Genua. In den letzten Stunden konnte sich die „Malizia“ von der Konkurrenz absetzen. Eine Entscheidung über den Gesamtsieg ist noch nicht gefallen.

Mit einem Sieg in der letzten Etappe des Ocean Race hat der Hamburger Extremsegler Boris Herrmann seine Teilnahme an dem Rennen um die Welt gekrönt. Am Dienstagmittag, um 13.20 Uhr überfuhr er unter Jubel mit seiner „Malizia – Seaexplorer“ die Ziellinie vor Genua, dem Zielort des gesamten Rennens.

Man konnte Herrmann beim Einlaufen in Genua das Glück über die gelungene Premiere beim Ocean Race ansehen. Strahlend winkte er von Bord seiner Rennyacht. Den anderen Crewmitgliedern Rosalin Kuiper, Will Harris, Nico Lunven und Onboard-Reporter Antoine Auriol sah man ebenfalls ihr Glück über das gelungene Finale an.

Ocean Race: Boris Herrmann krönt Teilnahme am Rennen mit einem Sieg

„Es war bis zum Schluss extrem knapp, wir waren angespannt bis zur letzten Minute“, sagte Herrmann direkt nach dem Sieg in die Kamera von Teammanagerin Holly Cova. Die entscheidende Frage sei gewesen, ob die Taktik, die sich das Team überlegt habe, aufginge. „Schließlich ist es erst wirklich vorbei wenn es vorbei ist, wie wir sagen.“ Das Siegerteam wurde von verschiedenen Motorbooten vor Genua begrüßt und bejubelt. Nur wenige Minuten nach dem Zieleinlauf sorgten die fünf Crewmitglieder schon für die nächste Überraschung. Sie zogen sich ihre T-Shirts aus und sprangen alle gemeinsam vom Bug aus ins Wasser. Posierten danach für die Kameras gemeinsam auf dem roten Foil, dem Flügel der Malizia - Seaexplorer.

Etappe 7 des Ocean Race 2023
Etappe 7 des Ocean Race 2023 © HA Infografik | Frank Hasse

Dabei hatte das Team erst kurz vor dem Zieleinlauf noch ein melancholisches und nachdenkliches Video von Bord geschickt. Rosalin Kuiper hatte unter Tränen berichtet, wie sie sich auf den Zieleinlauf freue. „Wir haben so viele Tage auf See verbracht“, sagte sie da noch in die Kamera. Schon am morgigen Tag sei nun aber alles vorbei und das normale Leben habe sie wieder. „Wir schließen ein großes Kapitel.“ Es sei schön, nach Hause zu kommen, aber es sei auch so schwer sich von diesem Leben zu verabschieden.

Co-Skipper: „Der letzte Sonnenuntergang ist der vermutlich schönste“

Co-Skipper Harris resümierte: „Der letzte Sonnenuntergang ist der vermutlich schönste“, sagte er und zeigte in den Himmel. Es gebe vieles, über das er nun nachdenken müsse. Es sei eine verrückte Reise um die Welt gewesen, „viele gute Erinnerungen, an die ich mich mein ganzes Leben erinnern werde“. Es habe ihn und die anderen Crewmitglieder so zusammengebracht, wie nichts anderes es könne. „Aber ich glaube es ist nur der Start von etwas anderem, was noch kommen wird“, so der Co-Skipper, der auf zwei Etappen die Verantwortung für die Malizia - Seaexplorer von Herrmann übernommen hatte.

Emotionaler Auftritt: Crew bedankt sich bei Boris Herrmann

Rosalin Kuiper bedankte sich in dem Video außerdem bei Herrmann, „für die große Chance“, die er ihr gegeben habe. „Vielen Dank, dass du und um die Welt geführt hast“, sagte wenig später auch Harris zu Herrmann. „Du hast alles uns zusammengebracht. Wir könnten nicht dankbarer sein für all das“. Nur wenige Stunden später stellten sich die fünf Crewmitglieder noch einmal in einer Pressekonferenz den Fragen. „Gewinnen fühlt sich einfach immer wunderbar an“, sagte Herrmann lächelnd. „Und wir waren während der einzelnen Etappen so oft so nahe dran am Sieg, da haben wir es dieses Mal auch wirklich verdient.“

Rosalin Kuiper ergänzte: „Mit diesem Sieg haben wir gezeigt, dass wir mit dem Schiff bei leichten Winden gewinnen können, das ist besonders schön.“ Zum Hintergrund: Herrmann hat die Malizia - Seaexplorer aus Sicherheitsgründen schwerer bauen lassen als andere IMOCA-Yachten. Das verschafft ihm und seiner Crew allerdings bei leichten Winden immer wieder Nachteile. Bei dieser Etappe konnte die Crew die allerdings mit einer geschickten Taktik ausgleichen.

Sechs aufregende und anstrengende Monate liegen hinter dem Team

Mit dem Einlaufen im italienischen Genua gehen sechs aufregende und anstrengende Monate für das Team um den Hamburger Herrmann zu Ende. Mitte Januar war das Rennen um die Welt in Alicante in Spanien gestartet worden. Es folgten Zwischenstopps auf den Kapverdischen Inseln, in Kapstadt, in Itajai in Brasilien, in Newport, Aarhus und in Den Haag.Herrmann und sein Team konnten bereits die dritte, die längste und härteste Etappe des Rennens, durch das Südpolarmeer, für sich entscheiden. Zudem stellte das Team Ende Mai einen Weltrekord auf. Innerhalb von 24 Stunden legte die Malizia – Seaexplorer 641,13 Seemeilen zurück. Damit sind Herrmann und seine Crew die schnellsten Segler der Welt auf einem Einrumpfboot.

Boris Herrmann (li) feiert mit dem Team Malizia nach der Ankunft in Genua.
Boris Herrmann (li) feiert mit dem Team Malizia nach der Ankunft in Genua. © © Ricardo Pinto | Team Malizia

Siebte und letzte Etappe startete vor elf Tagen in den Niederlanden

Die siebte und letzte Etappe war vor elf Tagen in den Niederlanden gestartet worden. Gleich zu Beginn war es zu einem Unfall gekommen. Nur wenige Minuten nach dem Startschuss rammte das Team Guyot environment – Team Europe den Konkurrenten 11th Hour Racing an der Tonne. Beide Yachten trugen schwere Schäden davon und mussten aufgeben. Eine Entscheidung über diesen Vorfall von der Rennleitung steht allerdings noch aus. Sie soll am Donnerstag fallen. Damit wird auch erst am Donnerstag der Gesamtsieger des Ocean Race feststehen.