Hamburg. Die Besitzervereinigung der Galopper fordert bessere Rahmenbedingungen. Nun hat der Rennclub darauf reagiert.

Die Galopprennbahn in Horn ist derzeit bei den Liebhabern der gehobenen Küche angesagt. Noch bis zum 10. März gastiert die Hamburger Spitzenköchin Cornelia Poletto mit ihrem Palazzo, der Dinnershow im Spiegelpalast, an der Rennbahnstraße.

Wenn aber in Horn im Sommer die Pferde gesattelt werden, dann waren es in der Vergangenheit gerade diese Gaumenfreuden, die von den Besitzern der Vollblüter vermisst wurden. „Im Bereich Hospitality sowohl für VIP-Gäste und Aktive, jedoch noch wichtiger auch für das Publikum ist in Horn noch viel Luft nach oben“, sagte Gregor Baum, seit anderthalb Jahren Präsident der Besitzervereinigung für Vollblutzucht und Rennen, dem Abendblatt.

Galopp-Derby: Kritik am Essen und Trinken auf der Horner Rennbahn

Bereits nach dem 154. Deutschen Galopp-Derby am 2. Juli des vergangenen Jahres hatte es neben Lob für die Durchführung der Rennen, für den Zustand des Geläufs, für die Kooperation mit dem World Pool, wodurch das Derby in 28 Ländern live zu sehen war und mit 3,4 Millionen Euro der bisher höchste Wettumsatz aller Zeiten erzielt wurde, auch grundsätzliche Kritik gegeben.

„Hamburg hat das Derby toll organisiert. Wie allerdings die Rahmenbedingungen für dieses wichtigste Rennen des deutschen Galopps weiter verbessert werden können, darüber wird zu reden sein“, hatte Dr. Michael Vesper, der Präsident des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen mit Sitz in Köln, damals gesagt.

Das 155. Deutsche Galopp-Derby wird in Horn am 7. Juli gestartet

Diese Gespräche mit dem Hamburger Rennclub (HRC) haben inzwischen stattgefunden, und Vesper ist mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden: „Der Rennclub hat die Anregungen aufgenommen und will beim nächsten Derby für eine perfekte Willkommenskultur sorgen.“ Dazu gehöre kulinarisch aufzusatteln und die stark in die Jahre gekommene Haupttribüne „aufzufrischen“. Für das 155. Deutsche Galopp-Derby sind vom 30. Juni bis zum 7. Juli dieses Jahres wieder fünf Renntage mit mindestens 50 Rennen geplant.

Auch Baum hat die Signale des HRC als positiv wahrgenommen. „Als Besitzer­vereinigung stehen wir nun mal in der Verantwortung, den Galopprennsport in Deutschland weiterzuentwickeln. Dazu gehört, dass auf unseren Rennbahnen moderne, für das Publikum attraktive Veranstaltungen stattfinden. Genauso wichtig sind überall tiergerechte Bedingungen, eine Willkommenskultur für Besitzer und Züchter, die den Rennsport maßgeblich tragen“, sagt der Unternehmer (Immobilien, Hotels, Gastronomie), der seit 20 Jahren als Präsident auch dem Hannoverschen Rennverein auf der Neuen Bult vorsteht.

„Wir fordern für die Zuschauer eine Optimierung der Aufenthaltsqualität, mehr Leinwände, ein besseres gastronomisches Angebot, ein Kinderland und umfangreichere Medienarbeit. Ein Großteil der Derbydotierung wird von den Besitzern gezahlt, die sollten entsprechend wertgeschätzt werden. Wir hoffen sehr, dass das Derby-Meeting 2024 eine deutlich andere Handschrift trägt als das vergangene“, sagt Baum.

Hamburger Rennclub engagiert Spitzenrestaurant als Caterer

Der Rennclub hat auf die Vorhaltungen reagiert und Korrekturen vorgenommen. Der Caterer wird in diesem Jahr gewechselt, der Vertrag mit dem Spitzenrestaurant Tarantella am Stephansplatz ist unterschriftsreif. „Unsere Members & Owners Lounge auf der Haupttribüne bot aber schon seit Jahren das gewünschte Ambiente“, sagt HRC-Vizepräsident Volker Linde.

Er räumt die eine oder andere Panne im vergangenen Jahr ein, „das waren indes Kleinigkeiten“, die sich hochgeschaukelt hätten. Linde betont, dass das Tierwohl auch in Horn ganz oben auf der Agenda stehe. „In den vergangenen drei Jahren gab es keinen schweren Unfall. Und von den 20 Derbystartern 2023 haben 19 danach mindestens ein Rennen gewonnen. Sie sind also gesund aus dieser schweren Prüfung über 2400 Meter gekommen.“

Galopper loben das hervorragende Geläuf der Horner Rennbahn

Baum lobt wie Vesper den verbesserten Zustand des Geläufs, die Bodenverhältnisse hätten sich zuletzt erheblich verbessert, „da haben unsere Anregungen Früchte getragen“. Bereits in den vergangenen Jahren hatte der HRC mehr Rennen auf der kürzeren Innenbahn ausgetragen sowie die Rails im Horner Bogen und auf der Zielgeraden an den Vortagen um sieben Meter nach innen versetzt, um das Geläuf für das Hauptrennen zu schonen.

Der Vorschlag, das Derby nicht am letzten, sondern am ersten Sonntag der Renn­woche zu starten, wenn der Untergrund noch weniger strapaziert ist, wurde erst einmal zurückgestellt. „Das Hamburger Geläuf ist neben München-Riem seit Jahren das anerkannt beste auf deutschen Rennbahnen“, sagt HRC-Vize Linde. „Wir haben dafür viel Geld investiert.“

Galopper bekennen sich zum Derby-Standort Hamburg-Horn

Bei aller Kritik stellt Baum aber auch unmissverständlich klar: „Aus meiner Sicht gehört das Derby nach Hamburg, die Besitzervereinigung wird die Arbeit des HRC kritisch, aber konstruktiv begleiten.“ Der aktuelle Vertrag der Galopper mit dem HRC über die Austragung des Deutschen Derbys läuft noch bis ins Jahr 2028.

Ob es danach in Horn weitergeht, könnte davon abhängen, ob die geplante Doppelrennbahn für Galopper und Traber zeitnah umgesetzt wird. Das Thema steht seit nun 16 Jahren bei der Stadt auf der Agenda, 30 Millionen Euro liegen für den Umbau bereit, passiert ist bisher wenig.

Hamburg-Horn: Warten auf die geplante Doppelrennbahn

Die Zeit drängt, die Traber müssen Stand jetzt bis Ende 2025 das Gelände in Bahrenfeld verlassen, auf dem dann vor allem Wohnungen entstehen sollen. „Wir brauchen zum Thema Doppelrennbahn endlich eine Entscheidung“, sagt Vesper. „Unsere Aufgabe ist es jetzt, in Zusammenarbeit mit dem Verein Pferdezentrum Horner Rennbahn ein realistisches Konzept vorzulegen.“ Im vergangenen Jahr schien mit der Wahl des Fährhof-Gestütsbesitzers Dr. Andreas Jacobs aus der Bremer Kaffeeröster-Dynastie zum Vereinsvorsitzenden des Pferdezentrums neue Dynamik in das Projekt zu kommen. Der Zieleinlauf bleibt aber vorerst in weiter Ferne.