Hamburg. Die Orientierungsläufer küren in Hamburg ihre deutschen Meister. Die Sportart ist in skandinavischen Ländern schon sehr beliebt.

An diesem Wochenende steht Hamburg als Gastgeber der deutschen Meisterschaften im Mittelpunkt der deutschen Orientierungslauf-Szene. Orientierungslauf? Wem diese Sportart bisher kein Begriff ist, dem könnte die Beschreibung Schnitzeljagd für Leichtathleten helfen. Die Sportlerinnen und Sportler müssen in der richtigen Reihenfolge einzelne Zwischenstationen ablaufen, ehe sie das Ziel durchqueren dürfen. Der Ort des Wettkampfs variiert zwischen Parks und urbanem Gelände.

Damit sie überhaupt wissen, wo sich die Stationen befinden, orientieren sich die Athleten an Karten, die sie kurz vor dem Start erhalten. „Die Route mit den jeweiligen Posten sind bis zum Start geheim, sonst wäre das Rennen reizlos“, erklärt Carsten Bockelmann vom Orienteering Sports Club Hamburg (OSC): „Damit niemand einem Läufer seiner Altersgruppe hinterherläuft, wird im Abstand von drei Minuten gestartet.“

Deutsche Meisterschaften in Hamburg ausgerichtet

Bei den Posten handelt es sich um 13 elektronische Stationen, an denen sich die Teilnehmenden scannen lassen müssen. „Das Auffinden der einzelnen Stationen hat natürlich auch seinen spielerischen Reiz. Insgesamt ist diese Form deutlich abwechslungsreicher als das Laufen auf einer normalen Strecke“, meint Bockelmann. Dass der OSC – zusammen mit dem SC Klecken – die deutschen Meisterschaften ausrichten darf, ist für Bockelmann eine große Freude: „Bei unseren Veranstaltungen hatten wir immer rund 200 Teilnehmende. Für die deutschen Meisterschaften erwarten wir eine Verdreifachung der Teilnehmerzahl.“

Die Meisterschaften über die Sprintdistanz, Luftlinie drei Kilometer, werden an diesem Sonnabend mit Vorlauf und Finale im Bereich Stadtpark, City Nord, Alsterdorf ausgetragen. „Die Routen werden vor allem viel Parkgebiet beinhalten, wir werden aber auch Sperrzonen, die nicht durchquert werden dürfen, kennzeichnen“, verrät Bockelmann. Am Sonntag geht es im Wilhelmsburger Inselpark um die nationalen Titel im Staffellauf.

„In Skandinavien ist die Sportart deutlich größer"

In den Elitekategorien werden die Sprintläufe auch für die Weltrangliste der International Orienteering Federation (IOF) gewertet. Deshalb gehen auch internationale Akteure wie der Belgier Yannick Michiels, der bei der Weltmeisterschaft in Dänemark in diesem Jahr Bronze gewann, an den Start. In Hamburg mitwirken wird mit Bojan Blumenstein auch die aktuelle deutsche Nummer eins. Der 29-Jährige stammt aus der Nähe Kassels, lebt aber seit gut einem Jahrzehnt in Norwegen. „In Skandinavien ist die Sportart deutlich größer. Ich bin nach dem Abitur für ein Jahr dorthin und einfach geblieben“, sagt er.

Die unterschiedlichen Anforderungen machen für ihn einen besonderen Reiz aus: „Man braucht auf jeden Fall eine hohe physische Kapazität und muss stets einen kühlen Kopf bewahren. Ich denke, dass ich in beiden Bereichen Verbesserungspotenzial habe, meine Fähigkeiten sich aber gut ergänzen.“ Etwa 14 Stunden pro Woche investiert Blumenstein für den Sport, mehr lässt die Zeit nicht zu: „In der Weltspitze gibt es einige Athleten, die davon leben können. Bei mir ist es semiprofessionell. Ich arbeite noch in Teilzeit als Psychologielehrer, das ist in Norwegen ein normales Schulfach.“

Deutsche Meisterschaften: Orientierungslauf ein Leistungssport

Zuletzt habe sich die Sportart vor allem in der Schweiz entwickelt. „Ich hoffe, dass das in Deutschland auch passiert. Vielen ist häufig nicht bewusst, dass es ein Leistungssport ist, den man im Verein betreiben kann“, sagt Blumenstein. Die Präsenz der Sportart stärken möchten auch Bockelmann und sein Team: „Was uns voranbringen würde, wäre es, mehr Kontakt mit Schulen zu haben und es zu forcieren, dort präsenter zu sein.“ Die Ausrichtung der deutschen Meisterschaften dürfte in Hamburg jedenfalls ein Schritt nach vorne sein. Wer hätte nicht mal wieder Lust auf eine Schnitzeljagd?