Hamburg. Volleyball-Bundesliga plant die Einführung einer Frauen-Spielklasse zwischen der Ersten und Zweiten Liga und möchte Hamburg dabeihaben.

Der Termin, den Ines Laube am Montagabend in ihrem Kalender stehen hatte, könnte für die Zukunft der Volleyballabteilung des Eimsbütteler TV ein entscheidender gewesen sein. Die 32 Jahre alte Cheftrainerin der ETV-Zweitligafrauen wollte nach dem Training ihre Spielerinnen davon überzeugen, sich einem Projekt zu verschreiben, das die sportliche Entwicklung des im Sommer 2020 erstmals in die zweithöchste deutsche Spielklasse aufgestiegenen Teams entscheidend vorantreiben soll.

Die Volleyball-Bundesliga (VBL) plant zur Saison 2023/24 die Einführung einer neuen eingleisigen Liga zwischen der aktuellen Ersten Liga und der in Nord- und Südstaffel geteilten Zweiten Liga. Diese soll unter dem Namen 2. Bundesliga Pro firmieren und die klaffende Lücke zwischen Oberhaus und Unterbau verkleinern. Seit Jahren schon findet praktisch kein Auf- und Abstieg mehr statt, weil der finanzielle Sprung von der Zweiten in die Erste Liga, die an diesem Freitag mit zwölf Teams in die Saison 2022/23 startet, für die allermeisten Vereine nicht zu bewältigen ist. „Diese Situation ist im deutschen Teamsport solitär, das wollen beziehungsweise müssen wir dringend ändern“, sagt VBL-Geschäftsführerin Julia Retzlaff.

„Für uns ist diese Strukturreform alternativlos"

Die Initiative für die Einführung der neuen Spielklasse ging nun von einigen Clubs aus, die sich sportlich weiterentwickeln und deshalb die zweigeteilte Zweite Liga verlassen möchten, sich aber die Erste Liga, die perspektivisch auf 16 Teams wachsen soll, noch nicht zutrauen. Stellvertretend für diese sagt Christian Beutler, mehrere Jahre Teammanager beim damaligen Bundesligisten VT Aurubis Hamburg und heute in gleicher Position bei den Grimma Volleys tätig: „Für uns ist diese Strukturreform alternativlos. Grimma spielt jetzt das 16. Jahr in der 2. Bundesliga. Für uns wäre diese neue Liga der richtige Weg, um sich nachhaltig und sukzessiv weiterentwickeln zu können.“

Das sieht man beim ETV trotz der vergleichsweise kurzen Ligazugehörigkeit ähnlich. „Wir haben innerhalb des Vereins beschlossen, dass wir weiter in der zweithöchsten deutschen Spielklasse antreten wollen, um unsere Strukturen zu festigen und sportlich vorwärtszukommen“, sagt Ines Laube. Die Anforderungen, die die VBL stellt, glaubt man bewältigen zu können. Der Etat von rund 75.000 Euro müsste nicht nennenswert aufgestockt werden, ein Mindestbudget ist nicht gefordert.

Gebührenerhöhung könnte abgefangen werden

Zwar stünden längere Auswärtsreisen in den Süden der Republik an, die in der derzeit 13 Mannschaften umfassenden Nordgruppe der Zweiten Liga nicht notwendig sind. Aber zum einen solle der Spielplan so gestaltet werden, dass Doppelwochenenden mit einer Übernachtung möglich sind, um je eine An- und Abreise einzusparen. Zudem soll die neue Liga zunächst mit maximal zwölf Teams gespielt werden.

Weil die VBL zudem einen Namenssponsor für die neue Spielklasse gefunden hat, der die Lizenzgebühren für die Teilnehmenden deckelt, könnte die Gebührenerhöhung um 3000 auf 8850 Euro im Etat abgefangen werden. Gespielt werden dürfte weiterhin in der für 199 Besucher zugelassenen Sporthalle Hoheluft. Eine Partie müsste, um die Clubs langsam an Erstliga-Anforderungen zu gewöhnen, auf einem von Fremdlinien freien Volleyballparkett gespielt werden, das sich die Teams allerdings kostenneutral von der VBL leihen können. Außerdem muss ein Livestream mit zwei Kameras und zwei Kommentierenden gewährleistet werden, den der ETV aber schon jetzt bietet.

Volleyball: ETV wünscht sich mehr Unterstützung

Wenn sich das Team nach etwas Bedenkzeit für die Herausforderung 2. Bundesliga Pro entscheidet, will der ETV fristgerecht bis zum 1. November die Unterlagen für die Vorlizenzierung einreichen. Die VBL ist mit acht Teams aus der Nord- und sechs aus der Südgruppe im Gespräch. Sofern mindestens zehn Bewerber zusammenkommen, soll das Projekt zur kommenden Saison umgesetzt werden.

Traurig ist man beim ETV darüber, dass das Sportamt einen anberaumten Termin ersatzlos absagte. „Als klassenhöchster Volleyballverein Hamburgs würden wir uns von der Stadt mehr Unterstützung wünschen“, sagt Ines Laube, die am Sonnabend um 19 Uhr in der Sporthalle Hoheluft den nächsten wichtigen Termin mit ihrem Team hat. Gegen Bayer Leverkusen soll der zweite Saisonsieg gelingen.