Köln. Das erste EM-Spiel in Köln gewinnen die Hausherren 76:63 gegen Favorit Frankreich unter den Augen der Basketball-Legende Dirk Nowitzki.

Sie waren immer wieder zu sehen auf den Rängen der Lanxess-Arena in Köln: Trikots mit den Nummern 41 und 14. Die 41 hängt schon seit Januar unter dem Hallendach des American Airlines Centers in Dallas/Texas. Jener Spielstätte des Klubs Dallas Mavericks, für den Dirk Nowitzki 21 Jahre lang in der nordamerikanischen Basketball-Eliteliga NBA spielte. Nun wurde auch das Trikot mit der Nummer 14 unters Dach gezogen, unter das der Lanxess Arena in Köln, kurz vor dem 76:63 (38:31)-Auftaktsieg der deutschen Basketballer bei der EM gegen Frankreich. Die Rückennummer 14, die Nowitzki in seiner 153 Länderspiele umfassenden Karriere trug, ist nun offiziell „retired“, in Rente geschickt, sie wird künftig nicht mehr vergeben. Ein Novum in der Nationalmannschaft, die der heute 44-jährige Nowitzki zu WM-Bronze (2002) und EM-Silber (2005) geführt hatte. Es war ein emotionaler Moment. Die über 17.000 Zuschauer applaudierten laut. Der deutsche Basketball verneigte sich vor seinem Größten.

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Vielversprechender Auftakt von Nowitzkis Erben

Als Botschafter der Heim-EM sah der Würzburger dann einen vielversprechenden Auftakt seiner Erben. Die meisten der aktuellen Nationalspieler hat er geprägt, viele schliefen mit Nowitzki-Postern über dem Bett ihrer Kinderzimmer. Erst die feierliche Ehrung, dann der Sprungball als Spieleröffnung - von der Vergangenheit in die Gegenwart ging es schnell. Nun war die Stunde der aktuellen Generation gekommen mit dem Auftaktspiel gegen Frankreich.

Und die Mannschaft um Kapitän Dennis Schröder begann stark. Zwar dauerte es vier Minuten, bis Schröder mit Freiwürfen für die ersten deutschen Punkte sorgte, doch das Hauptaugenmerk lag ohnehin auf der Defensive. Besonders auf dem 2,16 Meter langen Hünen Rudy Gobert von den Minnesota Timberwolves, einem der besten Verteidiger der NBA. Der 30-Jährige stand sinnbildlich für die Equipe Tricolore, einem der großen Turnierfavoriten: sehr physisch, äußerst athletisch und ziemlich groß. Doch das deutsche Team konnte Gobert schnell zwei Fouls anhängen – ein erster Riss in der Rüstung des Gegners.

Zum EM-Auftakt in Köln: "40 Minuten Vollgas"

„Wir müssen 40 Minuten Vollgas geben“, hatte Schröder vor dem Spiel erklärt, und der 28-jährige Aufbauspieler ging mit gutem Beispiel voran. Er setzte den rechtzeitig genesenen Daniel Theis in Szene und ließ Franz Wagner punkten. Von 9:7 wuchs der Vorsprung auf 15: 10 zur ersten Viertelpause, in der Halbzeit lagen die vom Publikum immer wieder angestachelten Hausherren 38:31 vorne, auch weil beispielsweise Johannes Thiemann, mit 14 Punkten am Ende bester deutscher Werfer, Niels Giffey (13) und Maodo Lo (13) Mut und Abgeklärtheit bei der Wurfauswahl bewiesen.

Deutsches Team mit in gutem Auge für den freien Mitspieler

Frankreich spielte zu Beginn der zweiten Halbzeit zunächst stärker auf und ging 39:38 in Führung, doch das deutsche Team fand schnell wieder in die Spur. Das Rezept blieb stets das gleiche: beherzte Defensive und Reboundarbeit, ein gutes Auge für den freien Mitspieler, erfolgreicher Abschluss. Phasenweise sah es so leicht und locker aus, was das deutsche Team da ablieferte.

Der erste Coup gegen die Franzosen war auf dem Weg zur ersten EM-Medaille nach Gold 1993 und Silber 2005 war ein wichtig, denn die Qualifikation für das Achtelfinale in Berlin - einen Platz unter den besten Vier braucht es - ist alles andere als selbstverständlich für das deutsche Team, das am Samstag auf Bosnien und Herzegowina und am Sonntag auf Litauen (beide 14.30 Uhr/MagentaSport) trifft. Eines aber ist sicher: Dirk Nowitzki, die lebende Legende, wird wieder in der Ehrenloge sitzen und die Daumen drücken.