Köln. Deutschland hat gegen Belgien die erste Niederlage im Jahr 2023 kassiert. Das DFB-Team verlor nach schlimmem Beginn mit 2:3.

Es war mucksmäuschenstill im Rhein-Energie-Stadion. Die Stimmung in Köln? Im Keller. Und dann fing es auch noch an zu regnen. Dabei waren zu diesem Zeitpunkt gerade mal 20 Minuten gespielt. Doch diese dürften Bundestrainer Hansi Flick vorgekommen sein wie eine Ewigkeit. Angriff um Angriff rollte im Spiel gegen Belgien auf das Tor der deutschen Nationalmannschaft zu. Nach Toren von Yannick Carrasco (6.) und Romelu Lukaku (9.) stand es bereits 0:2. Und es hätte sogar noch höher stehen können. Das zwischenzeitlich zu befürchtende Debakel blieb am Ende zwar aus – weil Niclas Füllkrug und Serge Gnabry zum 2:3 für Deutschland trafen. Der Abend endete für Flick und die DFB-Elf aber mit einer Enttäuschung. Kevin De Bruyne hatte das zwischenzeitliche 1:3 erzielt.

Gerade mal 117 Tage ist es her, dass Deutschland und Belgien eine der größten Enttäuschungen ihrer Fußballgeschichte erlebten. Es war der 1. Dezember, als die beiden Mitfavoriten bei der WM in Katar nacheinander an einem Abend aus der Vorrunde ausschieden. Rund vier Monate später trafen sich die europäischen Nachbarn unweit der deutsch-belgischen Grenze in Köln zum Duell der WM-Enttäuschten, bei dem es für beide Verbände vor allem um eines ging: Die Stimmung.

Tedesco ist neuer belgischer Nationaltrainer

Der neue belgische Nationaltrainer Domenico Tedesco traf gleich in seinem zweiten Länderspiel auf sein Heimatland. Und ließ mit dem Wolfsburger Koen Casteels, dem Berliner Dodi Lukebakio sowie den ehemaligen Hamburgern Orel Mangala und Amadou Onana bekannte Gesichter des deutschen Fußballs von Beginn an ran. Flick brachte Thilo Kehrer und Serge Gnabry für die angeschlagenen Nico Schlotterbeck und Kai Havertz. Zudem experimentierte der Bundestrainer wie schon gegen Peru (2:0) mit der Doppelspitze Timo Werner und Niclas Füllkrug.

Im 999. Länderspiel der deutschen Fußballhistorie erwischte die Nationalmannschaft eine der schlechtesten Anfangsphasen der Geschichte. Die DFB-Auswahl wurde von den Belgiern phasenweise auseinandergenommen. Vor allem De Bruyne ließ die Deutschen aussehen wie eine Schülerauswahl. Der Superstar von Manchester City bereitete die beiden frühen Tore von Carrasco und Lukaku mit seinen genialen Pässen vor und war auch sonst nicht zu stoppen.

Flick reagiert mit einem frühen Doppelwechsel

Flick musste nach einer halben Stunde reagieren. Er nahm den gerade mal 19 Jahre jungen Florian Wirtz vom Feld. Der in Köln ausgebildete Leverkusener wurde vor dem Spiel noch als bester deutscher Nachwuchsspieler des Jahres ausgezeichnet, spielte in seiner alten Heimat aber auch noch wie ein Jugendspieler. Wirtz gewann kaum einen Zweikampf und musste früh für Emre Can weichen. Der Dortmunder zeigte sofort, dass im Fußball Zweikämpfe entscheiden. Seine Körperlichkeit brachte Flicks Elf Stabilität. Auch die Hereinnahme des Debütanten Felix Nmecha für den am Knöchel verletzten Leon Goretzka sowie die Umstellung auf ein 4-3-3 tat den Deutschen gut.

Wie schon gegen Peru war es Mittelstürmer Füllkrug, der für etwas Stimmung sorgte. Der Bremer holte nach einer Ecke von Kapitän Joshua Kimmich zunächst einen Elfmeter heraus, als Lukaku seinen Kopfball mit der Hand abwehrte. Schiedsrichter Willy Delajod aus Frankreich entschied sofort auf Strafstoß, den Füllkrug selbst und sicher verwandelte (44.). So ging es auch in die Halbzeit. „Die Stimmung in Köln ist immer besonders. Das 1:2 hat die Fans aufgeweckt. Da ist noch was möglich“, sagte der Kölner und frühere Nationalspieler Patrick Helmes in der Pause.

Nach der Pause war beim DFB-Team Wille zu erkennen

„Wille führt zu Erfolg – auf geht’s zum neuen Sommermärchen 2024“ stand auf einem Banner im Rhein-Energie-Stadion, das mit 42.910 Zuschauern ausverkauft war. Und Wille war bei den Deutschen zumindest in der zweiten Halbzeit zu erkennen. Gnabry (53.), Füllkrug (57.) und Kimich (70.) verpassten den Ausgleich. Nach dem 1:3 durch De Bruyne (79.) traf Gnabry nach einem Supersolo zunächst den Pfosten (84.) und wenig später auf Vorlage von Kevin Schade zum 2:3 (87.). Doch die Aufholjagd kam zu spät.

BVB-Profi Emre Can wurde gegen Belgien früh eingewechselt.
BVB-Profi Emre Can wurde gegen Belgien früh eingewechselt. © Getty

Für Flick war es die dritte Niederlage im 21. Länderspiel. Zudem verpasste er einen Länderspielrekord. 13 Testspiele in Folge ohne Niederlage hatte noch kein Bundestrainer geschafft – und Flick nun auch nicht. Aber das wird ihm egal sein. Viel mehr wird ihn ärgern, dass die geplante Aufbruchsstimmung schon im zweiten Spiel nach der WM verpufft ist.

Das 1000. Länderspiel der deutschen Fußballgeschichte wird am 12. Juni in Bremen gegen die Ukraine stattfinden soll. Im Oktober will die Nationalmannschaft in die USA reisen, dem Co-Gastgeber der WM 2026. Zuvor aber soll das Sommermärchen 2024 gelingen. Davon war gegen Belgien noch nicht viel zu spüren.

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