Der 35-Jährige Webber gewann auf dem Stadtkurs in Monte Carlo vor Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Dritter wurde Fernando Alonso.

Monte Carlo. Mark Webber sorgte als sechster Sieger im sechsten Saison-Rennen für einen Rekord, Teamkollege Sebastian Vettel verlor die WM-Führung und Mercedes hatte nach Rang zwei für Nico Rosberg und eine Sensations-Bestzeit von Michael Schumacher im Qualifying zweimal Grund zum Jubeln: Auch das Glamour-Rennen in Monaco bewies eindrucksvoll, dass in der Formel-1-Saison 2012 jederzeit alles möglich ist. Auch ein Nachspiel, denn Ferrari und McLaren erwägten wegen angeblich irregulärer Löcher im Unterboden Proteste gegen Red Bull.

+++ Lesen Sie hier das Rennen im Live-Ticker nach +++

Vor 80.000 Zuschauern, darunter die deutsche Fußball-Nationalmannschaft und Hollywood-Stars wie Will Smith und Antonio Banderas siegte davon unbeindruckt der Australier Webber. Er wurde mit 0,6 Sekunden Vorsprung auf Rosberg zum achten Fahrer in den vergangenen neun Jahren, der in Monte Carlo von der Pole gewinnt. Sechs Sieger in den ersten sechs Rennen eines Jahres hatte es noch nie gegeben, in der gesamten vergangenen Saison hatten nur fünf verschiedene Fahrer gewonnen.

Der von Rang neun gestartete Weltmeister Vettel wurde nach guter Taktik vom neunten Startplatz aus noch Vierter. In der WM-Wertung führt nun aber der bisher punktgleiche Spanier Fernando Alonso (Ferrari/76 Punkte) nach Rang drei in Monaco mit drei Zählern Vorsprung alleine. Webber ist nun punktgleich mit Vettel, der im Fürstentum lebende und aufgewachsene Rosberg ist als Fünfter mit 59 Punkten hinter dem Neu-Monegassen Lewis Hamilton (McLaren/63/5. in Monaco) endgültig in den Kreis der Titelkandidaten vorgestoßen.

Rekordweltmeister Michael Schumacher, der als viertältester Pilot aller Zeiten und ältester seit 1970 am Samstag die Bestzeit im Training gefahren war, hatte im Rennen abermals Pech. Nach Startplatz sechs durch eine Rückversetzung wegen eines Unfalls in Barcelona lag er zwölf Runden vor dem Ende auf Rang sieben, als er seinen Silberpfeil wegen Problemen mit dem Benzindruck abstellen musste. Force-India-Pilot Nico Hülkenberg wurde Achter, Timo Glock belegte im Marussia Rang 14 von nur 15 gewerteten Fahrern.

Vor dem Start hatten Ferrari und McLaren mögliche Proteste gegen Red Bull angekündigt. Das Weltmeister-Team war sich seiner Sache sicher und verzichtete darauf, die Löcher im Boden zu schließen. „Es gibt immer was, worüber man diskutieren kann“, sagte Vettel in der Startaufstellung zu RTL: „Ich weiß gar nicht, worum es genau geht. Wir fahren so los und kommen hoffentlich so an.“

Schon direkt nach dem Start ging es hoch her - und nach wenigen Sekunden hatte das Rennen seine erste Safety-Car-Phase. Der in den Trainingseinheiten durch starke Leistungen zum Geheimtipp aufgestiegene Franzose Romain Grosjean drehte sich nach einer Kollision mit Schumacher - ein Schuldiger war nicht auszumachen - in der ersten Kurve und schied direkt aus. Zahlreiche vorbeikommende Piloten, darunter Vettel, konnten ihm gerade noch ausweichen.

Webber und Rosberg waren schnell genug davongekommen, Vettels Teamkollege behielt die Führung vor dem deutschen Mercedes-Piloten und Wahl-Monegassen. Schumacher verlor zwei Plätze und war nur noch Achter. Vettel nutzte das Chaos und fuhr vom neunten auf den sechsten Platz vor, durch die Safety-Car-Phase verlor er in den ersten Runden zudem mit den häteren Reifen fast keinen Boden.

Als das Safety-Car in der vierten Runde die Strecke verließ, begann das Rennen so richtig, aber lange ohne Positionswechsel. Ein Bruch entstand nur nach Platz sechs, da der siebtplatzierte Kimi Räikkönen wegen abbauender Reifen das weitere Feld mit dem genervten Schumacher an der Spitze aufhielt. Erst als Rosberg in der 28. Runde als erster Topfahrer zum Reifenwechsel vorfuhr, kam richtig Bewegung ins Feld.

Als eine Runde später Webber und Hamilton vorfuhren, hatte Ferrari mit Alonso und Felipe Massa kurzzeitig sogar eine Doppelführung vor Vettel inne. Kurz darauf führte dann sogar der Weltmeister, der den ersten Stopp mit Abstand am längsten rauszögerte.

Während der von allen Teams mehrfach während des Rennens angekündigte und erwartete Regen ausblieb, zog Vettel vorne einsam seine Kreise und versuchte mit den abbauenden gegen die noch nicht warmen Reifen der Konkurrenz einen möglichst großen Vorsprung bis zum Stopp herauszufahren. 16,6 Sekunden waren es, als er in der 46. Runden vorfuhr, als Vierter hinter Webber, Rosberg und Alonso kam er wieder heraus. Das Manöver war zwar nicht ganz aufgegangen, hatte aber immerhin zwei Plätze eingebracht.

Das Feld war nun im Ganzen zusammengerückt, nach 48 von 78 Runden lagen zwischen Platz eins und Rang sechs lediglich 5,1 Sekunden - und Vettel hatte in diesem Pulk nun die frischesten Reifen. Das fast unmögliche Überholen in den engen Straßenschluchten von Monaco sorgte aber dafür, dass die Positionen bezogen waren. Am Ende lag Vettel als Vierter nur 1,3 Sekunden hinter Sieger Webber. Am außergewöhnlichsten war in der Schlussphase ein Funkspruch von Hamilton, der sich beklagte, dass ihm irgendeinen Gegenstand gegen den Helm geflogen sei.

(SID)