Elversberg. Der DFB-Pokal hat seine erste echte Sensation. Die SV Elversberg besiegte Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen.

Defensiv desolat, offensiv verschwenderisch: Bayer Leverkusen muss seine Pokalträume bereits nach der ersten Runde begraben. Das Team von Trainer Gerardo Seoane verlor das Torspektakel beim aufmüpfigen Drittliga-Aufsteiger SV Elversberg mit 3:4 (2:3) und scheiterte erstmals seit elf Jahren an der Auftakthürde. Das Warten auf den zweiten Triumph im DFB-Pokal geht also auch nach 30 Jahren weiter.

Jannik Rochelt (2.), Kevin Koffi (17., Foulelfmeter), Luca Schnellbacher (37.) und Kevin Conrad (74.) besiegelten den achten Erstrunden-Knockout der Werkself. Die Treffer von Adam Hlozek (5.), Charles Aranguiz (30.) und Patrik Schick (89.) waren zu wenig, zum Ligaauftakt gegen Borussia Dortmund ist am Samstag eine enorme Steigerung nötig. Die Saarländer zogen ihrerseits zum fünften Mal in die zweite Runde ein.

Die Bayer-Fans hatten ihrem Team eigentlich einen klaren Auftrag mit auf den Weg gegeben. „Macht es nochmal, holt den Pokal“, stand auf einem riesigen Banner.

Um erstmal in die zweite Runde einzuziehen, müsse der Pokalsieger von 1993 „klare Entschlossenheit und Aggressivität“ zeigen, forderte Seoane. Dafür schickte er Top-Neuzugang Adam Hlozek von Beginn an aufs Feld - und der war auch gleich zur Stelle.

Elversberg agierte enorm mutig

Mit seiner ersten Aktion traf der Tscheche per Flatterball aus 20 Metern, Torhüter Nicolas Kristof half beim Ausgleich gewaltig mit. Zuvor hatte Rochelt nach nur 118 Minuten einen Alleingang perfekt ins lange Eck vollendet. Es entwickelte sich eine muntere Partie mit Chancen auf beiden Seiten, denn der Saarlandpokalsieger agierte äußerst mutig.

Vor allem Rochelt bereitete Bayer Probleme, Aranguiz konnte ihn im Strafraum nur per Foul stoppen. Koffi verlud Lukas Hradecky eiskalt. In der Defensive war die SVE mit dem Tempo der Leverkusener etwas überfordert, nach gleich drei vergebenen Chancen von Patrik Schick (11./19./23.) traf Aranguiz aus fünf Metern. Doch Schnellbacher antwortete nach perfektem Querpass von Koffi.

Wirklich stabiler präsentierte sich Leverkusen vor 7414 Zuschauern auch nach einem Doppelwechsel zur Pause nicht, es blieb ein offener Schlagabtausch. Dabei wirkten die Saarländer gar gefährlicher. Schnellbacher (49.) und Robin Fellhauer (51.) ließen Großchancen liegen, ehe Conrad nach einer Ecke traf. Schicks Anschlusstor war zu wenig.

Regionalligist VfB Lübeck schlägt Hansa Rostock

Fußball-Zweitligist Hansa Rostock ist im Nordduell beim Regionalligisten VfB Lübeck aus allen Pokalträumen gerissen worden. Die Mecklenburger unterlagen beim Viertligisten mit 0:1 (0:0), Tarik Gözüsirin (78.) erzielte das entscheidende Tor.

Schon in der vierten Minute besaß der FC Hansa vor 10.351 Zuschauern im ausverkauften Lübecker Stadion die große Chance zum Führungstreffer. Nils Fröling scheiterte aber an VfB-Keeper Florian Kirschke. In der 36. Minute hatte Rostocks John Verhoek eine Kopfballchance, doch ging sein Aufsetzer knapp am linken Pfosten vorbei. Neun Minuten später traf Verhoek per Kopf die Latte des Lübecker Tores.

In der 62. Minute machte Rostocks Nils-Jonathan Körber eine gute Chance der Hausherren zunichte, er lenkte einen Schuss von Felix Drinkuth über die Latte. Von einem Zwei-Klassen-Unterschied war nichts zu sehen. Der VfB agierte mit viel Laufbereitschaft sehr geschickt und störte immer wieder empfindlich die Offensivbemühungen der Rostocker.

Hamburger SV siegt in Bayreuth in der Verlängerung

Die DFB-Pokalreise des Fußball-Zweitligisten Hamburger SV wäre in dieser Saison beinahe schon nach der ersten Station beendet gewesen. Der letztmalige Halbfinalist rettete sich am Samstag beim Drittliga-Aufsteiger SpVgg Bayreuth zunächst in die Verlängerung und gewann schließlich noch mit 3:1 (1:1, 0:1).

Der pausenlose Hamburger Sturmlauf nach der Pause mündete zunächst nach etlichen vergebenen Torchancen im 1:1 des eingewechselten Ransford Königsdörfer in der 83. Minute. In der Verlängerung traf zunächst Kapitän Sebastian Schonlau nach einer Ecke von Sonny Kittel im Strafraum aus der Drehung (97.). Für die Entscheidung sorgte dann der erneut erfolgreiche Königsdörfer (111.). Die Gäste um den agilen Doppelpacker Königsdörfer verließen nach 120 Minuten erleichtert den Platz im mit 14 700 Zuschauern gefüllten Hans-Walter-Wild-Stadion.

Lange sah es so aus, als würden Luke Hemmerich und Torwart Sebastian Kolbe für ein überraschendes Bayreuther Pokal-Festspiel sorgen. Abwehrspieler Hemmerich traf in der 16. Minute mit einem unhaltbar abgefälschten Freistoß zum 1:0. HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes musste später sogar bei einem Kopfball von Alexander Nollenberger einen Hamburger 0:2-Rückstand zur Pause abwenden.

Die Hamburger drückten in der zweiten Hälfte das Gaspedal durch. Sie kreierten nun etliche Torchancen. Königsdörfer köpfte an die Latte (59.). Robert Glatzel scheiterte am immer wieder stark haltenden Kolbe (60.). Dem HSV fehlte lange die Abgeklärtheit vorm Tor. Erst in der Verlängerung knackte der Zweitligist die wackeren Bayreuther.

Ernüchterung beim 1. FC Köln: Aus im Elfmeterschießen

Ernüchterung beim 1. FC Köln: Der Europacup-Starter ist überraschend im DFB-Pokal bereits in der ersten Runde gescheitert, Trainer Steffen Baumgart muss schon nach dem ersten Spiel seinen Traum vom Finale in Berlin begraben. Beim Zweitliga-Tabellenführer Jahn Regensburg verloren die Rheinländer mit 3:4 im Elfmeterschießen, nach Verlängerung hatte es 2:2 (2:2, 1:2) gestanden.

Andreas Albers (18.) und Prince Osei Owusu (27.) brachten ihre Mannschaft vor 13.236 Fans im Regensburger Jahnstadion in Führung. Mark Uth (28.) und Dejan Ljubicic (63.) erzielten die Treffer zum Ausgleich. Benedikt Gimber sicherte den Erfolg des SSV Jahn im Elfmeterschießen. Regensburg war für Köln der erwartet starke Gegner, nutzte die Fehler des Bundesligisten konsequent und war im Elfmeterschießen nervenstärker.

„Ich möchte nach Berlin“, hatte Baumgart vor dem Spiel verkündet und setzte zum Start dieses ambitionierten Unterfangens auf zwei Neuzugänge. Kristian Pedersen startete als Linksverteidiger, der aus Hoffenheim gewechselte Sargis Adamyan stürmte auf dem rechten Flügel.

Über diesen ging in der Anfangsphase viel, Köln versuchte wiederholt Druck auf die Regensburger Abwehrkette auszuüben, doch die konnte sich immer wieder befreien. In den ersten Minuten störten viele kleinere Fouls den Spielfluss, große Torchancen blieben somit selten.

In der 15. Minute kam Regensburg dann erstmals gefährlich vor das Tor von Timo Horn, und wie. Nach einem Querpass von Owusu schob Mees den Ball zum Erstaunen der Fans aus wenigen Metern am leeren Tor vorbei. Der Jahn ließ sich davon jedoch nicht aufhalten. Nur wenige Minuten später köpfte Albers völlig ungedeckt per Aufsetzer ins Tor.

Köln zeigte sich von Beginn an verunsichert

Köln zeigte sich nach dem Treffer sichtlich verunsichert, Regensburg wusste dies zu nutzen. Nach einem Ballverlust von Skhiri vollendete Owusu den daraus resultierenden Konter aus halbrechter Position zum 2:0. Diesmal hatten die Kölner jedoch eine schnelle Antwort parat: Uth kam 20 Meter vor dem Tor an den Ball, fackelte nicht lange, und schoss den Ball unhaltbar für Jahn-Torwart Stojanovic in den Winkel.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs war Köln wie auch schon gegen Ende der ersten Halbzeit um den Ausgleich bemüht. Immer wieder gelang es dem FC Nadelstiche zu setzen, ein Tor blieb dem Baumgart-Team jedoch (zunächst) verwehrt. Mitte der zweiten Halbzeit belohnte dann Ljubicic die Kölner Bemühungen und schob zum Ausgleich ein. Kölns Anthony Modeste (90.+2) traf noch die Latte des Jahn-Tores. Am Ende jubelten aber die Hausherren.(sid/dpa)