Hamburg. Zum ersten Mal in der Geschichte siegt in Hamburg das Pferd einer Trainerin. Bürgermeister freut sich über Strahlkraft des Derbys.

Fantastic Moon hat vor 14.000 Zuschauern in 2:39,11 Minuten das 154. Deutsche Derby auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn gewonnen. Jockey Rene Piechulek (36), ein ehemaliger Lastwagenfahrer, ritt den drei Jahre braunen alte Hengst souverän auf der Außenbahn nach 2400 Metern als Erster mit zweieinviertel Längen Vorsprung ins Ziel, nachdem er sich bis dahin im hinteren Teil des Feldes auf- und zurückgehalten hatte. Es war sein erster Derbysieg, einer mit Mumm. Denn Piechulek hatte mit seiner Taktik viel riskiert, am Ende aber alles gewonnen.

Toto-Favorit Straight hatte nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun

Mr Hollywood mit Lukas Delozier im Sattel wurde Zweiter, die Stute Weracruz unter Antonio Orani überraschend Dritte. Das Rennen war mit 650.000 Euro dotiert, 390.000 Euro erhielt der Sieger. Am Wettschalter zahlte Fantastic Moon 72 Euro auf Sieg bei 10 Euro Einsatz. Toto-Favorit Straight (Eduardo Pedroza), überlegener Sieger der wichtigsten Derby-Vorprüfung (Union-Rennen) am 11. Juni in Köln-Weidenpesch, hatte nichts mit dem Aufgang des Rennens zu tun, kam als 15. abgeschlagen ins Ziel.

Baumgarten: Besitzergemeinschaften sind die Zukunft

Mit Piechuleks Freundin Sarah Steinberg (35) gewann zum ersten Mal in der Turfgeschichte eine Trainerin das Deutsche Galopp-Derby. Fantastic Moon war erst ihr zweiter Derbystarter. Bei der Besitzergemeinschaft Liberty Racing freuten sich mit Manager Lars-Wilhelm Baumgarten (51) 21 Anteilseigner über den Erfolg, darunter Dr. Michael Vesper (71), der Präsident des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen in Köln. "Besitzergemeinschaften sind die Zukunft", sagte Baumgarten. "Wir haben gezeigt, dass sich nicht nur die Reichen Pferde für die großen Rennen leisten können."

Fantastic Moon ist der Sohn der Stute Frangipani und von Sea The Moon, der 2014 das Deutsche Derby gewann und zurzeit der begehrteste Deckhengst hierzulande ist.

„Das ist unglaublich. Das Pferd hat ein Riesenherz. Wir hatten immer etwas Zweifel an der Distanz von 2400 Metern, denn er ist oft so eifrig, aber heute hat Rene ihn gut versteckt“, sagte Trainerin Steinberg. „Es war gar nicht geplant, so weit hinten zu gehen, aber er war so entspannt, da habe ich ihn erst mal da hinten gelassen“, meinte Piechulek. Mit Torquator Tasso hatte er 2021 den Prix de l'Arc de Triomphe in Paris-Longchamp gewonnen, das mit rund fünf Millionen Euro am höchsten dotierte Galopprennen Europas. Fantastic Moon soll jetzt am 30. Juli in München das nächste Mal starten, dann über 2000 Meter im Großen Dallmayr-Preis.

Bürgermeister freute sich über den historischen Ausgang des Rennens

„Das war ein fantastisches Rennen, mit einem historischen Ausgang“, sagte Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (SPD), der den Ehrenpreis der Stadt übergab. „Das Derby ist ein richtiges Volksfest und hat mit der Übertragung in 28 Länder inzwischen auch eine große Ausstrahlungskraft für die Stadt.“

Für Fantastic Moon war es nach den Erfolgen im Preis des Winterfavoriten 2022 und im Iffezheimer Derby Trial bei seinem fünften Start bereits der dritte Sieg in einem Grupperennen.

Sibylle Vogt war die erfolgreichste Reiterin des Meetings

Mit der Schweizerin Sibylle Vogt (28) war erstmals eine Frau mit fünf Siegen und einem zweiten Platz der erfolgreichste Jockey (Jockette) des Meetings. Als Trainer feierte der Kölner Henk Grewe mit sieben Siegen die meisten Erfolge.

Wettumsatz beim Meeting übertraf die Erwartungen des Renn-Clubs

Der Wettumsatz der fünf Renntage übertraf mit rund 2,6 Millionen Euro die kalkulatorischen Erwartungen des Hamburger Renn-Clubs (HRC) von mindestens 2,1 Millionen Euro. Es ist eine Steigerung von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Und das trotz des nicht immer guten Wetters", freute sich HRC-Schatzmeister Johann Riekers. Wichtiger noch: "Reitern und Pferden ist nichts passiert, niemand hat sich in Horn verletzt." Der Wettumsatz in den zwölf Rennen des Sonntags belief sich auf 1.163.266,35 Euro. Davon wurden 506.504,5 Euro auf der Bahn erzielt, 428.661,28 Euro in der Außenwette und 228.100,57 Euro im Ausland. 455.000 Euro flossen im Derby in Deutschland durch die Kassen.

„Im World Pool im Derby hatten wir einen Umsatz von knapp drei Millionen Euro", sagte HRC-Präsident Hans Ludolf Matthiessen. "Hinzu kommt der Effekt durch die weltweite Vermarktung. Die Abbildung des Rennens und das Finanzielle war erfolgreich. Das Vorjahresergebnis am Derbytag hatten wir schon deutlich vor dem letzten Rennen übertroffen. Unser Minimalziel beim Meeting waren 2,1 Millionen Euro. Auch hier lagen wir mit deutlich darüber, obwohl wir mit 50 Rennen zwei Prüfungen weniger durchführen konnten als geplant war. Hier in Hamburg wollen wir allen Besitzern ermöglichen, mit ihren Pferden zu laufen und haben deshalb auch die Rennen mit kleinen Feldern durchgeführt.“