Hamburg. Der ehemalige Weltklassehandballer spricht über die Arbeit als Co-Trainer beim HSVH und seine Liebe zu Hamburg. Kroate Severec kommt.

Auch an diesem Mittwoch wird Blazenko Lackovic wieder in kurzer Sportkleidung in der Trainingshalle im Volkspark stehen, gemeinsam mit Chefcoach Torsten Jansen die Abschlusseinheit des HSV Hamburg (HSVH) vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf am Donnerstag (19.05 Uhr, Sporthalle Hamburg/Sky) leiten. Mit dem HSV Handball wurde Lackovic 2011 Meister, 2013 Champions-League- und 2010 DHB-Pokalsieger, mit seinem Heimatland Kroatien 2003 Weltmeister und 2004 Olympiasieger. Im HSVH-Training hilft der 42-Jährige, der vor rund drei Jahren seine aktive Karriere beendet hatte, noch immer als Spieler aus, wenn er gebraucht wird. Das werde mittlerweile aber zunehmend schwierig.

„Wenn man nach der Karriere als Profisportler aufsteht und keine Schmerzen hat, ist man tot“, sagt Lackovic, der mit seiner Frau Nikolina seit 2018 das „Museum der Illusionen“ in Hamburg betreibt, und lacht, als er im Abendblatt-Podcast „Auszeit HSVH“ zu Gast ist. „Ich bin in der Handballhalle nur noch eine optische Täuschung“, scherzt der Ex-Profi. „Ich sehe zwar dünn und gut trainiert aus, topfit bin ich aber nicht mehr. Nur beim Kicken kann ich beim Team Alt noch mithalten.“

Seit Karriereende arbeitet er mit Cheftrainer Jansen zusammen

Seit seinem Karriereende 2020 arbeitet der frühere Rückraumspieler mit Cheftrainer Jansen zusammen, gemeinsam führten sie den HSVH von der Dritten Liga zurück in die Bundesliga. Die beiden ehemaligen Mannschaftskameraden ergänzen sich nicht nur wegen ihrer gemeinsamen Vergangenheit beim HSV Handball optimal. „Die Mannschaft merkt, dass Toto und ich offen und ehrlich miteinander umgehen. Wir haben in unseren Karrieren lange beim HSV unter Martin Schwalb zusammengespielt, haben aber auch Einflüsse von anderen Weltklassetrainern wie Heiner Brand oder Raul Gonzalez mitbekommen. Das ist eine gute Mischung aus verschiedenen Ideen“, sagt Lackovic.

Jansen, der mit 46 Jahren noch etwas älter ist, sei aber nach wie vor topfit. „,Toto’ ist fast jeden Tag eine Stunde lang im Kraftraum. Da ist er disziplinierter als ich“, gibt Lackovic zu, ehe er mit einem Augenzwinkern ergänzt: „Wir sind – trotz mir – wohl das fitteste Trainerduo der Liga. Ich würde aber ausschließen, dass wir noch mal mitspielen.“

Auch wenn die aktive Zeit der beiden vorbei ist, hilft es dem Trainerduo zu wissen, wie sich ihre Profis fühlen. „Ich war immer glücklich, wenn die Vorbereitungszeit vorbei war“, sagt Lackovic. „Wir haben Verständnis für die Spieler, geben ihnen die notwendigen Pausen.“ Angesichts der professionellen Arbeitshaltung innerhalb der Mannschaft sei das auch kein Problem. „Diese Truppe hat Siegermentalität, ist echt fleißig. Wir geben den Spielern Freiheiten, weil sie schlau sind. Die wissen, dass sie diese Freiheiten nicht ausnutzen dürfen“, sagt er.

Auch zu seiner aktiven Zeit, als der HSV Handball eine Ansammlung von Topstars war, seien diese Freiheiten wichtig gewesen, sagt Lackovic. „Wir waren zwar Weltstars, hatten dennoch einen super Spirit im Team. Viele von uns waren Freunde, wir haben uns oft privat getroffen. Manchmal zu oft“, erzählt er grinsend. „Das war das Rezept zum Erfolg, genau wie jetzt auch. Die Jungs haben Spaß zusammen, machen oft Kabinenfeste.“

Verändert habe sich im Laufe der Zeit vor allem die Professionalität der Trainingsmethoden. Heute hat der HSVH in Philipp Winterhoff einen hauptamtlichen Athletiktrainer, der auch für Datenanalyse zuständig ist. So kann das Trainerteam Spieler mit persönlich abgestimmten Trainingsinhalten gezielt verbessern. „Der Trainingsprozess ist besser als früher. Diese individuellen Analysen der Spieler, das Feedback für einzelne Sektoren, das hat mir früher gefehlt“, sagt Lackovic, der mit Jansen im Wintertrainingslager den Fokus bewusst auf individuelle Entwicklung legte. „Wir haben die Zeit auf Fuerteventura genutzt, um viele Einzelgespräche zu führen. Jeder hat bis zum Sommer bestimmte Aufgaben, um besser zu werden.“

Lackovic nimmt auch bei sich selbst einen Lernprozess wahr

Neben der Entwicklung der Spieler nimmt Lackovic auch bei sich selbst einen Lernprozess wahr. „Ich lerne mit der Zeit, handballerische Inhalte besser rüberzubringen. Mal als Trainer, mal als Psychologe“, sagt er. Grundsätzlich schaue er als Coach anders auf den Sport als noch zu seiner Spielerzeit: „Als Trainer guckt man immer sehr ernst auf die Spiele, analysiert viel. Dabei vergisst man manchmal, dass man das Spiel auch genießen sollte.“

Abgesehen von seinem Trainerjob ist Lackovic eng in die Transfergeschäfte eingebunden. Zuletzt half er mit seinen Kontakten zum ungarischen Spitzenclub Telekom Veszprem, um den auch bei anderen Vereinen begehrten Rückraumspieler Zoran Ilic (21) zu verpflichten. Auch sein Landsmann Tomislav Severec (25) – der Rückraumlinke vom kroatischen Topclub RK Nexe Nasice soll an diesem Mittwoch in Hamburg den Medizincheck absolvieren und einen langfristigen Vertrag unterzeichnen – kommt zur neuen Saison auf seine Vermittlung nach Hamburg. „Ich habe bei jedem Club, bei dem ich gespielt habe, Kontakte aufgebaut. Die Handballwelt ist klein“, sagt Lackovic. „Mittlerweile sind wir für andere Spieler und Berater so interessant geworden, dass wir häufig auch angerufen werden. Darauf können wir stolz sein. Früher mussten wir viel mehr selbst anfragen.“

Während Jansens Vertrag bis Sommer 2024 läuft, endet Lackovics Arbeitspapier bereits nach dieser Saison. „Ich fühle mich hier wohl, arbeite sehr gern mit Toto zusammen. Bisher haben wir auch die eine oder andere Sache richtig gemacht“, sagt der Kroate, dessen Vertragsverlängerung offenbar nur eine Frage der Zeit ist. „Meine Familie fühlt sich ebenfalls wohl in Hamburg, ich entwickle mich hier weiter. Ich glaube, dass der Verein und ich die gleiche Sprache sprechen werden“, sagt er. „Die Zahlen im Vertrag sind mir egal.“

Auch wenn er sich vorstellen könne, auch als Cheftrainer eines Vereins oder Nationalcoach seines Heimatlandes zu arbeiten, sei er zurzeit beim HSVH glücklich. „Für mich ist dieser Verein ein Stück Heimat. Unsere Kinder sind in Hamburg geboren, meiner Frau gefällt die Stadt. Ich habe Glück, dass ich hier bin“, sagt Lackovic, dessen Sohn Luka in der U15 des HSVH spielt. Im Herbst feiert das Museum der Familie an der Lilienstraße fünfjähriges Bestehen. Er selbst arbeite kaum noch im Betrieb mit. „Zum Glück habe ich eine schlaue Frau“, sagt Lackovic und grinst: „Optische Täuschungen mache ich nur noch beim Handballtraining.“