Hamburg. Hamburgs Eishockeyteam startet in die Vorbereitung. Energiekrise, mangelndes Faninteresse und fehlende Sponsoren trüben die Stimmung.

Henry Thom und Sven Gösch sind seit vielen Jahren befreundet. Doch zum Start der Vorbereitung auf die Saison 2022/23 in der Eishockey-Oberliga Nord gab es Meinungsverschiedenheiten. „Henry hat ja gesagt, das Saisonziel sei Heimrecht in den Play-offs. Ich wäre schon mit der Play-off-Teilnahme ohne Pre-Play-offs super glücklich. Das wird angesichts der Investitionen der anderen Clubs schon schwer genug“, sagte Gösch (50), Geschäftsführer und Sportdirektor der Crocodiles Hamburg in Personalunion, und relativierte mit dieser Aussage die forsche Zielsetzung des Chefcoaches.

Bevor nun aber irgendjemand atmosphärische Störungen auf der Führungsebene der Farmsener vermutet, gilt es Thoms Einschätzung in Gänze wiederzugeben. „Mit den Hannover Scorpions, den Hannover Indians, den Saale Bulls Halle und den Tilburg Trappers gibt es vier Clubs, die richtig viel Geld in die Hand genommen haben. Für uns muss alles perfekt laufen, damit wir dieses Quartett sprengen können. Aber wenn ich mir nicht die perfekte Saison als Ziel setzen würde, hätte ich meinen Beruf verfehlt“, sagt der 52 Jahre alte Übungsleiter.

Eishockey: Auftakt bei den Saale Bulls Halle

Dem ist wenig entgegenzusetzen, und so darf man gespannt sein, welche Fortschritte die mit sechs Neuzugängen halbwegs moderat umgebaute Mannschaft, die in der vergangenen Saison Nordsechster wurde und im Play-off-Achtelfinale am Süddritten Starbulls Rosenheim scheiterte, im Lauf der kommenden Wochen macht. Seit Mittwoch vergangener Woche arbeitet das Team an den athletischen und taktischen Grundlagen.

Sechs Testspiele sind bis zum Saisonstart, zu dem am 23. September (20 Uhr) die Diez-Limburg Rockets im Eisland Farmsen landen, angesetzt. Den Auftakt bestreiten die Hamburger an diesem Freitag (20 Uhr) bei den Saale Bulls Halle, die tags darauf um 16 Uhr zur Saisoneröffnung nach Farmsen kommen. Weitere Gegner sind die Hannover Scorpions (9. September auswärts, 11. September daheim) und die Rostock Piranhas (16. September daheim, 18. September auswärts).

„Wir haben bislang 300 Dauerkarten verkauft"

Thoms wichtigstes Thema in dieser Saison wird die Belastungssteuerung sein. Da die Liga nach dem Aufstieg der Füchse Duisburg auf 15 Teams aufgestockt wurde und die Hauptrunde wie gewohnt mit je vier Spielen gegen jeden Gegner ausgetragen werden soll, müssen bis 5. März 56 Partien in den Kalender gequetscht werden. „Wir müssen Verletzungen minimieren. Ich versuche, die Belastung gleichmäßig zu verteilen und mit vier Sturmreihen zu spielen“, sagt Thom.

Der Termindruck ist indes nicht nur sportlich eine Herausforderung, sondern stellt auch die Etatplanung auf tönerne Füße. „Wir haben bislang 300 Dauerkarten verkauft. 2021 waren es zu dem Zeitpunkt 150 mehr. Vor der Energiekrise haben wir mit 1200 Fans pro Partie kalkuliert, jetzt sind wir auf 1000 runtergegangen, weil die Menschen knapp bei Kasse sind. Die picken sich dann natürlich die Topspiele heraus, was ich total verstehen kann“, sagt Gösch.

Eishockey: Saison wird für die Crocodiles schwieriger

Mit den unkalkulierbaren Energiekosten kommt auf den Geschäftsführer eine zweite Belastung neben der Corona-Pandemie zu. „Wir haben noch keine Signale bekommen, gehen aber davon aus, dass unser Hallenbetreiber Bäderland die gestiegenen Energiekosten an uns weitergeben wird. Die Saison wird definitiv noch schwieriger als die vorangegangenen, in denen es ,nur‘ Corona gab“, sagt der Geschäftsführer, dem zum angestrebten Etat von rund 750.000 Euro eine mittlere fünfstellige Summe fehlt. Besonders schwer wiegt der Ausstieg von Hauptsponsor Hapag-Lloyd. „Wir sind in Gesprächen und hoffen, dass wir bis zum Saisonstart einen Nachfolger gefunden haben. Wir haben zwei Premiumpartner hinzubekommen, aber wir müssen auf der Sponsoringebene noch mehr machen“, sagt Gösch.

Von all den offenen Baustellen will sich Henry Thom nicht die Laune verhageln lassen. Mit seinem Kader ist der Chefcoach zufrieden, die Integration der beiden finnischen Importspieler Juuso Rajala (33) und Sebastian Moberg (26) laufe besser als erwartet, außerdem hat er mit Ex-Stürmer Patrick Saggau (38) in seiner zweiten Saison einen Co-Trainer an seiner Seite. „Ich freue mich auf die Saison“, sagt er – und ist sich darin mit seinem Freund Sven Gösch einig.