Manchester. Der FC Bayern hat nach der 0:3-Niederlage bei Manchester City nur noch theoretische Chancen auf den Einzug ins CL-Halbfinale.

Nah standen Pep Guardiola und Thomas Tuchel beieinander an der Seitenlinie, doch so einträchtig das Bild der beiden Trainer wirkte, so unterschiedlich erging es ihnen. Während Guardiola seiner Mannschaft von Manchester City recht zufrieden zuschauen konnte, stand Thomas Tuchel zweieinhalb Wochen nach seinem Amtsantritt als Nachfolger von Julian Nagelsmann ziemlich bedröppelt da. Der Regen tropfte von seinem Mützenschirm, womit der Münchner Trainer ein Sinnbild für den sportlichen Verlauf des Dienstagabends aus Sicht des FC Bayern lieferte.

Am Ende des Hinspiels im Viertelfinale der Champions League stand für die Münchner eine heftige 0:3 (0:1)-Niederlage zu Buche. Rodri hatte Manchester City in Führung gebracht (27.), später erhöhte Bernardo Silva (70.), ehe noch Erling Haaland traf (76.). Eine Woche nach dem Aus im Viertelfinale des DFB-Pokals droht der FC Bayern damit auch die Chance auf den zweiten angepeilten Titel zu verlieren. Um ins Halbfinale einzuziehen, ist im Rückspiel am kommenden Mittwoch in München ein Sieg mit vier Toren Unterschied nötig. Und das gegen Guardiolas formstarkes Team, das Tuchel als das Maß der Dinge im europäischen Fußball bezeichnet hatte.

Chuopo-Moting fehlte bei den Bayern im Angriff

Im Etihad Stadium in Manchesters Nordosten hatte nicht nur das Duell des ehemaligen Bayern-Trainers Guardiola gegen den aktuellen Bayern-Trainer Tuchel im Blickpunkt gestanden. Auch das ausgefallene Mittelstürmer-Duell zwischen dem ehemaligen Dortmunder Haaland und Bayerns verletztem Eric Maxim Choupo-Moting zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Statt Choupo-Motings stellte Tuchel in seinem vierten Pflichtspiel mit dem FC Bayern Serge Gnabry in den Angriff. Auf Thomas Müller und Sadio Mané verzichtete Tuchel zunächst, Leihspieler João Cancelo saß bei seiner Rückkehr zu seinem eigentlichen Arbeitgeber ebenfalls auf der Bank.

Haaland hätten die Bayern 2022 sehr gerne als Nachfolger von Robert Lewandowski für sich gewonnen. Laut Medienberichten vom Dienstag waren sie beim deutschen Rekordmeister sogar bereit gewesen, Haaland ein Gehalt in Höhe 30 bis 35 Millionen Euro pro Jahr zu zahlen. Insgesamt hätte Bayerns Angebot über fünf Jahre für Haaland fast eine Viertelmilliarde Euro verschlungen. Am Ende entschied sich Haaland für Manchester City, das ihm ungefähr diese Summe für fünf Jahre allein als Salär samt Bonuszahlungen zugesichert haben soll. Die Vereinseigner, die City Football Group aus Abu Dhabi, machen’s möglich.

Seinen sportlich unbestritten immensen Wert konnte Haaland nach seinen zuvor 44 Pflichtspieltoren in den 38 Spielen dieser Saison gegen die Bayern zunächst nicht vollständig zeigen. Das lag zum einen daran, dass sich Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt meist aufmerksam um Haaland kümmerten. Es lag aber auch am garstigen englischen Wetter mit starkem Wind und peitschenden Windböen, die es den bisher ohnehin defensivstärksten Mannschaften der Champions League zusätzlich erschwerten, ihre Spielkunst zu entfalten. Zudem waren beide Team erkennbar darauf bedacht, womöglich entscheidende Fehler zu vermeiden. Ein solcher drohte Yann Sommer zu unterlaufen, als er Joshua Kimmichs Rückpass kurz vor seiner Torlinie annahm, den Ball aber gerade noch vorm heranstürmenden Haaland weiterpassen konnte.

Katastrophaler Fehler von Dayot Upamecano

Bayerns beste Offensivszene war zunächst ein abgeblockter Torschuss von Jamal Musiala, auf den Leroy Sané an alter Wirkungsstätte zurückgelegt hatte. Bald nach dieser Chance lagen die Gäste zurück, weil Rodri ungestört mit links schlenzen durfte und sehenswert in den Winkel traf. Kurz danach war Sommer gleich zweimal gefordert. Zunächst klatschte er eine Flanke vor Jack Grealish nur ab, dann rettete er nach Ilkay Gündogans Nachschuss spektakulär im Sitzen mit seinem linken Fuß. Die Bayern wackelten nun bedenklich, fingen sich aber rasch wieder und meldeten sich durch Sanés Linksschuss kurz vor der Pause zurück.

Kurz nach der Pause versuchte es Sané erneut, Torwart Ederson parierte. Praktisch im Gegenzug brachten sich die Bayern wieder selbst in Bedrängnis und konnten von Glück sagen, dass Manchester ein Missverständnis von Sommer und Upamecano nicht nutzte. Manchester kam zu weiteren Chancen, mehrfach stand Sommer im Blickpunkt. Doch nach Upamecanos kapitalem Fehler im Aufbau und Ballverlust gegen Grealish konnte der Torwart gegen Silvas Kopfball nichts mehr ausrichten. Vorbereitet mit einer butterweichen Flanke hatte das Tor Haaland. Kurz darauf trat der Stürmer auch noch als Torweger auf, als er eine Flanke von John Stones volley verwertete. Guardiola jubelte, Tuchel stand bedröppelt an der Linie.