München. Vor dem Spiel um den Supercup in Leipzig hält Bayerns Trainer Nagelsmann eine Grundsatzrede zum Erfolgsdruck. Warnungen sind ihm „piepegal“.

Am Ende der Pressekonferenz war Julian Nagelsmann voll in seinem Element. Es ging vor dem ersten Pflichtspiel der Saison um den Supercup bei RB Leipzig an diesem Sonnabend um die Fragen, ob er künftig vorsichtiger sein werde und ob er mehr Druck verspüre in seinem zweiten Amtsjahr als Trainer des FC Bayern. Zuletzt war Nagelsmann mit seinem öffentlichen Äußerungen über Stürmer Harry Kane von Tottenham Hotspur und die Shoppingtour des hochverschuldeten FC Barcelona auf dem Transfermarkt ja mehrfach bei der Konkurrenz angeeckt. Tottenham-Trainer Antonio Conte und Joan Laporte, Präsident des FC Barcelona, hatten Nagelsmann empfohlen, sich um die eigenen Belange zu kümmern. Doch dass sich Nagelsmann nicht wirklich zurücknehmen wird, wurde am Freitag rasch deutlich. Besonders, als es um die zweite Frage nach dem Druck ging.

Nagelsmann: "Wenn ich irgendwann mal entlassen werde, dann werde ich entlassen"

„Der Druck, der jetzt von außen kommt durch die unzähligen Experten, die mich alle warnen – ich weiß gar nicht, vor was die mich alle warnen, aber irgendwie gibt’s wohl apokalyptische Züge, irgendein wilder Sturm zieht auf offensichtlich, den ich noch nicht gesehen hab’ – aber der Druck von außen, der ist mir relativ piepegal. Ich mach’ mir selber einen, aber auch nur, weil ich gewinnen will“, sagte Nagelsmann. Ohnehin findet der 35-Jährige: „Man bauscht das immer so extrem auf, man hat Druck und Angst vor Entlassung. Wenn ich irgendwann mal entlassen werde, dann werde ich entlassen“, sagte Nagelsmann und verwies indirekt auf die gute Bezahlung im Fußball, durch die man die Zeit ohne Job gut überbrücken könne. Er sagte: „Deswegen habe ich keine große Angst davor. Den Druck, den man von außen versucht reinzubringen, den verspüre ich nicht. Sondern meinen eigenen Erfolgsdruck, dass wir gewisse Dinge besser machen wollen, als wir es in der Rückrunde gemacht haben.“

Der Bundesliga-Titel alleine reicht nicht

Es war vor dem Supercup-Spiel des Meisters beim Pokalsieger schon so etwas wie eine Grundsatzrede für die gesamte Saison, für die die Vereinsführung als Ziel ausgegeben hat, neben der Deutschen Meisterschaft auch die Titel im DFB-Pokal und der Champions League voll angreifen zu wollen. Der Bundesliga-Titel allein stellt die Münchner Abo-Meister nach zuletzt zehn Gewinnen der Schale in Serie jedenfalls nicht mehr zufrieden. Erst recht nicht, wenn man sich aus den anderen Wettbewerben früh verabschiedet wie in der vergangenen Saison, als in der zweiten Pokalrunde in Mönchengladbach und im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Villarreal Schluss war. Nagelsmann klang nun nach dem Motto: Ich lasse mich nicht verrückt machen und mir nichts einreden von außen. Ich mach' mein Ding, und das schon aus Eigenmotivation so gut wie möglich.

Eine erste Standort-Bestimmung für den FC Bayern

Darum wird es nun bereits im Supercup gehen bei jener Mannschaft, die die Rückrunde der vergangenen Bundesliga-Saison am erfolgreichsten abgeschlossen und zudem durch den Pokalsieg ihren ersten Titel gewonnen hatte. Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn bezeichnete das erste Pflichtspiel der neuen Saison bereits als „eine Art Standortbestimmung“. Das sieht auch Nagelsmann so, trotz der komplizierten Vorbereitung mit der USA-Reise. Die Frage, wie weit man ist, könne man zwar stets besser nach einem Spiel beantworten. „Aber grundsätzlich sollte Bayern immer bereit sein für eine sehr gute Saison“, weiß Nagelsmann. Der Supercup sei ein Titel, den man gewinnen könne gegen einen „der Hauptkonkurrenten in der Meisterschaft und im DFB-Pokal“. Deshalb sei es „wichtig, dass man da als der Verein, der an der Spitze stand im letzten Jahr in der Meisterschaft, auch in so einem Spiel schon versucht ein kleines Statement zu setzen und seine Stärke zu zeigen“.

Frage nach der Startelf

Spannend wird zu beobachten sein, welche Startelf Nagelsmann aufbietet und in welcher Anordnung er ohne den zum FC Barcelona gewechselten Mittelstürmer Robert Lewandowski spielen lässt. Zugang Sadio Mané könne als zentrale Spitze auflaufen, sagte Nagelsmann. Zuletzt ließ er allerdings mit zwei Spitzen spielen. Zumindest so viel ist laut des Trainers sicher: Mané, zwischen 2012 und 2014 in der RB-Zentrale bei Österreichs Serienmeister Salzburg aktiv, wird in der Startelf stehen. „Ich bin mit sicher, dass er ein sehr gutes Spiel machen wird“, sagte Nagelsmann. Und was den Druck angeht, befand er noch mäßigend: „Es geht ja nicht um Leben und Tod im Fußball.“ Dazu hatte der 1981 verstorbene Bill Shankly, Trainerlegende von Manés vorherigem Verein FC Liverpool, eine eigene Meinung. Shankly sagte einst: „Einige Leute halten Fußball für eine Angelegenheit auf Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann denen versichern, dass es weitaus ernster ist.