Hamburg. Senat stellt ersten Bericht über das Bewegungsverhalten vor. Unterschiede nach Stadtteilen und Bildungsstand.

Die Stadt Hamburg scheint tatsächlich eine „Active City“ zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Nils Schumacher, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Psychologie, Bewegungswissenschaft, Sport- und Bewegungsmedizin der Universität Hamburg und Autor des ersten Hamburger Bewegungsberichts, der jetzt vorliegt.

Nach den bis Ende 2019 ausgewerteten Daten sind Hamburgerinnen und Hamburger in ihrer Freizeit im bundesweiten Vergleich besonders körperlich aktiv. Die Stadt weist zudem mit 16,5 Fitness- und Gesundheitsstudios pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die höchste Dichte in Deutschland auf. Die Zahl der Mitglieder liegt nach der Austrittswelle während der Corona-Pandemie aktuell bei rund 400.000.

Active City: Hamburger bewegen sich besonders viel

Grundlage der Untersuchung waren maßgeblich Vor-Corona-Daten der Hamburg City Health Study und der Nationalen Gesundheitsstudie, die beide am Universitätsklinikum Eppendorf durchgeführt wurden. Die Studie wurde von den drei Behörden Inneres und Sport (Senator Andy Grote/SPD), Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Senatorin Melanie Leonhard/SPD) sowie Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (Katharina Fegebank/Grüne) in Auftrag gegeben. Sie soll in den nächsten Jahren fortgeschrieben werden, um das Bewegungsverhalten kontinuierlich zu analysieren und um den Erfolg (sport)politischer Maßnahmen bewerten und weitere Empfehlungen geben zu können.

Eine künftige Fragestellung dürfte sein, wie sich die Aktivitäten der Hamburgerinnen und Hamburger auf ihre Gesundheit auswirken – ob die „Active City“ hilft, nachhaltig Kosten im Gesundheitswesen zu sparen. Unbestritten bleibt, dass regelmäßige Bewegung das Immunsystem stärkt, Zivilisationskrankheiten wie Diabetes mellitus Typ II, Bluthochdruck oder Herz- und Kreislaufprobleme eindämmen oder sogar heilen kann. Ein aktiver Lebensstil fördert neben dem körperlichen auch das psychische Wohlbefinden.

Hamburger sind aktiver – sind sie auch gesünder?

Erfreulich: Bereits 60 Prozent der Erwachsenen in Hamburg (bundesweit: 46 Prozent) folgen in ihrer Freizeitgestaltung den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), bewegen sich wöchentlich mindestens 150 Minuten lang moderat oder 75 Minuten intensiv. Zudem sind 71 Prozent derjenigen, die zur Arbeit, zum Einkaufen oder zur Schule gehen oder mit dem Rad fahren an fünf oder mehr Tagen in der Woche regelhaft aktiv.

Die erfassten Aktivitätsunterschiede zwischen Frauen (59 Prozent) und Männer (61) sind in Hamburg gering, wie auch bei den 20- bis 30-Jährigen und den über 65-Jährigen, jedoch gibt es große Unterschiede beim Bildungsstatus. Frauen mit niedrigerem Bildungsstand erfüllen deutlich seltener das gesundheitsrelevante Mindestmaß an körperlicher Aktivität in ihrer Freizeit (28 Prozent/Männer: 43), müssen aber gleichzeitig häufiger körperlich intensiv arbeiten. Eine Schlussfolgerung daraus wäre, sagt Autor Schumacher, „diesen Gruppen speziell zugeschnittene Bewegungsangebote zu unterbreiten“.

Teilnahme an Sportangeboten – gravierende Unterschiede bei Kindern

Deutlich wurde der Aufholbedarf nach der Corona-Pandemie, „um wieder mehr Kinder zu sicheren Schwimmern zu machen“ – und dass bei Schulanfängerinnen und -anfängern, die regelmäßig an einem organisierten Sportangebot teilnehmen, „Kinder mit Migrationshintergrund oder von Eltern mit niedrigem beruflichen Status unterrepräsentiert“ sind. Gravierende Unterschiede wurden bereits 2015 dokumentiert zwischen Kindern, die in Stadtteilen mit niedrigem oder höherem Sozialstatus wohnen. Und: „Hamburger Jungen weisen häufiger eine defizitäre Körperkoordination auf als Mädchen.“