Mark Webber siegte in Monaco, aber Sebastian Vettel und Nico Rosberg untermauerten ihren Ruf als Titelaspiranten. Neue Gerüchte um Ferrari.

Monte Carlo. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat Gerüchte dementiert, nach denen er einen Vorvertrag bei Ferrari unterschrieben haben soll. „Da hatte wohl jemand freien Platz in seiner Zeitung. Ich habe nichts unterschrieben“, sagte Vettel dem Fachmagazin „auto motor und sport“. Zuvor hatten britische Medien berichtet, der Red-Bull-Pilot habe dem italienischen Traditionsrennstall bereits eine Zusage ab 2014 gegeben. Bis dahin läuft sein Kontrakt beim Weltmeister-Team Red Bull. Vettel hatte in der Vergangenheit immer mal wieder betont, einmal für Ferrari fahren zu wollen.

„Es wäre nicht schlau, Ferrari jetzt als Option zu wählen“, sagt der frühere Formel-1-Fahrer Christian Danner. „An Vettels Stelle würde ich es mir nicht geben. Und Alonso hat noch jeden geknackt“, sagt der heutige „RTL“-Experte. Der Vertrag des Spaniers Fernando Alonso läuft bei Ferrari noch bis 2016.

Vettel bleibt unterdessen trotz verlorener WM-Führung weiter der Favorit im Kampf um die Titelverteidigung. Aber auch Nico Rosberg rückt trotz des verpassten Sieges vor seiner Haustür endgültig in den Kreis der Titelkandidaten auf und Michael Schumacher meldet sich trotz seines abermaligen Ausscheidens eindrucksvoll zurück: Die deutschen Fußball-Nationalspieler sahen als Ehrengäste auf einer Privatjacht zwar keinen deutschen Rennsieger beim legendären Formel-1-Lauf in Monaco, doch in der „Formel verrückt“ spielte das deutsche Top-Trio wieder einmal eine prägende Rolle.

„Wenn man in Monaco, wo das Überholen so schwer ist, von Platz 9 losfährt, es trocken bleibt und man Vierter wird, dann war es ein guter Tag“, sagte Vettel. Zwar durfte ausgerechnet sein Teamkollege Mark Webber den Sieg mit einem sehenswerten Überschlag in den Pool auf der Red-Bull-Station genießen und am Abend mit Fürst Albert und dessen Gattin Charlene das Sieger-Dinner einnehmen - aber Vettel war in doppelter Hinsicht auch ein Gewinner. Zum einen zeigte er eine derart starke Leistung, dass er von Platz neun in den engen Straßenschluchten von Monaco mit etwas Glück durchaus hätte gewinnen können. Zum anderen bewies er, als der erhoffte Regen ausblieb, dass er gereift ist und nahm ohne Risiko so viele Punkte mit wie möglich.

„Wäre der Regen bis Runde 40 gekommen, hätte Vettel gewonnen“, sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko. Und für RTL-Experte Christian Danner ist der Weltmeister der vergangenen beiden Jahre in einer Saison ohne klaren Favoriten doch der heißeste Kandidat auf den Titel. „Aber Alonso ist eine ganz harte Nummer“, sagte Danner: „Zu Saisonbeginn hatte er eine ganz langsame Gurke, und nun führt er die WM an.“

Der Spanier übernahm mit seinem dritten Platz im Fürstentum die alleinige WM-Führung, drei Punkte vor dem Red-Bull-Duo Webber und Vettel. Mit 17 Punkten Rückstand auf die Spitze ist derweil auch Rosberg zum echten Titelkandidaten aufgestiegen. „Wir hatten das schnellste Auto im Feld“, sagte der Wahl-Monegasse, als er es um den Wimpernschlag von 0,6 Sekunden verpasst hatte, zum ersten zweimaligen Sieger der Saison zu werden. „Nico gehört jetzt auf jeden Fall zu den Kandidaten“, sagte Danner. Das wäre etwas zu viel“, entgegnete Mercedes-Sportchef Norbert Haug - um gleich anzufügen: „Aber er hat alle Zutaten. In Monaco hat er es sehr sehr gut gemacht, sehr cool und ohne Fehler.“

Für Teamkollege Michael Schumacher endete ein eigentlich grandioses Wochenende wieder mit Frust: Er hatte sensationell die Pole eingefahren, musste wegen einer Rückversetzung von Platz sechs ins Rennen gehen und zwölf Runden vor Schluss wegen eines technischen Defekts den vierten Ausfall im sechsten Rennen hinnehmen. „Das ist schade. Er hatte hier den Speed, um alle schlagen zu können“, sagte Haug und versprach: „Wir müssen die 100prozentige Zuverlässigkeit hinkriegen. Michael ist aber Fachmann genug, um zu wissen, dass die Ausfälle nur Pech sind und keine Absicht oder Schlamperei.“ Eine Teamorder schloss Haug trotz des aktuellen Stands von 59:2 Punkten für Rosberg aktuell aus.

Doch wie geht es weiter in der verrückten Saison, die als erste aller Zeiten sechs Sieger aus den ersten sechs Rennen hervorbrachte? „Wir sind an einem Punkt, wo das Sportliche in den Vordergrund rückt“, sagte Danner: „Wenn Du jetzt Vettel in den Ferrari setzt, Alonso in den McLaren und Kimi Räikkönen in den Red Bull, dann ist das Ergebnis genauso. Ein sechster Platz kann die WM entscheiden, da muss man auch die Taktik ändern. Man sieht ja, wie die Burschen über zweite und dritte Plätze jubeln.“

Spannend bleibt, wie lange man noch auf den ersten Doppelsieger warten muss, schließlich haben einige Hochkaräter noch kein Rennen gewonnen. „Es kann durchaus so weitergehen“, meinte Danner schmunzelnd: „Lassen wir doch Schumacher in Kanada gewinnen - da sah er immer gut aus. Dann Räikkönen in Valencia und Lewis Hamilton vielleicht zu Hause in Silverstone.“ Sky-Experte Adrian Sutil ergänzte: „Dieses Jahr darf anscheinend jeder Mal.“ Die Favoriten sind offenbar aber doch die alten, Vettel und Alonso. Und vielleicht ja auch Nico Rosberg.

Formel-1-WM in Monaco in Zahlen

1. Mark Webber (Australien) Red-Bull-Renault 1:46:06,557 Stunden, 2. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 0,643 Sekunden zurück, 3. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari 0,947, 4. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red-Bull-Renault 1,343, 5. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes 4,101, 6. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 6,195, 7. Paul di Resta (Großbritannien) Force-India-Mercedes 41,537, 8. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force-India-Mercedes 42,562, 9. Kimi Räikkönen (Finnland) Lotus-Renault 44,036, 10. Bruno Senna (Brasilien) Williams-Renault 44,516, 11. Sergio Perez (Mexiko) Sauber-Ferrari 1 Runde, 12. Jean-Eric Vergne (Frankreich) Toro-Rosso-Ferrari 1 Runde, 13. 13. Heikki Kovalainen (Finnland) Caterham-Renault 1 Runde, 14. Timo Glock (Wersau) Marussia-Cosworth 1 Runde, 15. Narain Karthikeyan (Indien) Hispania-Cosworth 2 Runden, 16. Jenson Button (Großbritannien) McLaren-Mercedes 8 Runden, ... ausgeschieden: Michael Schumacher (Kerpen) Mercedes, Pastor Maldonado (Venezuela) Williams-Renault, Romain Grosjean (Frankreich) Lotus-Renault, Kamui Kobayashi (Japan) Sauber-Ferrari, Pedro de la Rosa (Spanien) Hispania-Cosworth, Witali Petrow (Russland) Caterham-Renault, Daniel Ricciardo (Australien) Toro-Rosso-Ferrari, Charles Pic (Frankreich) Marussia-Cosworth

Mit M a terial von sid und dpa