Timmendorfer Strand. In Timmendorf wird zur 30. deutschen Meisterschaft aufgeschlagen. Vermarkter Mackerodt empfiehlt Gründung eines eigenen Verbandes.

Die neue Seebrücke, die später einmal einen 430 Meter langen Rundweg in die Ostsee samt Schiffsanlegestelle bieten soll, ist am Timmendorfer Strand noch immer eine Baustelle. Betonpfähle ragen aus dem Wasser, wegen Lieferengpässen ist die Fertigstellung aufs nächste Frühjahr verschoben worden. Das temporäre Stadion nebenan hat aber fast schon wieder die alte Größe. 3700 Zuschauende finden Platz in dem Stahlrohrkonstrukt, in besten Zeiten konnten bis zu 6000 die finalen Strandspiele in der Ahmann-Hager-Arena sehen, damals bei freiem Eintritt. Jetzt kostet ein Tagesticket am Wochenende 50 Euro.

In Timmendorf wird zum 30. Mal zur deutschen Beachvolleyball-Meisterschaft aufgeschlagen. Die Endspiele bei Frauen (15 Uhr) und Männern (18 Uhr) sind am Sonntag angesetzt. Es ist ein Jubiläum, das nicht alle in Feierlaune versetzt. Zu groß sind die Verwerfungen der zwei Corona-Jahre, – weniger Turniere, weniger Preisgeld, weniger Aufmerksamkeit –, die zwischenzeitlich die Existenz der German Beach Tour gefährdeten. Jahrelang war sie die zweitgrößte nationale Serie der Welt nach der US-Tour.

Beachvolleyball-Meisterschaft: Journalisten abgewiesen

Mit dem Versicherungskonzern Allianz, der eine mittlere sechsstellige Summe zahlt, hat der wegen seines Umgangstons umstrittene Organisator – und amtierende deutsche Meister – Alexander Walkenhorst (34), Bruder der Olympiasiegerin Kira Walkenhorst (31), jedoch einen Titelsponsor gefunden, der den Beachvolleyballern wieder festen Boden unter den Füßen bescheren könnte.

Bedenklich aber: Einige Journalisten erhielten zunächst keine Zulassung zum Pressebereich, berichtet das Onlineportal beach-volleyball.de in eigener Sache: „Wie uns vom Deutschen Volleyball-Verband (DVV) mitgeteilt wurde, wird ,nach Rücksprache mit dem Ausrichter spontent‘ (an dem Alexander Walkenhorst beteiligt ist, die Red.) all unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die frühzeitig beantragte Medienakkreditierung verweigert. Ein Grund wurde nicht angegeben.“

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Online-Portals haben am Donnerstagnachmittag „nach einem Aufschrei der Community“ vom Deutschen Volleyball-Verband doch noch eine Akkreditierung erhalten, die ihnen zunächst verweigert worden war. Da sie aber ihre Anreisen und Unterkünfte bereits storniert hatten, werden sie nicht von vor Ort berichten können. Die Angelegenheit dürfte jetzt die Standesorganisationen beschäftigen.

Ahmann/Hager gewannen olympische Beachmedaille

Ob und wie es mit der deutschen Beach-Tour weitergeht, bleibt offen. Der DVV ist seit einigen Wochen dabei, die Angebote zu sichten. Eine Entscheidung über die Fortführung 2023 sei in diesem Monat zu erwarten, teilte der Verband jetzt mit. So weit hätte es – trotz Corona – gar nicht erst kommen müssen, meint der Hamburger Frank Mackerodt (59), einer der Pioniere des deutschen Beachvolleyballs, Mitbegründer der deutschen Beach Tour.

Der ehemalige HSV-Hallen-Nationalspieler stand bei der Timmendorf-Premiere 1993 mit Mannschaftskollege Hauke Braack (59) noch selbst am Netz, verlor das Finale gegen Jörg Ahmann/Axel Hager. Ahmann/Hager gewannen 2000 in Sydney mit Bronze die erste deutsche olympische Beachmedaille. Wie bei den späteren Olympiasiegern Julius Brink/
Jonas Reckermann (2012) und Laura Ludwig/Kira Walkenhorst (2016) wären ihre Erfolge ohne die starke nationale Strandserie wohl kaum möglich gewesen.

"Es gab nie ein Angebot für eine weitere Kooperation“

Zum Bruch zwischen DVV und Mackerodt, der sich über die Jahre bei Sponsoren und Ausrichterstädten großes Renommee erworben hatte, kam es im Frühjahr 2020, als die später insolvente DVV-Vermarktungsagentur DVS die Tour in Eigenregie veranstalten wollte. Die damaligen Hauptsponsoren Techniker Krankenkasse und Comdirect wünschten indes ein weiteres Mitwirken Mackerodts, waren bereit, ihre Verträge bis 2024 zu verlängern. Ohne Mackerodt beendeten sie ihr umfangreiches Engagement. Der DVV widerspricht dieser Darstellung: „Die DVS war gewillt, die Zusammenarbeit mit Herrn Mackerodt in 2021 fortzusetzen.

Das Angebot wurde von ihm abgelehnt.“ Mackerodt hält dagegen: „Mein Vertrag, der bis 31. Dezember 2020 lief, wurde zum 15. April 2020 fristlos gekündigt. Es gab nie ein Angebot für eine weitere Kooperation.“ Dem weiteren Vorhalt Mackerodts und anderer Protagonisten der Szene, der DVV sei eine Hallenorganisation, der die Strandsparte zur Finanzierung seiner Indoor-Defizite brauche, entgegnet der Verband, es finde „eine absolute Gleichbehandlung beider Sportarten statt“.

Beachvolleyball-Meisterschaft: Potenzial nicht ausgeschöpft?

Wer auch immer recht haben mag, Mackerodt beklagt, dass der deutsche Beachvolleyball sein Potenzial nicht ausschöpfe: „Wir feiern doch regelmäßig sportliche Erfolge und haben ein Produkt, das in der Lage ist, die Massen zu begeistern.“ Sein Lösungsvorschlag: Die Beachvolleyballer sollten ihren eigenen Verband gründen.

Die an eins gesetzten Karla Borger/Julia Sude (Stuttgart) mussten nach einer Lebensmittelvergiftung Sudes ihre Turnierteilnahme in Timmendorf kurzfristig absagen.