Essen. Der Kapitän der Basketball-Nationalmannschaft kämpft mit den Los Angeles Lakers noch um den Einzug in die K.o.-Phase.

Die Ungewissheit ist Teil des Jobs. Das war Dennis Schröder klar, als er im Herbst des Jahres 2013 seine ersten Schritte in der nordamerikanischen Basketball-Eliteliga NBA tätigte. Knapp zehn Jahre sind seitdem vergangen, eine Zeit voller Höhen und Tiefen, mit freiwilligen und erzwungenen Klubwechseln. Und auch jetzt ist die Ungewissheit noch immer vorhanden. Bei Schröder selbst und bei seinem derzeitigen Team. Die Los Angeles Lakers kämpfen in den letzten Wochen der regulären Saison noch um einen Platz in den Play-offs, das vorzeitige Saison-Aus wäre ein Debakel. Schröder selbst spielt dabei auch um seine Zukunft. Mal wieder.

Im vergangenen Sommer hatte sich der 29-Jährige in einer ähnlichen Situation befunden. Ohne aktuellen NBA-Vertrag führte er die deutsche Nationalmannschaft in die Europameisterschaft. Schröder überzeugte im Turnier in Köln und Berlin. Spielerisch auf dem Feld und auch abseits als Kapitän. Er übernahm Verantwortung und wurde mit der Bronzemedaille belohnt. Kurz darauf nahmen die Lakers den gebürtigen Braunschweiger unter Vertrag. Und nun? Läuft Schröders Einjahres-Vertrag Ende der Saison aus. Die Frage ist nur, wann genau das sein wird: Am 9. April nach dem Ende der regulären Saison, falls die Lakers die Top 10 der West-Hälfte der Liga verpassen? Am 15. April, wenn das sogenannte Play-In-Turnier beendet ist, bei dem die letzten zwei Play-off-Plätze unter den Siebt- bis Zehntplatzierten verteilt werden? Oder erst später, wenn in den K.o.-Serien um die Meisterschaft gekämpft wird? Vom direkten Weiterkommen bis zum frühen Saison-Aus ist noch alles möglich in den verbleibenden zehn Spielen. Es sind Tage der Ungewissheit.

Anspannung lässt sich Dennis Schröder nicht anmerken

Dennis Schröder lässt sich seine mögliche Anspannung nicht anmerken. Das tat er auch in der Vergangenheit nie. Nicht während der EM, und auch nicht in den Jahren zuvor, wenn ein Vertrag auslief. Auf seine ungewisse Zukunft angesprochen, lächelte er dann meist und verbreitete Zuversicht. „Mein Agent macht seinen Job sehr gut. Da mache ich mir keine Sorgen“, sagt Schröder auch jetzt vor der Partie gegen die Phoenix Suns in der Nacht auf Donnerstag (3 Uhr). „Je besser wir spielen, desto besser wird auch meine Situation.“

Schröders scheinbar entspannte Haltung hat aber auch mit der Vergangenheit zu tun. Schon einmal spielte er eine Saison bei den Lakers, doch Anfang 2021 schlug er ein 84-Millionen-Dollar-Angebot für eine Verlängerung um vier Jahre aus. Im Nachhinein war klar: Er hatte sich mächtig verzockt. Statt einen noch besseren Vertrag zu erhalten, schlug er sich notgedrungen für verhältnismäßig kleineres Salär bei den Boston Celtics und den Houston Rockets durch, um doch wieder bei den Lakers zu landen. Ob er an der amerikanischen Westküste bleiben wird? „Ich habe kein Problem, weiter hier zu spielen“, sagt Schröder.

Bei Superstar LeBron James herrscht Ungewissheit

Längst kommt es für Schröder nicht mehr allein auf die sportliche Perspektive an. „Ich will auch, dass meine persönliche Situation passt, die für die Familie. Dann ist es egal, wo“, sagt der 1,85-Meter-Mann, der von Deutschlands Basketballfans zwar immer akzeptiert, aber nie innig geliebt wurde. Der anfangs in den Sozialen Medien seine Goldketten und goldfolierte Sportwagen präsentierte und eben nicht die Bodenständigkeit eines Dirk Nowitzki ausstrahlte. Mittlerweile aber ist Schröder nicht nur im Nationalteam zum Teamplayer und Anführer gereift, auch zu Hause trägt er als Vater von drei Kindern mehr Verantwortung. „So bin ich aufgewachsen, so ist meine Frau aufgewachsen, so ziehen wir unsere Kinder groß, dass Familie eine große Rolle spielt“, sagt Schröder.

Sportlich spielte der Deutsche zuletzt wieder eine wichtigere Rolle. Ob von der Bank kommend oder in der Startformation aufspielend, Schröder zeigte sich in den jüngsten Wochen als wichtige Stütze seines Teams. Wenn er die Fäden in der Hand hielt, sah die Offensive der wankelmütigen Kalifornier besser aus. Ob das aber für die Play-offs reicht? Die Lakers starteten mit fünf Niederlagen in die Saison, das Team um die Superstar LeBron James und Anthony Davis harmonierte auch in den Folgemonaten nie richtig. Und ob James, der bereits seit elf Spielen wegen einer Sehnenverletzung im rechten Fuß fehlt, überhaupt noch einmal bis zu den Play-offs fit wird, ist fraglich. Sie geht also weiter, für die Lakers und für Dennis Schröder: die Zeit der Ungewissheit.