Nach dem Qualifying in Shanghai sicherte sich der Silberpfeil-Fahrer erstmals den vordersten Startplatz. Michael Schumacher startet vom zweiten Platz.

Shanghai. Nico Rosberg nahm die Gratulationen der Konkurrenten entgegen, grinste vor sich hin und konnte es wohl selbst kaum glauben. Mit einer perfekten Runde hat der Mercedes-Pilot im Qualifying zum Großen Preis von China in Shanghai gleich zwei Durststrecken beendet und für eine Sternstunde gesorgt. Der 26-Jährige steht zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere beim Start des Rennens am Sonntag (09.00 Uhr MESZ) auf Platz eins. Und zugleich war es die erste Pole Position für einen werkseigenen Mercedes-Rennstall seit 57 Jahren. „Das ist der absolute Hammer. Es hat alles perfekt gepasst, es ist vollkommen aufgegangen. Mit Michael in der ersten Startreihe ist echt cool“, sagte Rosberg.

Neben Rosberg steht nämlich der Rekordweltmeister. Da der Brite Lewis Hamilton im McLaren trotz der zweitbesten Zeit wegen eines Getriebewechsels fünf Startplätze nach hinten versetzt wird, geht Michael Schumacher als Zweiter ins Rennen. „Prima gemacht von Nico“, sagte Schumacher. Doch nach dem verpatzten Saisonstart mit nur einem WM-Punkt dachte Schumacher sogleich an das Rennen. „Es gibt ein Fragezeichen, ob wir die Positionen halten können. Aber wir werden daran glauben und alles dafür tun“, sagte der 43-Jährige und wurde dann fast schon sentimental. „Beide Silberpfeile in der ersten Reihe. Da musste das Team etwas länger drauf warten.“

Warten musste auch Rosberg, nachdem er in 1:35,121 Minuten die Bestzeit vorgelegt hatte. Der 26-Jährige, der in bislang 110 Rennen noch nie gewann, blieb zwei Minuten vor Ende des Qualifyings in der Box und starrte wie gebannt auf den Monitor. Doch die Konkurrenz konnte nicht mehr nachziehen. Im Gegenteil: Rosberg hatte am Ende mehr als eine halbe Sekunde Vorsprung vor Hamilton. Dafür gab es dann auch Lob von Mercedes-Sportchef Norbert Haug: „Dass er die Runde so rausgezaubert hat, spricht für ihn. Es war eine gute fahrerische Leistung, auch von Michael.“

Wie im falschen Film dürfte sich Sebastian Vettel vorgekommen sein. Als das Red-Bull-Team dem Weltmeister per Funk den elften Platz durchgab, schwieg der 24-Jährige. Auch nach seinem schwächsten Qualifying seit dem Großen Preis von Brasilien im Oktober 2009 oder seit 42 Rennen fand Vettel keine wirkliche Erklärung. „Es hat nicht gereicht. Es war nichts grob verkehrt. Eigentlich war ich zufrieden, aber die letzten Zehntel kamen nicht“, sagte Vettel und räumte ein, dass es sehr eng gewesen sei. So trennt Vettel und Schumacher keine halbe Sekunde. Trotzdem: „Das ist schon doof“, sagte Vettel sichtlich genervt.

Denn der Doppel-Weltmeister hat sich schwer verpokert. Beim Qualifying fuhr Vettel mit einem älteren Auspuffmodell, Teamkollege Mark Webber (Australien) mit einer neueren Version. „Heute Morgen war es schon nicht so gut. Im Qualifying war es besser, aber nicht gut genug“, sagte Vettel. Doch wenn das eine zum andern komme, sei es schwierig. Das letzte bisschen habe gefehlt, um hier und da schneller zu sein, sagte Vettel.

Schneller als Vettel waren Sauber-Pilot Kamui Kobayashi, der überraschend als Dritter ins Rennen geht vor Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen (Lotus). Hamiltons Landsmann und Teamkollege Jenson Button startet als Fünfter, Webber als Sechster, gefolgt von Hamilton. Auch für die anderen deutschen Piloten lief das Qualifying nicht nach Wunsch. Nico Hülkenberg musste sich im Force India mit Platz 16 begnügen, Timo Glock wurde im technisch unterlegenen Marussia 21.