Essen. Japan will im Achtelfinale gegen Kroatien Geschichte schreiben. Ex-Bundesliga-Trainer Manuel Baum analysiert für uns die Partie.

Über 20 Jahre nach Südkoreas WM-Sensation im eigenen Land wollen nun auch Japans Fußballer Geschichte schreiben und sich erstmals für das WM-Viertelfinale qualifizieren. „Wir wollen diese Hürde jetzt überwinden“, sagte Verteidiger Yuto Nagatomo vor dem Achtelfinale gegen den WM-Zweiten Kroatien an diesem Montag (16 Uhr/ZDF und MagentaTV). Cheftrainer Hajime Moriyasu sagte: „Wir Japaner versuchen, den asiatischen Fußball zu verbessern. Ich denke, wir tun unser Bestes in diesem Auftrag.“ Mit den Siegen über Deutschland und Spanien sind den Profis schon zwei Überraschungen in Katar gelungen - nun soll die dritte folgen.

Manuel Baum, ehemaliger Bundestrainer beim FC Augsburg und Schalke 04, erklärt in seiner WM-Spielanalyse "Tiefenlauf", worauf es für Kroatien und Japan im WM-Achtelfinale ankommen wird und wagt eine Prognose. Der 43-jährige Baum ist während der WM 2022 für Magenta TV als Analyst und Kommentator aktiv. Magenta TV zeigt alle WM-Spiele live, 16 davon exklusiv.

Japan im Taktikcheck von Manuel Baum

Beim japanischen Erfolg spielte Spanien nicht in der Stammbesetzung. Japan stand tief in einem 5-4-1-System und wartete auf Umschaltmomente, die allerdings nicht kamen. Nach der Führung durch Alvaro Morata hatte Spanien das Spiel komplett im Griff und teilweise bis zu 85% Ballbesitz, während Japan überhaupt nicht mehr stattfand.

Manuel Baum ist bei der WM 2022 in Katar als Experte für Magenta TV im Einsatz.
Manuel Baum ist bei der WM 2022 in Katar als Experte für Magenta TV im Einsatz. © AFP

Japan kam dann aber besser aus der Pause und schaffte es, in fünf Minuten das Spiel unter großer Mithilfe des spanischen Torwarts zu drehen. Zuerst ein haltbarer Schuss und danach ein durch den Strafraum laufender Ball, führten zu den Torerfolgen. Zusätzlich war noch eine Millimeter-VAR-Entscheidung für das zweite Tor nötig. Es reichte am Ende für Japan, weil Spanien zwar etwas drückte, aber nichts mehr für den Ausgleich tun musste.

Xherdan Shaqiri: Auf einer Stufe mit Cristiano Ronaldo

Kroatien im Taktikcheck von Manuel Baum

Kroatien steigerte sich im Turnier. Durch das 0:0 im letzten Gruppenspiel gegen Belgien machte das Team das Achtelfinale klar.Coach Zlatko Dalic stellte auf ein 4-5-1-System um, damit das Mittelfeld zahlenmäßig gut besetzt ist. Kroatien hatte einen dominanten Beginn in der Partei. Die Achse Gvardiol-Brosović-Modrić ist für den Spielaufbau und Spielvortrag zuständig und schaffte immer wieder, gute Angriffe einzuleiten. Allerdings schaffen es die Kroaten nicht, trotz viel Ballbesitz (64%) zielstrebig in die Box spielen, sodass sie sich auf einer Seite häufig festrennen. Nach der Pause brauchte Belgien unbedingt ein Tor und drückte massiv. Die Hereinnahme von Lukaku führte zu einer Vielzahl von Möglichkeiten, die aber besonders der Stürmer von Inter Mailand nicht verwertete. Etwas glücklich brachte Kroatien das Spiel über die Zeit.

WM-Liveblog: England schwärmt von BVB-Star Bellingham

Japan gegen Kroatien: So könnte das Spiel laufen

Japan hat kein Problem, dem Gegner den Ball zu überlassen und sich auf die Verteidigung zu konzentrieren. Im Wechsel spielen sie ein Angriffs- oder Mittelfeldpressing. Sie schaffen es mit guter Aggressivität auch hohe Ballgewinne zu erzeugen, um dann über schnelles Flügelspiel in die Box zu kommen. Besonders offensiv sind sie schwer auszurechnen und werden die kroatischen Verteidiger mit ihrer agilen Art vor Probleme stellen. Hier kann Kamada in die Zwischenräume vor der Abwehr stoßen, die Kroatien häufig offenlässt.

Weitere WM-News finden Sie hier

Schwächen bestehen in der Strafraumverteidigung besonders am zweiten Pfosten bei hohen Bällen. Kroatien hat gerne den Ball und baut (zu) ruhig auf, wodurch sie anfällig für hohes Pressing sind. Außerdem schiebt Sosa im Aufbau sehr hoch, so dass die linke kroatische Seite offen bei Ballverlusten ist. Wenn das Dreier-Mittelfeld nicht sofort ins Gegenpressing kommt bzw. nach hinten arbeitet, hat Japan hier große Vorteile in ihrem überfallartigen Umschalten. Besondere Wichtigkeit wird den offensiven Flanken von Sosa zukommen, denn die Kroaten haben in Livaja, Petković oder Kramarić großgewachsene Stürmer als Zielspieler. Kroatien ist in der Box sehr gefährlich, wenn es die Außenspieler schaffen, mit tiefen Läufen in den Rücken der japanischen Abwehr zu kommen.

So tippt Manuel Baum: Es wird ein enges Spiel mit Tendenz zur Verlängerung. Kroatien hat leichte Vorteile und gewinnt mit 2:1.