dann Hamilton, der WM-Dritte. Der Mercedes-Mann, dessen Pole-Serie (4) Vettel ein Ende bereitet hatte, musste nach einem schleichenden Plattfuß zu einem ungeplanten Reifenwechsel an die Box. Nach dem schon enttäuschenden Platz zwölf in der Startaufstellung musste Hamilton sich zwischenzeitlich von Rang 16 nach vorn arbeiten.

Alles zum Wohle des Weltmeisters, der seinem dritten Sieg auf dem 5,783 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitskurs zunächst unbeirrt entgegenfuhr. Wenn da nur nicht dieser Alonso gewesen wäre, der ohne viel Gegenwehr zuerst Webber und dann auch Massa überholt hatte. Vor den Augen von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo gab der Weltmeister von 2005 und 2006 mächtig Gas. Nachdem er sich via Boxenfunk in der Qualifikation noch über eine misslungen Taktik der Scuderia beklagt hatte, raunzte der 32-Jährige im Rennen wegen des blinkenden Schlusslichts an Vettels Red Bull.

Als Vettel dann zum ersten Stopp in die Boxengasse abbog, musste Alonso das ihn störende Blinklicht nicht mehr ertragen. Zumindest vier Runden lang, ehe auch der Spanier sich neue Gummis für seinen Ferrari abholte. Als beide sich wieder ins Feld eingereiht hatte, betrug Alonsos Rückstand auf Vettel über zehn Sekunden.

Dahinter wollten sich aber auch Räikkönen und Hamilton noch nicht gänzlich aus dem WM-Rennen verabschieden, bevor es auf die Sieben-Rennen-Überseereise geht. Bei beiden leuchtete es bisweilen lila für die schnellste Rennrunde. Beide hätten aber ebenso wie Alonso deutlich mehr Punkte einfahren müssen, um mit einigermaßen realistischen Chancen die Asien-Wochen der Königsklasse in Angriff zu nehmen, die bislang eine besondere Domäne des deutschen Dominators waren.

Das gilt auch für Alonso. Druck von hinten bekam er keinen im Rennen mehr, Verfolger Webber hatte mit dem Getriebe seines Red Bull zu kämpfen und musste zusehen, wie er den dritten Rang ins Ziel rettete. Für Vettel wurden die letzten Runden dagegen zur sonntäglichen Spazierfahrt. Mit Material von sid