Frankfurt. Der Streit um den neuen Grundlagenvertrag wird zur Nagelprobe für DFL-Chef Hans-Joachim Watzke und DFB-Boss Bernd Neuendorf.

Es fehlt zu Beginn eines neuen Jahres selten an frommen Wünschen. Bei Hans-Joachim Watzke, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Fußball-Liga (DFL), war das beim Neujahrsempfang in Offenbach nicht viel anders. Zu den fünf Sehnsüchten, die der 63-Jährige vor der versammelten Prominenz des Betriebs formulierte, kam gleich an zweiter Stelle das Verhältnis zum Deutschen Fußball-Bund (DFB): Man habe sich nach jahrelangen Streitereien „sehr vertrauensvoll auf den Weg gemacht“, sagte Watzke und stellte mit Blick auf die Heim-EM 2024 heraus: „Wir haben nur einen deutschen Fußball: Wir müssen in anderthalb Jahren alles bündeln und dürfen uns nicht in Kleinkrämereien verstricken.“

6, 20 oder 50 Millionen Euro

Die hehren Absichten sind zwei Monate später Makulatur: DFL und DFB haben sich im Streit um den neuen Grundlagenvertrag völlig verhakt. Die alte Vereinbarung läuft bereits am 30. Juni aus. Im Grundlagenvertrag sind die gegenseitigen Rechte und Pflichten geregelt. Es geht um die Schiedsrichter, die Abstellung der Nationalspieler, die Nutzung von Rechten. Unter dem Strich bleiben nach den Geldflüssen bislang 6 Millionen Euro von den Profis bei den Amateuren hängen. Die Liga ist bereit, diese Summe auf 20 Millionen zu erhöhen – aus dem Verband werden aber 50 Millionen und mehr erwartet.

„Der DFB fordert exorbitant mehr. Wir sind trotz aller Probleme bereit, signifikant mehr zu zahlen. Aber wir sind sehr weit auseinander“, sagte Watzke in der Süddeutschen Zeitung und verschärfte die Tonalität. Auch die Beziehung zu DFB-Präsident Bernd Neuendorf kommt auf den Prüfstand. Dass die beiden Bosse beim Länderspiel einträchtig neben Sportdirektor Rudi Völler saßen, wirkte trügerisch. Der Geduldsfaden des Vorstandsvorsitzenden von Borussia Dortmund ist nach mehreren gescheiterten Verhandlungsrunden gerissen. Der Sauerländer warnte mit spitzer Zunge vor dem Anspruch, „dass die DFL die Vollkaskoversicherung für den DFB ist“. Neuendorf hat auf Watzkes Warnung noch keine Replik folgen lassen: Der 61-Jährige ist ein Mann des Ausgleichs, doch ihm sitzen die Präsidenten der Regional- und Landesverbände im Nacken, die mit den gravierenden Sorgen an der Basis konfrontiert werden. Viele der 24.300 Vereine leiden unter den Energiekosten, dem Mangel an Übungsleitern, dem Zustand der Sportstätten oder den Ansprüchen der Eltern, die für 20 Euro Vereinsbeitrag im Monat eine Rundumversorgung einfordern.

Um die Eskalation zu verhindern – die DFL könnte letztlich aus dem Grundlagenvertrag aussteigen –, müsste die Causa zur Chefsache gemacht werden. Aber wie gut Watzke und Neuendorf wirklich miteinander können, muss sich noch zeigen.