Mit der Qualifikations-Bestzeit in Monaco hat es Michael Schumacher noch einmal allen Zweiflern bewiesen. Wegen einer Strafe darf der Formel-1-Altmeister aber am Sonntag nicht von der Pole Position starten.

Monte Carlo. Michael Schumachers Jubelgeste war ein Fingerzeig. 2142 Tage nach seiner bislang letzten Fahrt auf Pole Position stürmte der Formel-1-Rekordweltmeister am Samstag in Monaco erstmals wieder zur Qualifikations-Bestzeit. Danach streckte der Mercedes-Star den Zeigefinger aus dem Cockpit, Teamchef Ross Brawn hatte Tränen in den Augen. „Es ist ein süßes Gefühl“, sagte Schumacher. Störend war nur, dass er beim Rennen am Sonntag wegen der Strafe für seinen jüngsten Crash mit Bruno Senna nur als Sechster und nicht von der Pole Position starten darf. Stattdessen erbt der zweitplatzierte Red-Bull-Fahrer Mark Webber den besten Startplatz. Schumachers Teamkollege Nico Rosberg darf als Zweiter losfahren. Vorjahressieger Sebastian Vettel musste sich nach einem misslungenen Arbeitstag mit Rang neun begnügen. Trotz des Frusts gratulierte der WM-Spitzenreiter artig Kumpel Schumacher: „Das freut mich für ihn.“

Zweieinhalb Jahre hatte der siebenmalige Champion seit seinem Comeback warten müssen, ehe er endlich wieder die gesamte Konkurrenz hinter sich ließ. Zuletzt war er am 15. Juli 2006 in Magny Cours die schnellste Qualifikationsrunde gefahren. „Nachdem ich zurückgekommen bin, habe ich auf bessere Ergebnisse gehofft. Ich bin erleichtert, dass ich es nun beweisen konnte“, erklärte der 43-Jährige. „Wir haben immer an Michael geglaubt. Das hat sich jetzt ausgezahlt – und wie“, meinte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, nachdem er Schumacher fest in die Arme geschlossen hatte. Wie in besten Zeiten hatte der fünfmalige Monaco-Sieger in letzter Minute seine Rivalen düpiert. „Als ich meine Zeit sah, hab ich gedacht, das ist nicht schlecht“, berichtete Schumacher. „Das ist einfach wunderschön.“

Über mögliche Auswirkungen auf Gespräche über seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag wollte Schumacher nicht reden. „Wir wollen jetzt kein neues Fass aufmachen. Die Zeit wird kommen, wenn ich für mich eine Bewertung vornehme und dann spreche ich mit dem Team“, sagte er. Teamchef Brawn warb indes für eine weitere Zusammenarbeit. „Nach der heutigen Leistung wäre das sicher jedermanns Wunsch“, sagte Brawn. Gelingt Schumacher am Sonntag sogar der Sieger-Coup, würde er Monaco-Rekordgewinner Ayrton Senna einholen. Ironie des Schicksals, dass ihn der Unfall mit Sennas Neffen in Spanien vor zwei Wochen die Pole Position kostete. Die Rennkommissare in Barcelona hatten Schumacher als Schuldigen gesehen und ihm daher die nun in Monte Carlo wirksame Strafe auferlegt.

So fiel es Nutznießer Webber leicht, Schumacher das Rampenlicht zu gönnen. „Das ist Michaels Tag“, sagte der Australier. Zwei Jahre nach seinem ersten Erfolg im Fürstentum steht Webber wieder auf Startplatz eins. Aber auch der in Monte Carlo aufgewachsene Rosberg darf sich auf seinen Straßen Hoffnung auf den Triumph machen. „Es ist toll zu sehen, dass wir nach zwei schwierigen Rennen wieder die Wende geschafft haben“, sagte der 26-Jährige. Ziemlich sauer war dagegen Titelverteidiger Vettel. Nach dem Training hatte seine Crew das Auto noch einmal umgebaut und die falschen Entscheidungen getroffen. „Das Auto springt wie ein Hase“, funkte Vettel an die Box. Als einziger der Top-Ten-Piloten fuhr er im letzten Qualifikations-Durchgang keine gezeitete Runde. Danach war er bedient. „Natürlich stinkt mir das jetzt“, gestand der Hesse.

Immerhin rückte Vettel einen Startrang nach vorn, weil der vor ihm platzierte Williams-Pilot Pastor Maldonado für eine Trainingsrempelei mit Sauber-Fahrer Sergio Perez bestraft wurde. Der Mexikaner Perez sorgte später wie im Vorjahr für einen Unfall in der Qualifikation. Er musste zwar zum Routinecheck ins Krankenhaus, wurde aber sofort wieder entlassen. Auch für Nico Hülkenberg und Timo Glock war der Arbeitstag früher beendet. Hülkenberg kam mit seinem Force India auf Platz elf und darf wegen Maldonados Vergehen als Zehnter starten. Glock steuerte seinen Marussia auf den 20. Platz. (dpa)

Die deutschen Fußball-Nationalspieler mussten bei ihrem Ausflug zum Formel-1-Rennen nach Monaco am Sonntag auf Bundestrainer Joachim Löw verzichten. Löw und sein Trainerstab zogen es vor, im EM-Trainigslager im südfranzösischen Tourrettes das 3:5 (1:2) vom Vortag beim vorletzten EM-Test in der Schweiz zu analysieren. Auch Mats Hummels und Mario Götze von Double-Gewinner Borussia Dortmund blieben im Teamhotel, um leichte Blessuren behandeln zu lassen.

Der exklusive Mannschaftsausflug begann am Sonntagvormittag.

(Mit Material vom SID)