Hamburg. Beim Hamburger Grand-Prix-Meeting gibt es am Sonntag und Dienstag in 21 Rennen mehr als 250.000 Euro zu gewinnen

Wenn Schampus stark läuft, kann er auch gut fließen. Und was hat diese Feststellung mit Kaffee zu tun? Klare Sache: Wenn Derbysieger Schampus nach seinem Triumph im Blauen Band in Berlin vor sechs Wochen am 3. Oktober auch den Großen Preis von Deutschland auf der Trabrennbahn am Volkspark dominiert, wird der eine oder andere Korken knallen. Gewiss auch im Umfeld des milliardenschweren Tchibo-Erben Günter Herz. Dessen vierjähriger Klassehengst Schampus mit Josef Franzl im Sulky bezieht in den Kaffeefarben des Gestüts Lasbek hinter dem Startauto Position. Sieben Rivalen wollen ihm Paroli bieten.

„Zum Saisonhöhepunkt erwarten wir ein Finale mit Kribbelfaktor“, hofft Rennbahn-Geschäftsführer Peter Weihermüller (63). Der international hochkarätig besetzte Grand Prix in Bahrenfeld krönt ein Trabermeeting mit Championcharakter. Am Sonntag sowie am Tag der Deutschen Einheit zwei Tage darauf wetteifern auf dem Sandgeläuf 175 Pferde in 21 Rennen. Mehr als 250.000 Euro Preisgeld sind ausgelobt, davon 50.000 im Großen Preis.

Traben am Volkspark: Nur noch 20 Renntage im Jahr

Erinnerungen werden wach an grandiose Ereignisse auf dem Traditionshippodrom im Westen der Hansestadt. Dort ist es vergleichsweise still geworden. 2023 stehen 20 Veranstaltungen auf dem Programm. Früher waren es zeitweise 100 Renntage. Und würde Züchter und Mäzen Günter Herz nicht Jahr für Jahr fast eine Million Euro investieren, wäre längst Abpfiff am Volkspark. Auch andere der sechs deutschen Bahnen existieren nur mit wirtschaftlicher Unterstützung.

„Als Hanseat äußere ich mich nicht über finanzielle Details“, entgegnet Weihermüller auf Nachfrage. Viel lieber spricht er über die aus seiner Sicht unverändert lebendige Vision einer Doppelrennbahn für Traber und Galopper in Hamburg-Horn. Das Gros der Pferdesparte hat die Hoffnung nach Jahrzehnten bisher ergebnisloser Diskussion praktisch aufgegeben.

Doch Weihermüller und seine Mitstreiter haben Mumm. Bis Oktober 2025, so die behördliche Genehmigung, darf in Bahrenfeld noch getrabt werden. Mindestens. Angeblich sollen auf dem Gelände abseits der A7 Wohnungen entstehen. Die Politik redet und plant seit Jahren. Eingeweihte meinen zu wissen: Vor der Bürgerschaftswahl 2025 wird es keine wegweisenden Beschlüsse geben. Diese indes sind notwendig, um auch zukünftig am Volkspark hochkarätige Ereignisse wie aktuell präsentieren zu können.

Beim Großen Preis geht es um 25.000 Euro Siegprämie

Aber zurück zum Sport: Wird es erstmals in der Geschichte des Großen Preises von Deutschland (2200 Meter) einen inländischen Sieger geben? Schampus hätte das Format. Fast 190.000 Euro Gewinnsumme verbuchte der braune Hengst mit dem Trab eines präzisen Uhrwerks bisher. Am Feiertag können 25.000 Euro hinzukommen. Seine Bestzeit: 1:11,4 Minuten. „Schampus hat eine Abneigung gegen weite Reisen“, sagt Gestütstrainer Josef Franzl. Der Bayer mit dem Spitznamen „Seppi“ wird Schampus erneut steuern. Diesmal ist die Anreise mit dem Transporter kurz: 47 Kilometer sind es vom Gestüt bei Bargteheide bis zum Hippodrom.

Als tückisch könnte sich der am Dienstag ausgeloste Startplatz sechs erweisen. Rivale Y Not Diamant, im Derby am 20. August Zweiter hinter Schampus, kann mit seinem rasanten Antritt bei Startposition drei die Führung übernehmen und das achtköpfige Feld von der Spitze aus kontrollieren. Im Sulky hinter ihm sitzt mit dem Niederländer Robin Bakker ein routinierter Fahrerfuchs. Oder gibt es wieder einen Coup der Skandinavier, wie so oft in diesem Grand Prix? Die Schweden Love Keeper und Global Dubhe, einer wie der andere chancenreiche Außenseiter, werden am 3. Oktober von Peter Untersteiner und seinem Sohn Johan gefahren. Die beiden erfolgreichen Aktiven aus Halmstad stammen ursprünglich aus der Steiermark. Gäste aus Dänemark und den Niederlanden machen dem Nimbus des Gruppe II-Rennens alle Ehre.

Traben: Alle Rennen werden im Internet live übertragen

An diesem Sonntag wie am Dienstag erfolgt der erste Start um 13.30 Uhr. Der Große Preis von Deutschland geht am Feiertag um 17.30 Uhr ab. Unmittelbar zuvor steht der mit 30.000 Euro ausgestattete Preis von Hamburg aus den Bändern auf dem Programm. Gestaffelt nach ihren Gewinnsummen gehen die Gespanne mit 20 oder 40 Metern Vorsprung in die Prüfung. Alle Rennen werden im Internet live via YouTube übertragen.

Garniert wird das zweitägige Trabereignis mit einem bunten Rahmenprogramm. Dazu gehören ein Kinderprogramm mit Kasperletheater, Ponyreiten, Fahrten im Doppelsulky, eine Hüpfburg und der „Flitzi-Club“, ein Kindergarten für den Nachwuchs. Die Eltern können sich so entspannter am Totalisator betätigen. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei. Sitzplätze auf der verglasten Panoramatribüne mit Gastronomie müssen bezahlt werden. Insgesamt werden 5000 Zuschauer erwartet.

Peter Weihermüller will Präsident des Traber-Hauptverbandes werden

Damit für die teilweise von weither angereiste Trabergemeinde am Montag keine Langeweile aufkommt, hat der Verein Hamburger Trab-Zentrum einen Gestütsbesuch in Lasbek sowie eine Hafenrundfahrt arrangiert. Am Sonntagabend, im Anschluss an die Deutsche Amateurmeisterschaft, wird im Ruderclub Favorite Hammonia am Alsterufer gefeiert. Das Hamburger Grand-Prix-Meeting soll an große Zeiten dieser Traditionssportart anknüpfen. „Wir wollen zurück in die Erfolgsspur“, sagt Rennbahn-Geschäftsführer Weihermüller. Der ehemalige Amateurfahrer mit 93 Siegen im Sulky weiß nur zu gut: Der Weg ist weit.

Und da eine Zukunft nur mit geordneten Strukturen sinnvoll gestaltet werden kann, wollen unterschiedliche Interessengruppen demnächst stärker an einem Zügel ziehen. Erste Maßnahme: Am 20. Oktober in Berlin kandidiert der Hamburger Peter Weihermüller für das Präsidentenamt des deutschen Traber-Hauptverbandes. Zwei erfolgreiche Renntage in Bahrenfeld wären eine exzellente Empfehlung. Mit oder ohne Schampus.

Grand Prix Meeting 2023: Sonntag, 13.30 bis 18 Uhr mit elf Rennen; Dienstag, 13.30 bis 18 Uhr mit zehn Rennen. Trabrennbahn Bahrenfeld, Luruper Chaussee 30.