Hamburg. Amateurfußball-Kolumne: Kiezkicker gewinnen überraschend in Norderstedt, auch Teutonia und HSV II überzeugen. Sasel patzt im Topspiel.

Günther wundert sich. Revanche für das 1:3 im Hinspiel nahm der FC St. Pauli II in der Regionalligapartie bei Eintracht Norderstedt. Der Stadionuntermieter vom Kiez siegte bei einer über weite Strecken viel zu fahrigen und seltsam emotions­losen Eintracht mit 3:1. Exemplarisch für den Erfolg stand der vorentscheidende Treffer von St. Paulis Kapitän Luca Günther zum 2:1. St. Pauli II spielte eine kurze Ecke eher bedacht aus, passte mit einer Zwischenstation in die Mitte, und Günther knallte den Ball ungestört aus 16 Metern flach in den Kasten der Eintracht.

„Die Ecke haben wir geplant. Ich habe mich aber gewundert, dass ich so frei war“, gab sich selbst Günther erstaunt über die Sorglosigkeit des Gegners – und lobte die neue „defensive Kompaktheit“ der seit neun Partien ungeschlagenen kleinen Kiezkicker. Darüber freute sich auch St.-Pauli-II-Coach Elard Ostermann. „So viele Tore kann man gar nicht schießen, wie wir vorher gekriegt haben. Dann wären wir beim Handball oder Eishockey“, so Ostermann.

Während sein Team auf dem Weg zum Klassenerhalt ist, herrscht bei Norderstedt Katerstimmung. „Seit Wochen plätschert unser Spiel dahin. Warum, ist mir schleierhaft. Wir wollen die Saison nicht austrudeln lassen. Es muss jetzt wieder mehr von uns kommen“, forderte Eintrachts Trainer Olufemi Smith.

Amateurfußball: Teutonia zeigt beste Saisonleistung

Beste Saisonleistung. Am Ende lagen sie sich in den Armen, tanzten auf dem Feld, feierten auf der Lohmühle ausgiebig den 3:2-Erfolg bei Tabellenführer VfB Lübeck. Es war wohl das bisher beste Spiel Teutonias in dieser Regionalligasaison, und VfB-Trainer Lukas Pfeiffer gab zu: „Heute waren wir nicht gut genug, um gegen diesen starken Gegner zu gewinnen.“ Zwar verkürzten die Ottensener als Tabellendritter den Rückstand zu Lübeck auf acht Punkte, doch den Aufstieg in die Dritte Liga hatte der Verein bereits nach der enttäuschenden Hinrunde, Platz 13 mit 23 Punkten, abgehakt, die Mannschaft gar nicht erst für die höhere Klasse gemeldet.

Ohnehin bleibt ungeklärt, in welchem Stadion Teutonia auf dem dann geforderten Naturrasen in Hamburg oder anderswo hätte spielen können. Gleiches gilt für den DFB-Pokal. „Vielleicht hat der Vorstand aber auch nicht an uns geglaubt“, meinte Trainer David Bergner nach jetzt zehn Siegen aus den zwölf Spielen der Rückrunde. Einzig die erneute Verletzung von Pascal Steinwender trübte in Lübeck die Freude des Teams. Der 26-Jährige knickte ohne gegnerische Einwirkung mit dem rechten Fuß um, wurde nach Spielschluss in ein Lübecker Krankenhaus eingeliefert. Dia­gnose: mehrere Bänderrisse, kein Bruch. Heute folgen weitere Untersuchungen.

HSV-Talente gewinnen gegen Werder Bremen

Reimers bleibt Derby-Experte. Seinen Status als Derby-Experte hat HSV-II-Trainer Pit Reimers einmal mehr unterstrichen. Sein Team besiegte den SV Werder Bremen II mit 2:0. Doppeltorschütze innerhalb von nur 60 Sekunden: Jonah Fabisch in der 8. und 9. Spielminute. Vor allem sein 1:0 entzückte die Fans. Fabisch hämmerte den Ball aus 25 Metern mit einer unglaublichen Wucht in den Kasten. „Wenn ich einen Spieler habe, bei dem es egal ist, mit welchem Fuß er abschließt, dann ist es Jonah. Er ist beidfüßig unglaublich stark“, lobte Reimers. „Und“, so fügte er an, „aufgrund unserer starken ersten halben Stunde haben wir dieses Derby gegen Werder verdient gewonnen.“

Auf Rang eins fehlen dem HSV II nun nur noch neun Tore. Punktgleichheit zum VfB Lübeck besteht schon. „Das haben wir zur Kenntnis genommen. Aber wir beschäftigen uns nicht mit der Tabelle, sondern mit dem nächsten Spiel“, so Reimers. Das findet beim FC St. Pauli II statt. Ein Derby also. Beste Voraussetzungen für einen weiteren Sieg des HSV II unter der Regie von Pit Reimers.

Sasel lässt Federn. War das der entscheidende Fehler im Meisterschaftskampf der Oberliga Hamburg? Im Topspiel beim Eimsbütteler TV verlor der TSV Sasel mit 1:2. Zum Knackpunkt der Partie wurde die Gelb-Rote Karte für Fatih Umurhan in der 41. Minute. Die Überzahl nutzte der ETV aus, um das 0:1 in einen Sieg zu drehen. „Wir hätten hier heute mit zehn und mit elf Mann einen Punkt verdient gehabt. Die Linie des Schiedsrichters war gut und den Platzverweis kann man geben. Muss man aber nicht“, sagte Sasels Trainer Danny Zankl.

Konkurrent TuS Dassendorf (3:2 gegen den Niendorfer TSV) wäre bei zwei Siegen in den beiden Nachholspielen nun plötzlich wieder punktgleich – und vermutlich im Torverhältnis sogar vorne. Auch der ETV mischt mit im Meisterschaftsrennen, hätte bei einem Sieg im Nachholspiel nur noch einen Zähler Rückstand auf Sasel. ETV-Trainer Khalid Atamimi wollte davon jedoch nichts wissen. „Unser Vorbild ist Fabian Hürzeler“, so Atamimi zum früheren ETV-Spieler und jetzigem St.-Pauli-Coach. „Fabian spricht stets von Demut. Und die steht uns auch ganz gut zu Gesicht.“

Tränen bei Wacker. Durch ein 2:5 beim TSV Buchholz 08 so gut wie aus der Oberliga Hamburg abgestiegen ist der HSV III. „Ich bin ehrlich: Es sind bei mir nach dem Spiel zwei, drei Tränen geflossen. Wir werden in unseren letzten beiden Spielen gegen Dassendorf und den ETV alles geben, aber wir müssen auch realistisch sein“, sagte HSV-III-Trainer Torben Wacker. Konkurrent SV Rugenbergen besitzt aktuell zwei Punkte Vorsprung – und darf noch satte sieben Partien bestreiten. Endgültig in die Landesliga abgestiegen ist der SV Curslack-Neuengamme nach seiner 2:4-Niederlage beim HEBC.