Manchester. Eine starke Leistung blieb unbelohnt: Borussia Dortmund hat bei Manchester City 1:2 verloren. Das Siegtor schoss Erling Haaland.

Jahrelang hatte man dieses Bild bei Borussia Dortmund gefeiert, nun aber war es ein schmerzhafter Stich ins Herz für alle, die es mit dem BVB hielten: Erling Haaland jubelte zunächst enthemmt, er hüpfte auf und ab und brüllte seine Freude in die Nacht – weil natürlich er es war, der den entscheidenden Treffer erzielt hatte, weil er mit seinem späten Tor die 1:2 (0:0)-Niederlage des BVB beim englischen Meister besiegelte. Der Ex-Dortmunder hatte sich aber schnell beruhigt und entschuldigte sich in Richtung der Dortmunder.

Dabei hatte Borussia Dortmund, nach Papierform als glasklarer Außenseiter angereist, kämpferisch und taktisch eine bravouröse Leistung abgeliefert. Am Ende aber reichte es nicht zum zweiten Sieg im zweiten Spiel der Champions-League-Gruppenphase, der die Tür zum Achtelfinale weit aufgestoßen hätte.

Terzic brachte Can für Schlotterbeck in die Startelf

BVB-Trainer Edin Terzic hatte mit seiner Aufstellung zunächst auf Sicherheit gesetzt: Er stellte zu Jude Bellingham und Salih Özcan noch Emre Can als zusätzlichen defensiven Mittelfeldspieler. Die Idee dahinter: Mit einem weiteren bissigen Mittelfeldläufer sollte der Spielfluss von Manchester City ausgebremst werden. Bei Ballbesitz der Engländer – und es war ja klar, dass es davon viel geben würde – formierten sich zwei dichtgestaffelte Abwehrketten vor dem Dortmunder Strafraum, mit vier Mann in letzter Linie und noch einmal drei davor.

Und tatsächlich tat sich City schwer, gegen dieses geballte Abwehraufgebot durchzukommen, ernsthaft in Gefahr brachten sie das Dortmunder Tor im ersten Durchgang nicht. Die Dortmunder ihrerseits schafften es immer wieder, sich mit spielerischen Mitteln aus dem intensiven Pressing der Gastgeber zu befreien, insbesondere Salih Özcan und Jude Bellingham waren dabei immer wieder die umsichtigen Initiatoren. Bis an oder gar in den Strafraum aber kamen sie bei ihren Konterversuchen noch deutlich zu selten, weil ohne die weiterhin nicht komplett fitten Flügelstürmer Karim Adeyemi und Donyell Malen das Tempo fehlte – aber immerhin zum einzigen Torschuss vor der Pause: Salih Özcan zog vom linken Strafraumeck ab, aber ein Schlenzer geriet deutlich zu zentral und flog direkt auf City-Torhüter Ederson.

Bellingham bringt den BVB in Führung

Ansonsten spielte sich vieles im Mittelfeld ab: Nach einer halben Stunde hatte der so gefürchtete City-Angreifer Haaland neun Ballkontakte – und sein Dortmunder Gegenüber Anthony Modeste ganze sieben. Und zur Halbzeit lautete die Bilanz: 63 Prozent Ballbesitz für City und dazu vier Schüsse, von denen aber nur einer aufs Tor log. Der BVB hatte es vorerst bei Özcans Versuch belassen.

City-Startrainer Pep Guardiola stapfte mit finsterer Miene in die Kabine. Und kurz nach Wiederanpfiff guckte er noch finsterer, als Reus bei einem Konter seinen Ex-Kollegen Manuel Akanji auswackelte, den Ball aber aus spitzem Winkel am Tor vorbeischlenzte (52.). Und ganz finster wurde es in der 56. Minute: Reus flankte nach einem Eckball, Bellingham entwischte Akanji und Haaland und köpfte ein.

Guardiola reagierte mit einem Dreifachwechsel, brachte in Phil Foden, Bernardo Silva und Julian Alvarez frische Offensivkräfte. Terzic wechselte Malen für Reyna und damit neue Konterstärke ein. Und dann endlich eine Szene, wie man sie viel häufiger erwartet hätte: Kevin de Bruyne schickte Haaland mit einem langen Ball hinter die Kette, der zog aus vollem Lauf ab – Außenpfosten (65.)!

Terzic rührt Beton an - doch der Plan geht nicht auf

Der Druck auf die Dortmunder Abwehr nahm nun von Minute zu Minute zu, mehrmals klärten Mats Hummels und Niklas Süle in höchster Not per Grätsche vor dem heranrauschenden Haaland. Darauf reagierte nun Terzic und rührte Beton an: Mittelstürmer Anthony Modeste ging, Innenverteidiger Nico Schlotterbeck, wegen Rückenproblemen zunächst auf der Bank, kam für die knappe Schlussviertelstunde.

Doch der Plan, die Führung über die Zeit zu mauern, ging nicht auf, im Gegenteil: City hatte nun mehr Platz rund um den Strafraum – und nutzte diesen gnadenlos: Erst hielt Innenverteidiger John Stones aus 25 Metern drauf und Torhüter Alexander Meyer ließ den recht unplatzierten Schuss passieren – da sah der BVB-Torhüter nicht gut aus (80.). Und dann war es geschehen: Joao Cancelao flankte aus dem Halbfeld, Haaland entwischte Schlotterbeck und lenkte den Ball mit artistischem Volley-Sprung ins Tor – zum Leidwesen aller Schwarz-Gelben.