Hamburg. . Der Finne verstärkt die Abwehr der Eishockey-Crocodiles – und wird Golflehrer. Warum er sich in Hamburg wohler als in Herne fühlt.

Die Überraschung war groß bei den Eishockeymännern der Crocodiles Hamburg, als sie während der Vorbereitung auf die Saison 2022/23 in der Oberliga Nord ihren neuen Mitspieler erlebten. „Alle haben gesagt: ,Der Junge ist richtig gut.’ Und sie haben recht, er kann wirklich die wichtigste Verpflichtung des Sommers werden“, sagt Cheftrainer Henry Thom (52). Der Mann, der gemeint ist, grinst etwas schüchtern, als er die lobenden Worte einschätzen soll. „Freut mich natürlich, wenn die das so sagen. Aber ich muss das erst einmal mit Leistung nachweisen“, sagt Sebastian Moberg.

Die Zurückhaltung des Verteidigers hängt nicht nur damit zusammen, dass er Finne ist – und deshalb nach eigener Einschätzung auch dem Klischee entspricht, das die Nordmänner als „eher schüchterne, zurückhaltende Menschen, die nicht so viel reden“ charakterisiert. Vielmehr ist der 26-Jährige angesichts der Erfahrungen aus seiner Premierensaison in Deutschland vorsichtig. Beim Herner EV absolvierte er in der vergangenen Spielzeit zwar 35 Partien, kam aber mit dem Spielsystem nicht zurecht und konnte deshalb sein Potenzial nicht annähernd ausschöpfen.

Crocodiles Hamburg: Der Finne hat sich gut eingelebt

„Ich muss zugeben, dass ich mich in Herne nie heimisch gefühlt habe“, sagt er. Weil dort zwischen Angriffs- und Abwehrreihe große Lücken klafften, habe er sein passorientiertes Aufbauspiel, für das ihn Crocodiles-Chefcoach Thom geholt hat, nicht aufziehen können. „Am Ende fehlte mir komplett das Selbstvertrauen, so dass ich mit meiner Leistung überhaupt nicht zufrieden sein konnte“, sagt er selbstkritisch.

Dazu sei auch die Teamchemie deutlich schlechter gewesen als nun in Hamburg. „Hier habe ich keine Angst, Fehler zu machen, ich darf frei aufspielen und fühle mich von der Mannschaft total gut aufgenommen. Ich bin sehr froh, den Schritt gemacht zu haben“, sagt er.

"Den Sprung in die Eliteklasse habe ich nicht geschafft"

Lange hatte „Mobi“, wie der 1,81 Meter große Linksschütze in Hamburg genannt wird, damit gezögert, überhaupt seine Heimat zu verlassen. Wie jeder anständige finnische Junge hatte er mit der Einschulung auch das Eishockeyspielen im Verein erlernt, dann bis zur U 20 in seiner Heimatstadt Espoo gespielt, ehe eine kleine Odyssee durch Finnlands Zweite Liga begann. „Das ist aber nur eine Liga für junge Spieler, man verdient dort kaum Geld. Irgendwann musste ich also entscheiden, wie es weitergehen soll, denn den Sprung in die Eliteklasse habe ich nicht geschafft“, sagt er.

Zwei Gründe gab es für den Wechsel ins Ausland. Zum einen die Rahmenbedingungen in Deutschland, wo selbst in der drittklassigen Oberliga sportlich gute Qualität und auskömmliche Gehälter geboten werden. Zum anderen seine Wurzeln – die Mutter ist Österreicherin, der Großvater stammt aus Erfurt. Außer dem finnischen Roggenbrot vermisst Sebastian Moberg, der als Single in Winterhude lebt, in seiner neuen Heimat nichts, und das Hamburger Schmuddelwetter kann einen Finnen auch nicht schocken.

Crocodiles Hamburg feiern gelungenen Saisonstart

Nach dem gelungenen Saisonstart mit acht Punkten aus den ersten drei Spielen und mit den Partien gegen die Füchse Duisburg an diesem Freitag (20 Uhr, Eishalle Farmsen) und bei den Hammer Eisbären (So., 18.30 Uhr) vor der Brust glaubt der Fußball- und Footballfan, der Bayern München und die Los Angeles Chargers am liebsten hat, an das Erreichen großer Ziele. „Ich glaube, dass wir es in die Top vier der Liga schaffen können, wenn wir alle unser Leistungslimit erreichen“, sagt er. Sich selbst nimmt er dabei besonders in die Pflicht. „Ich muss den Deutschen zeigen, was ich wirklich drauf habe“, sagt er.

Wenn das nicht gelingt, hat er Plan B in der Schublade. Ende des Jahres beginnt er eine Ausbildung zum Golflehrer – seinem zweiten Lieblingssport, in dem er mit 14 Landesmeister war. Scheint ein echter Schlägertyp zu sein, der Neue.