Palma. Bei der Spanien-Regatta Trofeo Princesa Sofia geht es für die Philipp Buhl und Sebastian Kördel schon um alles

Türkisfarben glitzert die Bilderbuch-Bucht von Palma zwischen S’Arenal und Can Pastilla. Gesäumt von Yacht-Clubs und neuen Sternehotels, Beachclubs, Souvenirshops und Bars, ist die beliebte Ferienregion in dieser Woche Schauplatz spannender olympischer Vorentscheidungen. Knapp 850 Boote, Windsurf- und Kite-Boards verwandeln das Traumrevier zum Auftakt der Olympia-Saison in ein Segel-Eldorado. Für viele der rund 1100 Aktiven aus 76 Nationen geht es um die Olympiafahrkarten. Dabei hat jedes Land seine eigenen Regeln.

Das German Sailing Team sucht unter 56 Aktiven seine Besten für die Olympia-Regatta mit einer jeweils dreiteiligen Ausscheidung in den zehn olympischen Segeldisziplinen. Die Spanien-Regatta zählt in allen Klassen als zweite oder dritte Station dazu. Gefordert sind hier olympisch bereits bekannte Klassen wie die Skiffs der Männer und Frauen.

Philipp Buhl liegt aussichtsreich auf Platz drei

Im 49er und im 49erFX konnte der deutsche Segelsport in Japan 2021 dank Erik Heil/Thomas Plößel (Bronze) und Tina Lutz/Susann Beucke (Silber) zwei olympische Medaillen gewinnen. Dazu holten Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer Bronze im foilenden Nacra 17. Die beiden Kieler sind die Einzigen aus dem Erfolgstrio von Enoshima, die es im Sommer in Marseille erneut wissen wollen – und erneut zu den Medaillenkandidaten zählen werden.

Dieses Ziel verfolgt im Ilca 7 auch Philipp Buhl (34) vom Norddeutschen Regatta Verein (NRV). Zur Halbzeit lag er vor Mallorca im mit 193 Booten größten olympischen Feld auf Platz drei vor Olympiasieger Matt Wearn und war „zufrieden“. Der Mann, der den deutschen Segelsport 2020 mit dem ersten WM-Gold in einer olympischen Segeldisziplin nach 20 Jahren erlöste, hat seinen dritten Olympiastart fest im Visier.

Ehe- und Segelpaar Winkel vom NRV kämpft sich nach vorne

Um ihre Olympia-Premieren kämpfen die deutschen Kandidaten in den fünf neu-olympischen Disziplinen: der 470er-Jolle in ihrer neuen Mixed-Variante, im Formula-Kitesport für Männer und für Frauen sowie auf Windsurfboard iQFoil für Männer und für Frauen. Hier dürfen sich starke Player vom NRV an der Alster olympische Hoffnungen machen.

Die packendste Ausscheidung läuft im 470er-Mixed. Mindestens drei ebenbürtige Crews ringen um nur eine Olympia-Fahrkarte. Nach Teil eins der Ausscheidung hatten Simon Diesch/Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/VSaW) mit WM-Platz vier und 17 Punkten fürs Ausscheidungskonto die Führung vor Malte und Anastasiya Winkel (9 Punkte) und den 2022er-Weltmeistern Luise Wanser/Philipp Autenrieth (8 Punkte) übernommen. Doch bei der Trofeo Princesa Sofia zeigten zum Auftakt von Teil zwei der Ausscheidungsserie auch die Verfolger vom NRV, dass sie kämpfen können. Zur Halbzeit lag das Ehe- und Segelpaar Winkel als bestes GER-Boot auf Platz vier vor Diesch/Markfort (5.) und Wanser/Autenrieth (10.). Die Entscheidung, wer vor Marseille auf Medaillenjagd gehen darf, fällt bei der EM im Mai vor Cannes.

Windsurfer Sebastian Kördel muss um die Olympia-Teilnahme bangen

Im iQFoil kämpft Sebastian Kördel vom NRV Olympic Team in der Bucht von Palma um alles oder nichts. Ausgerechnet er, der Windsurfriese, der Weltmeister von 2022 und Vize-Weltmeister von 2023, hatte seinen Saisonauftakt mit Platz 28 bei der WM verhauen. Bei seiner zweiten Ausscheidungsregatta biss sich der 33-Jährige trotz Sturz und Verletzung zu Platz sechs durch. Nun gilt es für den Medaillen-Hoffnungsträger, bei seinem Ausscheidungsfinale die letzte DOSB-Nominierungshürde zu nehmen: Kördel muss am Ende der drei festgelegten iQFoil-Ausscheidungsregatten in einer DSV-intern geführten Wertung unter den Top-Ten-Nationen liegen. Ob das gelingt, hängt an der Leistung in dieser Woche.

Umso größer war der Schreck, als Kördel auch die Trofeo am Dienstag mit den Rängen 10, 17 und 13 schwach eröffnete, bevor er den ersten Rennsieg einfuhr. Nach acht Rennen lag er am Mittwochabend auf Platz neun bei der Regatta, bei der er 2023 Zweiter war. Kann der 1,91 Meter große Windsurfer im Verlauf der Woche wieder an diese Leistung anknüpfen und die DOSB-Hürde auf Kurs Marseille nehmen? „Ich bin guten Mutes. Die Position ist doch ganz gut“, sagte er in Can Pastilla.

Die gleiche Aufgabe versucht Theresa Steinlein (NRV) zu lösen. Die Zwillingsschwester von SailGP-Strategin Sophie Steinlein ist ihrem Olympia-Traum schon ganz nah. Trainer Daniel Slijk sagt über die erst 2020 vom Segeln in den olympischen Windsurf-Sport gewechselte Aufsteigerin: „Sie hat enorme Fortschritte gemacht und immer einen sehr guten Überblick über den Kurs.“ Zur Trofeo-Halbzeit hat Theresa Steinlein als Gesamt-Dritte eine Hand am Olympia-Ticket.