Mainz. Deutschlands Fans bejubeln die Nationalmannschaft in Mainz beim 2:0 gegen Peru. Dennoch herrscht noch Luft nach oben.

Vielleicht war es weise Voraussicht, möglicherweise auch bloß Zufall, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dem großen Generalstreik im Lande einfach entkommen kann. Die ersten Länderspiele des Jahres in die Domstädte Mainz und Köln zu legen, und als Basisquartier Frankfurt zu nehmen, ist für den Montag gewiss von großem Vorteil.

Der Verkehr auf Schiene und in der Luft soll weitgehend ruhen, doch wofür hat die A-Nationalmannschaft so bequeme Mannschaftsbusse, die gut bewacht die meiste Zeit hinter Gitterstäben im futuristischen Teamhotel an der Frankfurter Messe standen. Sie werden nun den gesamten Tross die rund 200 Kilometer über die Autobahn 3 – und nicht wie mal angedacht über die daneben verlegte Bahntrasse im ICE – nach Köln bringen, wo das zweite Länderspiel gegen Belgien (Dienstag 20.45 Uhr/RTL) stattfindet.

6,36 Millionen schauen vor dem Fernseher zu

Selbst die Pressekonferenz steigt am Montag noch auf dem DFB-Campus, was aber alles seichte Planänderungen sind. Im Vergleich zu den Millionen Pendlern, die unter dem Mega-Streik leiden, haben es Deutschlands beste Fußballer immer noch gut. Definitiv haben sie am Wochenende ein kleines Stückchen Weg zur Annäherung zurückgelegt.

„Jeder Einzelne ist bereit, diesen Extrameter zu gehen“, hat Bundestrainer Hansi Flick beim Pflichtsieg gegen Peru (2:0) festgestellt, den sich im ZDF im Schnitt nur 6,36 Millionen Fernsehzuschauer ansahen. Dazu hielt der 58-Jährige pragmatisch fest: „Wir waren 90 Minuten griffig. Wir haben vorne zwei schöne Tore gemacht und haben hinten kein Tor bekommen, das war unser Ziel.“

Wille, Leidenschaft und Lust auf die Wiedergutmachung waren nach dem Fiasko in Katar offensichtlich – aber alles andere hätte auch zu ernsthaften Debatten über die Reputation des Fußballlehrers geführt. Erstaunlich, dass die 25.358 Stadionbesucher, darunter eine beträchtliche Zahl an Peruanern, sogar eine La-Ola-Welle durch die rot illuminierte Arena am Mainzer Europakreisel schwappen ließen. Vielleicht einfach aus Freude, beim zumindest stimmungsmäßig geglückten Neuanfang 2023 dabei gewesen zu sein. „Es war wieder eine gute Atmosphäre, es hat wieder Spaß gemacht, hier in Deutschland zu spielen“, sagte Kai Havertz.

Trotz aller Freude über einen Zu-Null-Erfolg gegen letztlich harmlose Südamerikaner kam bei den Protagonisten kein Überschwang auf. Da war niemand, der sich mit Schlusspfiff jubelnd in den Armen lag. Dafür spürte jeder, dass von diesem Spiel allenfalls zarte Ansätze einer Aufbruchsstimmung ausgehen können. Eine Zeitenwende war das noch nicht.