Das Qualifying zum Großen Preis von Italien in Monza bot einige Überraschungen: Räikkönen und Hamilton schwach, Red Bull in Reihe eins und Hülkenberg auf drei. Ferrari beim Heimspiel enttäuschend.

Monza. Nach seinem Coup jubelte Sebastian Vettel „Juhu“ und streckte breit grinsend mehrfach den Finger in die Luft. Der Red-Bull-Pilot holte in der Qualifikation zum Großen Preis von Italien nicht nur die 40. Pole-Position seiner beeindruckenden Formel-1-Karriere. Er profitierte auch vom teilweise enttäuschenden Abschneiden seiner WM-Widersacher in Monza: Fernando Alonso startet ausgerechnet beim prestigeträchtigen und richtungweisenden Ferrari-Heimrennen nur von Rang fünf. Kimi Räikkönen als Elfter und Lewis Hamilton als Zwölfer haben praktisch keine Siegchancen mehr. „Es sieht sehr perfekt aus für das Rennen“, sagte der dreifache Weltmeister Vettel hochzufrieden nach seiner Fabelrunde am Sonnabend.

Nico Hülkenberg schaffte sogar eine Sensation. Der Sauber-Pilot aus Emmerich katapultierte sich völlig unerwartet hinter Mark Webber (Australien) im zweiten Red Bull auf den dritten Rang. „Das ist eine Super-Überraschung für uns. Das hätte ich nie gedacht“, sagte Hülkenberg, der seinen Landsmann Vettel beim Strahlen weit übertraf. „Das ist ein schönes Highlight für uns und wird uns Auftrieb geben.“ Für ihn und den Schweizer Rennstall verlief die Saison bislang eher ernüchternd.

Vettel bot bei hochsommerlichen 30 Grad im Königlichen Park wieder eine WM-würdige Leistung. Durch seine vierte Pole in diesem Jahr, zugleich seine dritte in Monza, hat der 26 Jahre alte Heppenheimer beste Chancen auf seinen dritten Triumph in Italien. „Das ist ein spezieller Kurs“, sagte er. „Ich habe wunderschöne Erinnerungen an

2008.“ Damals krönte er sich im unterlegenen B-Team Toro Rosso im Alter von 21 Jahren und 73 Tagen zum jüngsten Grand-Prix-Gewinner der Geschichte. 2011 siegte er auf dem Hochgeschwindigkeitskurs im Red Bull. In diesem Jahr startete Vettel letztmals vor drei Monaten in Kanada von Position eins.

Alonso: „Das ist kein gutes Ergebnis“

Mit 1:23,755 Minuten auf der 5,793 Kilometer langen Strecke deklassierte Vettel das deutlich langsamere WM-Verfolgertrio Alonso, Räikkönen und Hamilton regelrecht. Webber wies als Zweiter auch schon

0,213 Sekunden Rückstand auf. Alonso räumte nach dem Rückschlag frustriert ein: „Das ist kein gutes Ergebnis. Es wird hart im Rennen. Die Red Bull sind schon das ganze Wochenende stark.“

Nico Rosberg belegte den sechsten Rang. „Das Auto hat mir einfach nicht gelegen“, sagte der Mercedes-Mann aus Wiesbaden. „Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Auf so einer Strecke braucht man Vertrauen ins Auto.“ Adrian Sutil (Gräfelfing) verpasste als einziger des deutschen Quartetts beim Europafinale den Sprung in die Top Ten. Der Force-India-Pilot wurde 14.

Hamilton: „Ich bin wie ein Idiot gefahren“

Für Hamilton und Räikkönen war die Qualifikation sogar ein Desaster. Die beiden Ex-Champions kassierten ebenfalls in der zweiten Quali-Runde völlig überraschend den K.o. „Ich bin wie ein Idiot gefahren“, beschimpfte sich Hamilton selbst. Der britische Mercedes-Pilot hatte zuvor viermal in Serie die Pole geholt und liegt mit fünf Saison-Bestzeiten weiter vor Vettel (4) und Rosberg (3). Hamilton hatte sich einen groben Patzer in der Parabolica geleistet und war zudem wohl von Sutil behindert worden.

Räikkönen beurteilte seinen elften Rang beinahe stoisch. „Mit so kleinen Flügeln ist für uns nicht mehr Speed drin. Das war schon im Vorjahr so“, sagte der finnische Lotus-Pilot. „Da kann ich arbeiten, wie ich will.“

Vor dem Europafinale an diesem Sonntag (14 Uhr/im Liveticker bei abendblatt.de) führt Titelverteidiger Vettel die WM-Wertung mit 197 Punkten überlegen vor Alonso (151) an. Der zweimalige Champion aus Spanien weist schon 46 Punkte Rückstand auf. Hamilton (139) ist Gesamtdritter vor Räikkönen (134).