Hamburg. Aus einer starken Defensive heraus offensiv mutig agieren, das will Bundestrainer, Valentin Altenburg, auch im WM-Halbfinale sehen.

Zeit zum Genießen war auch am Tag nach dem ersten Einzug in ein WM-Halbfinale seit 2010 nicht eingeplant für die deutschen Hockeydamen. Die Doppelausrichtung des Turniers in den Niederlanden und Spanien erforderte, dass die Auswahl des Hamburger Bundestrainers Valentin Altenburg am Mittwochmittag den bisherigen Spielort Amstelveen, wo am Dienstagabend der 1:0-Viertelfinalsieg über Neuseeland gelungen war, verlassen musste. Ziel: Terrassa in Spanien, 28 Kilometer nordwestlich von Barcelona gelegen. Dort wartet am Sonnabend (21.30 Uhr/DAZN) im Halbfinale der Sieger der Partie zwischen Argentinien und England, die am Mittwochabend nach Redaktionsschluss anstand.

Mit im Gepäck hatte die DHB-Auswahl das gute Gefühl, dass die vom seit Jahresbeginn amtierenden Bundestrainer gewünschte Spielphilosophie bislang die erhofften Früchte trägt. Aus einer enorm stabilen Defensive heraus, die in den vergangenen drei Partien gegen Vizeweltmeister Irland zum Gruppenabschluss (3:0), Südafrika in der Viertelfinalqualifikation (1:0) und nun Neuseeland ohne Gegentor blieb, agieren die deutschen Damen in der Offensive mutig und spielfreudig.

Hockey: Deutsche Damen mental stark

Was besonders auffällt, ist die Überzeugung, mit der auch in schwierigen Spielphasen an der Ausrichtung festgehalten wird. So wurde gegen Neuseeland eine dreifache Unterzahl – zwei grüne Karten plus Neuseelands Torhüterin für eine elfte Feldspielerin vom Platz – humorlos wegverteidigt. Auch zehn Strafecken ohne Torerfolg ließen das Team nicht unruhig werden.

„Wir haben viel daran gearbeitet, uns von solchen Situationen mental nicht beeindrucken zu lassen, und das setzt die Mannschaft bislang sehr stark um“, sagt Altenburg. Gemeinsam mit seinem Team hatte er in der Vorbereitung Wege ergründet, um jede Spielerin individuell ins Geschehen einbinden zu können. „Wir sind auf dem Feld und auf der Bank viel in Kontakt. Die Erreichbarkeit jeder einzelnen Spielerin ist enorm wichtig, denn dadurch, dass alle mitmachen, verhindert man, dass man fällt, wenn man wackelt.“

Mit jeder Spielerin hat der 41-Jährige, der 2016 mit den deutschen Herren Olympiabronze gewann, eine Absprache, um die angesprochene Erreichbarkeit zu überprüfen. Mit Stürmerin Pia Maertens (RW Köln) suche er beispielsweise nach wenigen Minuten Blickkontakt, die Kölner Kapitänin Nike Lorenz dagegen brauche eine Umarmung zum Resetten. „Mit diesen kleinen Maßnahmen können wir intervenieren, wenn wir in kritische Situationen geraten“, sagt Altenburg.

Bislang, das gehört zur Wahrheit dazu, war die Konkurrenz mit Ausnahme des 1:3 verlorenen Gruppenspiels gegen Titelverteidiger Niederlande noch nicht von Weltklasseformat. In Terrassa wird sich das ändern. In der Vorbereitung darauf wird zweimal spätabends trainiert, da das Halbfinale wegen der großen Hitze erst um 21.30 Uhr beginnt. Altenburg schreckt das nicht: „Körperlich ist das kein Pro­blem, wir wechseln fließend durch, das Team ist physisch in Topverfassung. Wir freuen uns auf den nächsten Schritt.“

Viertelfinale: Argentinien – England, Spanien – Australien. Halbfinale in Terrassa (Sa.): Niederlande – Spanien/Australien (19 Uhr), Deutschland – Argentinien/England (21.30 Uhr).