Berlin. Das 85:79 gegen Montenegro war ein Zittersieg nach schwacher zweiter Halbzeit. Der kommende Gegner steht am Sonntagabend fest.

Der Jubel der deutschen Basketballer nach dem Spiel fiel sehr leise aus, lauter waren die kritischen Töne über die eigene Leistung. Auf der einen Seite stand am Samstagabend der Einzug ins Viertelfinale fest, die EM in Berlin geht für das Team von Bundestrainer Gordon Herbert weiter. Auf der anderen Seite war das 85:79 (48:24) gegen Montenegro ein wahrer Zittersieg. Auf eine grandiose erste Halbzeit mit zwischenzeitlicher 24-Punkte-Führung folgte ein schwacher zweiter Durchgang, in dem der Vorsprung auf karge drei Zähler geschrumpft war. „Da haben wir keinen guten Job gemacht“, fasste Kapitän Dennis Schröder die Partie zusammen. „Aber am Ende sind wir als Sieger vom Feld gegangen.“

Eine Tatsache, an der in den ersten 20 Minuten gar nicht gezweifelt werden musste. Phasenweise sah es mühelos aus, was das deutsche Team da aufs Parkett zauberte, das Achtelfinale wirkte fast wie ein Trainingsspiel. Die zuletzt gegen Ungarn geschonten Schröder und Daniel Theis standen wieder in der Startformation, und sie begannen fulminant. Schnell hatte sich Deutschland auf 11:2 abgesetzt.

Zuspruch der Zuschauer ist noch steigerungsfähig

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Dabei war Montenegro war ein schwer einzuschätzender Gegner für den Bundestrainer. Die jüngsten Aufeinandertreffen hatte das Team aus dem Balkanland gewonnen, doch geschah dies im Rahmen der EM-Qualifikation, vor einer gefühlten Ewigkeit. Damals stand eine völlig andere deutsche Mannschaft auf dem Feld, lediglich Andreas Obst und Christian Sengfelder waren am Samstagabend noch im aktuellen EM-Kader zu finden. Obst stand gar in der Startformation, denn Nick Weiler-Babb war tatsächlich nicht dabei. Der erst kurz vor der EM eingebürgerte Profi von Bayern München hatte sich im Vorrundenspiel gegen Slowenien an der Schulter verletzt. Doch auch so startete das deutsche Team stark.

Nachdem die Achtelfinalspiele der Franzosen (87:86 nach Verlängerung gegen die Türkei) und der Slowenen (88:72 gegen Belgien) überraschend spärlich besucht waren, konnte auch im deutschen Heimspiel keine ausverkaufte Mercedes-Benz-Arena vermeldet werden. In Köln am Rhein hatten die fünf deutschen Partien jeweils über 18.000 Zuschauer gelockt, am Ufer der Spree in Berlin gibt es noch Steigerungspotenzial. 12.938 Plätze waren in der 14.500 Zuschauer fassenden Arena belegt. Der Stimmung tat es aber keinen Abbruch. Laut brandete Applaus auf, als EM-Botschafter Dirk Nowitzki in der Loge sitzend auf dem Videowürfel gezeigt wurde, und frenetisch applaudierten die Zuschauer auch, als Maodo Lo und Niels Giffey nach sechs Minuten erstmals das Spielfeld betraten. Die Berliner Fraktion ist eine große im Nationalteam, auch Alba-Spieler Johannes Thiemann und der inzwischen in der NBA für die Orlando Magic spielende Franz Wagner wurden für gelungene Aktionen gefeiert.

Riesiger Vorsprung zur Pause

Davon gab es zunächst viele im Spiel gegen den EM-Nachrücker für die ausgeschlossenen Russen. Aufbauspieler Lo dribbelte seine Gegenspieler schwindelig, Center Thiemann traf von der Dreipunktelinie und Wagner begeisterte unter anderem mit einem krachenden Dunking. Schröder agierte sicher, er setzte seine Mitspieler immer wieder sehenswert in Szene. Am Ende war er bester deutscher Werfer mit 22 Punkten. Zwar erlaubte sich Deutschland auch in diesen Minuten immer mal wieder schwache Phasen, ging aber mit riesigem Vorsprung in die Halbzeitpause (48:24).

Doch als diese vorüber war, folgte ein völlig anderes Spiel. Mit der Zonendeckung der Gegner kam das deutsche Team nicht zurecht, es folgte Fehler auf Fehler. In den finalen 24 Sekunden betrug der Vorsprung nur noch drei Zähler, mit erfolgreichen Freiwürfen sicherten Lo und Schröder aber den knappen Sieg. „Wir haben gegen die Zone nicht gut ausgesehen“, sagte Center Theis. „Wir haben nicht gut verteidigt, dann ist bei denen gefühlt jeder Dreier reingegangen.“

Mit einer solchen Leistung wird es schwer im Viertelfinale, in dem es am Dienstag gegen den Gewinner der Partie Griechenland – Tschechien geht (heute, 20.45 Uhr/MagentaSport). Ob dann Franz Wagner in seiner Heimatstadt weiter dabei sein kann, ist ungewiss: Der 21-Jährige war im dritten Viertel mit dem rechten Knöchel umgeknickt und konnte nicht mehr weiterspielen. Bundestrainer Gordon Herbert sprach von einer „schlimmen Verstauchung“.