New York. Die deutsche Tennisspielerin Jule Niemeier scheitert im Achtelfinale der US Open nach hartem Kampf an Titelfavoritin Iga Swiatek.

Jule Niemeier winkte noch einmal ins Publikum und stapfte dann unter donnerndem Applaus aus dem Louis-Armstrong-Stadion: Die deutsche Tennis-Hoffnung hat nach einem beeindruckend furchtlosen Auftritt gegen Iga Swiatek nur knapp den sensationellen Viertelfinaleinzug bei den US Open verpasst. Die 23 Jahre alte Dortmunderin forderte der klar favorisierten Weltranglistenersten und Titelfavoritin aus Polen am Montag in New York bei ihrer 6:2, 4:6, 0:6-Niederlage bis in den dritten Satz alles ab.

„Auf dem Niveau musst du Erfahrung sammeln. Das Match wird sie wieder ein ganzes Stück weiterbringen“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner am Eurosport-Mikrofon: „Ich glaube schon, dass es ganz wichtig ist, das auszuwerten und knallhart zu sagen: Vollgas war eine Stunde, da müssen wir länger hinkommen, mehr arbeiten noch auf dem Niveau.“

Bald die deutsche Nummer eins

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Es fehlte nicht viel für Niemeier, um zum zweiten Mal nach Wimbledon den Sprung in die Runde der besten Acht zu schaffen. Als letzte deutsche Spielerin war Angelique Kerber 2016 beim letzten Grand Slam des Jahres ins Viertelfinale eingezogen, es folgte der Titelgewinn. Soweit ist Niemeier noch nicht, sie untermauerte aber einmal mehr eindrucksvoll ihre Rolle als größte Hoffnungsträgerin im deutschen Frauentennis. Ihr Lauf in New York zahlt sich für Niemeier kräftig aus. Sie nimmt ein Preisgeld von 278.000 US-Dollar mit und verbessert ihren Weltranglistenplatz 108 deutlich. Niemeier dürfte sich unter den Top 75 einsortieren, und angesichts der Babypause von Angelique Kerber ist zu erwarten, dass sie schon in Kürze die deutsche Nummer eins sein wird.

Die kraftvolle Athletin hatte dem Duell mit Swiatek entgegengefiebert. Ihre sehr beachtlichen Erfolge gegen die einstige Australian-Open-Siegerin Sofia Kenin, gegen die Weltranglisten-38. Julia Putinzewa und das hochgehandelte chinesische Talent Zheng Qinweng sorgten durchaus für Aufsehen. Rittner zeigte sich begeistert vom Mut Niemeiers, die „wirklich eine für die großen Plätze“ sei. Nun komme es zum Aufeinandertreffen zwischen „einer der besten Aufschlägerinnen“ und „einer der besten Returnspielerinnen“. Das mache die Partie so spannend.

Zunehmend Probleme mit dem Aufschlag

Und Niemeier trug unter dem wegen Regens geschlossenen Dach schnell dazu bei, dass die Spannung noch größer wurde. Sie hinterließ mit ihrer Power von der Grundlinie nicht nur bei den Zuschauern in der 14.000 Zuschauer fassenden Arena deutlichen Eindruck - auch Swiatek kam mit der wild entschlossenen Deutschen im ersten Satz überhaupt nicht zurecht. „Swiatek ist beeindruckt, das ist mal ganz klar. Und Niemeier ist sehr cool“, sagte Rittner. Niemeier schlug stark auf, war schnell auf den Füßen unterwegs und taktisch von ihrem Trainer Christopher Kas perfekt eingestellt. Immer wieder setzte sie ihre wuchtige Vorhand ein, zeigte aber auch viel Gefühl bei Stopps oder unangenehmen Slice-Bällen.

Swiatek nahm eine kurze Toilettenpause, um sich nach ihrem ersten Satzverlust im Turnierverlauf zu sammeln und versuchte im zweiten Satz mehr, die Initiative zu übernehmen. Das gelang und Niemeier hatte zunehmend Probleme mit ihrem Aufschlag, die die Favoritin ausnutzte. Das gleiche Bild setzte sich auch im dritten Satz fort. Swiatek positionierte sich jetzt konsequent an der Grundlinie und diktierte das Geschehen gegen Niemeier, bei der der Frustlevel größer wurde. Sie kämpfte beherzt, musste sich aber geschlagen geben. (sid)