Hamburg. Anfang Juli kämpfen Frauen und Männer in Eidelstedt um EM-Titel im Siebener-Rugby. Langfristig soll am Millerntor gespielt werden.

Falsche Hoffnungen zu wecken, das ist nicht seine Art. „Realistisch ist es nicht mehr, dass wir den Titel gewinnen“, sagt Manuel Wilhelm mit Blick auf die Europameisterschaft im Siebener-Rugby, deren zweiter Teil vom 7. bis 9. Juli in Hamburg ausgetragen wird.

Als Mitfavorit waren die deutschen Männer am vergangenen Wochenende in Vila Real de Santo António an den Start gegangen – und mussten sich nach einem 12:22 im Viertelfinale gegen Großbritannien und einem 19:21 gegen Gastgeber Portugal im Platzierungsspiel mit Rang sieben begnügen. Es war das schlechteste Resultat der Männer in der Europaserie seit 2018.

Stadion für 5000 Fans in Eidelstedt

Da der Champion in der Addition beider Turniere ermittelt wird, sind die Chancen auf einen Triumph nur noch rechnerischer Natur. Das jedoch, sagt Manuel Wilhelm, im Deutschen Rugby-Verband (DRV) Vorstandsvorsitzender und Leistungssportdirektor, schmälere keinesfalls die Bedeutung des Heimturniers, das mit zwölf Teams pro Geschlecht in einem auf 5000 Zuschauer ausgelegten temporären Stadion am Steinwiesenweg in Eidelstedt stattfindet.

„Wenn wir in Hamburg gewinnen, können wir in der Endabrechnung noch aufs Podium kommen, und das ist das klare Ziel“, sagt der 42-Jährige. Vielmehr zähle aber, zum Auftakt der auf zunächst fünf Jahre angelegten Kooperation mit der Stadt eine gute Visitenkarte abzugeben.

Dazu gehört auch, mit dem Frauenteam, das in Portugal ebenfalls Rang sieben belegte, damit aber das beste Resultat seit Jahren schaffte, näher an die Elite heranzurücken. „Wenn die Frauen in Hamburg erneut das Viertelfinale erreichen, dann ist die erstmalige Teilnahme an der Qualifikation für die Weltserie drin. Das wäre ein riesiger Erfolg“, so Wilhelm.

Siebener ist seit 2016 olympisch

Siebener-Rugby, das auf einem Spielfeld der Größe wie in der weltweit populäreren 15er-Variante über zweimal sieben Minuten Spielzeit ausgetragen wird, ist die Spielform, auf die der DRV aktuell den Fokus legt. Zum einen, weil für den Aufbau professioneller 15er-Strukturen das Budget fehlt. Zum anderen, weil die „kleine Schwester“ seit 2016 olympisch ist und deshalb Fördergelder vom Deutschen Olympischen Sportbund fließen.

Im Siebener-Rugby gibt es weltweit keinen nationalen Ligenbetrieb. Die Mannschaften, die vorrangig am Bundesstützpunkt in Heidelberg gemeinsam trainieren, treten deshalb regelmäßig zu internationalen Vergleichen an. Während die Männer zur erweiterten Weltklasse zählen und als Einladungsteam schon an der Weltserie teilnahmen, kämpfen die Frauen noch um den Anschluss.

In Polen geht es ums Olympiaticket

In der kommenden Woche geht es bei den Europaspielen in Krakau (Polen) für beide Teams um die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris. Die jeweiligen Sieger beider Geschlechter lösen direkt das Ticket, die Zweit- und Drittplatzierten spielen im Juni 2024 ein weiteres Qualifikationsturnier.

„Kurzfristig ist das Turnier in Polen für unser Programm natürlich wichtiger“, sagt Manuel Wilhelm, „perspektivisch jedoch wollen wir mit der Sportstadt Hamburg nachhaltig etwas aufbauen.“ Spätestens 2027 möchte der DRV die „Hamburg Sevens“ im Millerntor-Stadion austragen – und dort mit beiden Teams die EM-Titel nach Deutschland holen.

Der DRV sucht für die EM in Hamburg noch zwölf Teambetreuer. Informationen dazu und zum Ticketverkauf unter rugbydeutschland.org.