Hamburg. Oberligist erreicht Finale am 25. Mai durch 2:0 gegen ETSV Hamburg. Regionalligist FC Teutonia 05 siegt 1:0 bei Landesligist Rantzau.

Carsten Gerdey (58), im Sommer scheidender Liga-Manager des Oberligisten USC Paloma, stand fassungslos vor Glück im Mannschaftskreis. „Ich bin so stolz auf euch. Was ihr geschafft habt, lässt sich überhaupt nicht mehr zu toppen. Das wird ein toller Abschied für mich“, rief Gerdey seinen Jungs nach dem verdienten 2:0 im Lotto-Pokalhalbfinale gegen den Oberliga-Konkurrenten ETSV Hamburg zu. Gleich danach eilten die Spieler des USC Paloma zu den Feierlichkeiten mit ihren Fans. Viele der 480 Besucher hatten bereits auf dem Handy direkt nach dem Abpfiff die Jubelbilder ihrer Lieblinge aufgenommen. „Pokalfinale, Pokalfinale, wir fahren jedes Jahr zum Pokalfinale“ stimmte Palomas Fanclub „Meggeregge“ an, bevor der verletzte Lion Mandelkau auf Krücken das „Humba Täterä“ lautstark und hüpfend anleitete.

Der USC Paloma legt seine Pokalerfolge stets als Außenseiter hin

Die Festtagsstimmung an der Brucknerstraße kannte keine Grenzen. Schließlich steht der USC Paloma zum dritten Mal in seiner Vereinsgeschichte im Hamburger Pokalfinale. Die beiden vorherigen Endspielteilnahmen waren gleichbedeutend mit dramatischen Pokalerfolgen. 2002 wurde der SC Victoria mit 4:3 nach Elfmeterschießen besiegt. 2014 fiel die Entscheidung zugunsten der „Tauben“ ebenfalls vom Punkt. Der Landesligist hatte die besseren Nerven und bezwang den Oberligisten SC Condor mit 3:2. Beide Triumphmärsche im Pokal waren sensationell, wurden als Außenseiter hingelegt.

Das verbindet die damaligen Erfolge mit den heutigen. Auch in dieser Pokalsaison hätte eigentlich in Runde drei Endstation sein müssen. Doch Paloma warf Topfavorit und Regionalligist Eintracht Norderstedt mit 3:1 aus dem Wettbewerb. Nun reiste der ETSV Hamburg als Tabellendritter leicht favorisiert an. In der Oberliga Hamburg hatte die Mannschaft von Berkan Algan den USC Paloma zweimal besiegt.

Mohamed Fané wurde umgeschult - und trifft zum 1:0

In diesem Halbfinale bei strömendem Dauerregen wirkte der ETSV jedoch seltsam leblos. Die erste Halbzeit agierten zwei nervöse Teams total zerfahren, oder, wie es ETSV-Coach Berkan Algan treffend ausdrückte, „sehr qualitätsarm“. In der zweiten Halbzeit spielte so gut wie nur noch Paloma. Mit jedem schlampigen ETSV-Fehlpass wurde der USC stärker, kam in seine Abläufe, gewann die wichtigen Zweikämpfe – und erzielte ein schönes Führungstor. Der eingewechselte Haron Sabah marschierte bei einem Konter schnurstracks die Linie links runter und bediente in der Mitte den vom Sechser zum Stürmer umgeschulten Mohamed Fané, der nur noch den Fuß zum 1:0 hinhalten musste (62.). Fané war irgendwie ein logischer Torschütze. Vor der Saison vom Landesligisten Rahlstedt gekommen, steht der 22-Jährige auf neuer Position nun plötzlich im Pokalendspiel. „Das hätten wir uns vor der Saison nie erträumen können. Wir wollten erstmal im Pokal überwintern. Als das geschafft war, haben wir uns gesagt ,Jetzt holen wir uns den Pott’. ich bin überglücklich“, sagte Fané.

Zwölf Minuten nach seinem Treffer hatte Lasse Blöcker mit einem schönen Volleyschuss per Innenpfosten für das 2:0 gesorgt (74.). Da vom ETSV Hamburg so gut wie nichts mehr kam, war die Partie entschieden. Der Traum vom dritten Pokalsieg Palomas, verbunden mit der Qualifikation für die erste DFB-Pokalrunde gegen einen Erst- oder Zweitligisten, die auf alle Fälle 216.000 Euro Antrittsgeld mit sich bringen würde, lebt also weiter.

Palomas Trainer Marius Nitsch bekommt mit Teutonia den Wunschgegner

Und dieser Traum macht mutig. Palomas Trainer Marius Nitsch verkniff sich eine diplomatische Antwort auf die Frage nach seinem Lieblingsgegner im Pokalfinale. „Die Tendenz geht zum FC Teutonia 05“, sagte Nitsch. „Wir tun uns in dieser Saison gegen stärkere Gegner leichter. Meine Mannschaft braucht einfach vom Kopf her die Herausforderung. Ist der Gegner stärker, sind wir präsent und voll da. Daher wünschen wir uns eher den FC Teutonia 05 als Gegner im Pokalfinale“, erklärte Nitsch.

Sein Wunsch wurde wenige Stunden später erfüllt. Wobei es im zweiten Halbfinale des Tages deutlich knapper zuging als gedacht. Hammonia-Landesligist und Pokalschreck SSV Rantzau forderte den Titelverteidiger und Regionalligisten FC Teutonia 05 bis aufs Äußerste. Erst in der vierten Minute der Nachspielzeit vermied der haushohe Favorit durch einen Treffer von Leonard Brodersen ein Elfmeterschießen. Zu diesem wäre es gekommen, hätte der leidenschaftlich kämpfende Außenseiter das torlose Remis vor 814 Fans an der Düsterlohe nur eine Minute länger halten können. So aber besteht auch für die Teutonen, die ebenfalls zum dritten Mal im Endspiel stehen, die Chance auf den Pokal-Hattrick. Ein Sieg gegen Paloma am 25. Mai würde für sie sogar den dritten Pokalsieg in Folge bedeuten.

Ob Teutonia 05 für die Regionalliga Nord meldet, ist offen

Eitel Sonnenschein herrscht aber nicht. Nach wie vor schwebt ein Fragezeichen über der Meldung Teutonias für die Regionalliga Nord. Erst kurz vor Ablauf der vom Norddeutschen Fußball-Verband auf den 5. April festgelegten Meldefrist soll eine Entscheidung erfolgen. Das bestätigte Teutonias Sportchef Liborio Mazzagatti dem Abendblatt.

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Mazzagatti hatte sich zudem als Präsident und Sportlicher Leiter selbst infrage gestellt. Diesbezüglich sagte er nun, wie es mit ihm im Verein weitergehe, werde sich bis Mitte April klären.