Hamburg. Warum die Weltmeisterschaft in Dubai für Mareike Miller und Anne Patzwald nach dem Frust in der Bundesliga neue Lust auf ihren Sport bringt.

„Dubai 2023“ ist auf die weißen Sneakers geschrieben, daneben ist ein Regenbogen gemalt, ein Glücksklee – und ein Basketball, der sich in ein Netz senkt. Es gab auch noch einen selbst gemachten Rucksack und ein persönliches Schreiben, mehr Motivation vor der Abreise zur Weltmeisterschaft geht doch nicht. „Das ist ein Geschenk von einer guten Freundin“, sagt Anne Patzwald (33), „es ist schön zu wissen, dass ich solche Menschen in guten und schlechten Zeiten an meiner Seite habe.“ Seit Montag ist die Rollstuhlbasketballerin von den BG Baskets im HSV gemeinsam mit ihren Vereinskolleginnen Mareike Miller (33) und Maya Lindholm (32) in Dubai, wo an diesem Freitag die WM der Männer und Frauen eröffnet wird.

Hammer-Gegner Niederlande gleich zum Auftakt

Patzwald und Co. steigen am Sonnabend mit ihrem ersten Gruppenspiel gegen Paralympics-Champion Niederlande ein. Gleich der wohl stärkste Gegner. Aber auch die USA, Bronze bei den Paralympics 2021, sind ein Top-Team. „Wir sollten eine dieser beiden schlagen, um es im Viertelfinale etwas einfacher zu haben“, sagt Mannschaftskapitänin Miller. Platz vier in der Sechser-Gruppe reicht, um unter die letzten Acht zu kommen. Das dürfte bei den weiteren Vorrundengegnerinnen aus Japan, Algerien und Thailand auf jeden Fall gelingen – „aber unser Ziel ist das Halbfinale“, sagt Miller.

Seit die drei Hamburgerinnen zum Nationalteam gehören, war das schließlich immer gelungen. 2014 wurde das Team Vizeweltmeister, vor fünf Jahren gab es bei der WM in Hamburg den bejubelten dritten Platz. 2012 feierte die Mannschaft bei den Paralympics in London die Goldmedaille, vier Jahre Jahre später in Rio war es Silber und vor zwei Jahren in Tokio verlor das Team knapp im Spiel um Platz drei. „Da hatten wir unsere Gruppe gewonnen und hätten eine Medaille gewinnen können“, erinnert sich Miller. „Wir haben da grundsätzlich gut gespielt, die Mannschaft hat sich kaum verändert, ich sehe uns jetzt eher stärker weil noch erfahrener.“

Patzwald hat die Bundesligasaison für sich abgehakt

Für die Top-Scorerin im deutschen Team wird es das erste richtige Turnier seit Tokio. Eine langwierige Schulterverletzung hatte sie seit Oktober bis Ende Februar außer Gefecht gesetzt, sie konnte deshalb auch die BG Baskets nicht in der Bundesliga unterstützen. Miller war damit einer der zahlreichen Ausfälle in dem Team, was möglicherweise mit ursächlich für den Abstieg aus der Bundesliga war. Auch Ex-Nationalspieler Kai Möller war unter anderem in der Hinrunde ausgefallen. „Wenn wir vollständig gewesen wären, hätte wir sportlich eine andere Situation gehabt“, ist Teamkoordinator David Schulze überzeugt, „wenn Leistungsträger wegbrechen, wird es schwer.“

Auch Anne Patzwald war zwischendurch erkrankt, musste operiert werden und stand nicht zur Verfügung. „Das Kapitel Bundesligasaison habe ich abgehakt, das ist lange vorbei“, sagt sie. Volle Konzentration auf den internationalen Sommer, denn nach der WM folgt im August in Rotterdam die Europameisterschaft. „Die Bundesligasaison kann ich nicht ändern“, sagt Patzwald, „Haken dran.“

Dennoch wird sie sich irgendwann damit befassen müssen, wie sie sich ihre sportliche Zukunft vorstellt. Die Ergotherapeutin hat im BG Klinikum Hamburg „einen fantastischen Arbeitgeber“. Das Team aber ist in der nächste Saison zweitklassig. Ist das gut mit Blick auf die angestrebte Paralympics-Teilnahme 2024 in Paris? „Kein Kommentar“, sagt Anne Patzwald. Fakt ist, die Verträge der HSV-Spieler und Spielerinnen sind ausgelaufen.

Schulze muss jetzt für die Zweite Liga planen, das Ziel soll der Wiederaufstieg sein, denn die BG Baskets spielen ja auch eine wichtige Rolle für diverse Inklusionsprojekte in Hamburger Schulen und Betrieben. Die Vorbildfunktion als Bundesligist ist da quasi eingepreist. „Die Gespräche im Verein laufen, wir sind im Austausch“, sagt Miller, die wie Patzwald und Lindholm beruflich und privat in Hamburg fest verwurzelt ist, „ich wäre froh, wenn der HSV kurzfristig wieder in der Bundesliga spielt und ich eventuell dazu beitragen kann.“