Hamburg. Altona 93 muss bald die Adolf-Jäger-Kampfbahn als Heimspielstätte aufgeben. Doch mit dem versprochenen Ersatz gibt es weiter Probleme.

Am kommenden Montag wird im Altonaer Rathaus der Siegerentwurf für das geplante „Regionalligastadion“ am künftigen Fern- und Regionalbahnhof Diebsteich gekürt. Hauptnutzer soll der fünftklassige Fußball-Oberligaclub Altona 93 werden, der zum 31. Dezember 2026 seine bisherige Heimspielstätte Adolf-Jäger-Kampfbahn aufgeben muss, die der Verein 2007 für 11,25 Millionen Euro an den Altonaer Spar- und Bau-Verein und die Behrendt Grundstücke KG verkaufte. Von diesem Geld sind noch etwa 9,6 Millionen Euro übriggeblieben.

Amateurfußball: DFB stellt für Stadion zahlreiche Anforderungen

Als Kompensation war Altona 93 vom Bezirk und der Stadt eine neue Heimat versprochen worden, ebenjene am Diebsteich. In einem Letter of Intent (LOI), einer Absichtserklärung vom 25. Mai 2020, sagten die Fachbehörden dem Club die Funktion des Betreibers und Hauptnutzers der Stadionflächen zu. Ein Jahr danach entbrannte jedoch eine Diskussion, ob das Stadion auch für einen potenziellen Drittligaspielbetrieb ausgebaut werden sollte. Ein Kandidat dafür wäre der ambitionierte viertklassige Regionalligaverein FC Teutonia 05.

Das Problem: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) stellt für seine unterste Profiliga zahlreiche Anforderungen, wobei die verlangte Zuschauerkapazität von mindestens 5001 Plätzen noch die geringste ist. Für das „Regionalligastadion“ sind 4909 vorgesehen. Stellplätze für Fernsehkameras, für TV-Übertragungswagen, für VIP- und Medienräume würden dagegen zusätzlichen Raum beanspruchen, was eine geänderte Architektur, höhere Ausgaben für Bau und Betrieb zur Folge hätte.

Die Baukosten beliefen sich inklusive des benachbarten „Sportpark am Diebsteich“ Stand Ende 2021 auf 159 Millionen Euro. Für ein „Drittligastadion“ müssten nach bisherigen Schätzungen rund 30 weitere Millionen aufgebracht werden.

Stadion-Projekt bekommt durchaus Unterstützung aus der Politik

Mehrere Parteien im Bezirk Altona und der Hamburger Fußball-Verband (HFV) befürworten dennoch das Drittliga-Projekt. „Das ist eine einmalige Chance, eine Lösung für die Zukunft, die sich in dieser Stadt in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich nicht noch einmal ergibt“, sagt Sportpolitiker und Bauexperte Sven Hielscher, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung Altona.

Die Stadt wiederum kommt bei einer zehnseitigen Auswertung der Machbarkeitsanalysen zu anderen Ergebnissen. Staatsrat Christoph Holstein (Sport), die Staatsrätinnen Monika Thomas (Stadtentwicklung und Wohnen) und Bettina Lentz (Finanzbehörde) sowie Arne Kuchenbecker, Geschäftsführer des Landesbetriebs Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG), stellen diese am Donnerstagabend im Altonaer Rathaus dem Hauptausschuss des Bezirkes vor.

Kritiker sprechen hohe Betriebskosten für Amateur-Stadion an

Zwar sei am Diebsteich direkt gegenüber der geplanten Musikhalle (5000 Plätze) ein „Drittligastadion“ unter Einschränkungen möglich, es ergebe aber sportfachlich keinen Sinn, weil wegen des begrenzten Platzangebotes ein größerer Nutzerkreis fehle, höhere Betriebskosten kaum eingespielt werden könnten. Zudem gebe es auf absehbare Zeit keinen Bedarf für eine derartige Arena. Die Stadt baue kein Stadion auf Vorrat, das dann niemand braucht. Darüber hinaus würde der beabsichtige Stadtteilbezug und eine „gute Lösung für Altona 93“ aufgegeben.

HFV-Präsident Christian Okun widerspricht diesen Schlussfolgerungen: „Das Angebot würde entsprechende Nachfrage auslösen, etwa bei den American Footballern der Sea Devils. Und wir kämen um die Peinlichkeit herum, dass unsere Amateurclubs im DFB-Pokal in andere Städte ausweichen müssen, weil es für sie in Hamburg keine Spielstätte gibt.“ Um die Mehrkosten aufzubringen, schlägt Okun vor, ein Investorenmodell aufzusetzen.

Teutonia-Chef kritisiert Stadt Hamburg

„Das Vorgehen der Stadt ist befremdlich“, sagt Teutonias Vorsitzender Liborio Mazzagatti. „Wir haben die Möglichkeit, jetzt zukunftsweisende Lösungen zu schaffen, die uns vielleicht nicht so schnell mehr zur Verfügung stehen.“

Noch sind die Diebsteich-Pläne nicht final beschlossen. Voraussetzung, die unterschiedlichen Interessen zu harmonisieren, wäre jetzt allerdings ein konstruktiver Dialog zwischen Altona 93 und Teutonia 05. Den gab es bisher nicht.