Amstelveen. Lena Micheel erzielte das Siegtor gegen Neuseeland. Das deutsche Team steht damit erstmals seit 2010 in der Runde der letzten vier.

Anne Schröder führte den Ball in Richtung Eckfahne, ließ die Zeit herunterlaufen – und konnte wenig später mit ihrer Mannschaft jubeln. Dank eines angesichts der Überlegenheit über weite Strecken der Partie hochverdienten 1:0-Erfolgs in Amstelveen gegen Neuseeland haben die deutschen Hockeydamen bei der Feld-WM in den Niederlanden und Spanien das Halbfinale erreicht.

Dort trifft die Auswahl des Hamburger Bundestrainers Valentin Altenburg am Sonnabend (21.30 Uhr) in Terrassa auf den Sieger der Partie Argentinien gegen England, die an diesem Mittwoch stattfindet. Der Traum von einer Medaille lebt also. Die letzte WM-Plakette war 1998 in den Niederlanden Bronze, die einzigen beiden Titelgewinne datieren von 1976 und 1981.

Feldhockey-WM: Erster Halbfinaleinzug seit 2010 für die deutschen Damen

Für die deutschen Damen ist es der erste Halbfinaleinzug seit der WM 2010 in Argentinien. 2014 in den Niederlanden, als noch im alten Modus mit zwei Sechsergruppen gespielt wurde, aus denen sich die jeweils beiden Gruppenbesten fürs Halbfinale qualifizierten, war Deutschland als Vorrundenvierter am Minimalziel gescheitert und hatte nach einer 2:4-Niederlage im Platzierungsspiel gegen Südkorea Rang acht belegt. 2018 in London dann hatte nach einer starken Gruppenphase mit drei Siegen aus drei Spielen ein 0:1 gegen Spanien im Viertelfinale den Titeltraum beendet.

Aus jener Zeit vor vier Jahren rührt der Anspruch her, den Altenburgs Auswahl vor diesen Welttitelkämpfen als Motto ausgegeben hatte: K.-o.-Spiele gewinnen. Schließlich hatte es auch bei den Olympischen Spielen in Tokio im vergangenen August ein bitteres Viertelfinalaus gegen Argentinien gegeben. Bei den Europameisterschaften 2019 in Belgien und 2021 in den Niederlanden waren die deutschen Damen immerhin ins Finale vorgestoßen, hatten dieses aber jeweils gegen WM-Titelverteidiger Niederlande verloren.

Hamburger Lena Micheel trifft zum Siegtor gegen Neuseeland

Als wichtigstes Entwicklungsziel hatte der Bundestrainer ausgerufen, das eigene Offensivspiel dominant zu gestalten. Und das tat seine Mannschaft. Angetrieben von den Hamburgerinnen Amelie Wortmann (Uhlenhorster HC) und Anne Schröder (Club an der Alster) sowie der Kölner Kapitänin Nike Lorenz, die das Mittelfeldspiel organisierten, übte der Weltranglistensechste viel Druck auf die „Black Sticks“ aus.. Defensiv gelang es den Deutschen, die bereits im Gruppenfinale gegen Irland (3:0) und im Viertelfinal-Qualifikationsduell mit Südafrika (1:0) ohne Gegentor geblieben waren, das gefährliche Konterspiel der Neuseeländerinnen zu unterbinden.

Die logische Konsequenz der Überlegenheit kam allerdings erst im zweiten Viertel zum Tragen. Nachdem Alia Jaques mit Grüner Karte zwei Minuten auf die Strafbank musste, nutzte Deutschland die Überzahl zum Führungstor. Einen schnellen Freischlag Schröders leitete die Kölnerin Pia Maertens auf die vollkommen frei stehende Lena Micheel weiter, und die UHC-Angreiferin, die im ersten Viertel bereits den Pfosten getroffen hatte, vollendete gekonnt per Flachschuss (17.). Kurz vor der Halbzeit hätte Pauline Heinz (Rüsselsheim) erhöhen können, ihren Stecher lenkte Neuseelands Torfrau Brooke Roberts allerdings erneut an den Pfosten.

Feldhockey: "Erst einmal freuen wir uns über den Halbfinaleinzug"

In Hälfte zwei änderte sich das Bild kaum, Deutschland überstand auch eine fünfminütige Zeitstrafe gegen Benedetta Wenzel (Berliner HC) und eine doppelte Unterzahl nach Grünen Karten gegen Schröder und Heinz schadlos. Die Bilanz des Spiels – 10:2 Strafecken, 15:2 Torschüsse, 33:9 Kreiseintritte – unterstrich die deutsche Überlegenheit kräftig. Einzig die Strafeckenverwertung war zu kritisieren. Aber daran kann nun drei Tage gearbeitet werden. „Wir wissen, dass wir allen, die uns von außen die Daumen drücken, eine harte Zeit bescheren. Wir werden versuchen, das zu verbessern. Aber erst einmal freuen wir uns über den Halbfinaleinzug“, sagte Nike Lorenz.

Viertelfinale: Deutschland – Neuseeland 1:0, Niederlande – Belgien; Argentinien – England (Mi., 19 Uhr); Spanien – Australien (Mi., 21.30 Uhr, beide in Terrassa).