Hamburg. Nach dem Dreifachtriumph von 2021 wollen die deutschen Triathleten in Hamburg wieder glänzen. Lindemann “voller Selbstbewusstsein“.

Die Gänsehaut, die der Zieleinlauf über Poststraße und Schleusenbrücke auf den Rathausmarkt verursacht, konnte Laura Lindemann bereits am Donnerstagmorgen aufkommen fühlen. „Ich freue mich wirklich immer sehr auf das Rennen in Hamburg. Die letzten Meter sind jedes Mal ganz besonders, es gibt nichts, was ich damit vergleichen würde“, sagte Deutschlands Vorzeige-Triathletin, die an diesem Wochenende darauf hofft, zweimal in den Genuss der Zuneigung des Hamburger Publikums zu kommen.

Im Sprintrennen der Frauenelite (750 m Schwimmen, 20 km Rad, 5 km Laufen) am Sonnabend (Start 13.35 Uhr) geht die 26-Jährige aus Potsdam als Mitfavoritin auf die Strecke, für die Mixed-Team-Staffel am Sonntag (15 Uhr) werden die jeweils zwei besten Frauen und Männer nominiert.

Triathlon Hamburg: Lindemann erlebte ein "perfektes Rennen"

Dass Laura Lindemann dazuzählen wird, davon ist auszugehen. In Berlin gewann sie vor zwei Wochen die deutsche Meisterschaft, in der Gesamtwertung der World Triathlon Series (WTS), zu der das Rennen in der Hansestadt zählt, belegt die zweifache Sprint-Europameisterin als beste Deutsche Rang acht.

„Für mich ist das Druck und Motivation gleichzeitig. Aber da ich in Hamburg eigentlich immer stark bin, gehe ich voller Selbstbewusstsein an den Start“, sagte die Titelverteidigerin, die im vergangenen Jahr nach eigener Aussage „ein perfektes Rennen“ erlebte. Allerdings waren 2021, als die Hamburg-Station coronabedingt erst nach den Olympischen Spielen von Tokio im September stattfinden konnte, viele internationale Spitzenkräfte nicht am Start gewesen.

Hellwig konnte in Berlin nicht überzeugen

Auch deshalb warnte Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon-Union (DTU), davor, erneut den Dreifachtriumph zu erwarten, den Lindemann, Tim Hellwig und die Staffel vor zehn Monaten eingefahren hatten. Hellwig (23/Saarbrücken) war damals sein erster Sieg auf der WTS-Serie gelungen, und da – ein Novum – das Rennen von 2021 angesichts der Tatsache, das einzige des vergangenen Jahres gewesen zu sein, in die Ergebnisse dieser Saison einfließt, liegt der amtierende U-23-Vizeweltmeister in der Gesamtwertung als zweitbester Deutscher auf Rang zehn.

Und das, obwohl er in diesem Jahr in Yokohama (Japan/Rang 37) und Leeds (England/20.) nicht überzeugen konnte. Auf der dritten von sieben Stationen der WM-Serie, die Ende November in Abu Dhabi ihren Abschluss findet, in Montreal (Kanada) waren die deutschen Athleten wegen der parallel stattfindenden DM nicht am Start. Auch in Berlin konnte Hellwig als Neunter nicht überzeugen. „Ich war zu Saisonbeginn übertrainiert, hatte in Leeds Pech mit einem Fahrradsturz beim zweiten Wechsel. Aber ich fühle mich nun fit und in guter Form, um in Hamburg anzugreifen“, sagte er.

„Natürlich war Hamburg ein Highlight"

Das ist auch der Plan von Lasse Nygaard Priester. Der 26-Jährige, der aus Quickborn stammt, hatte im vergangenen Jahr in seiner Heimatstadt das erste WTS-Rennen seiner Karriere bestritten und auf Anhieb Rang vier belegt. Weil ihm in Leeds in Anwesenheit der Weltspitze zudem ein fünfter Platz gelang, ist der BWL-Student, der seinen Mittelnamen seiner dänischen Mutter verdankt, in der Gesamtwertung auf Rang acht bester Deutscher. „Natürlich war Hamburg ein Highlight, aber ich muss zugeben, dass der fünfte Platz in Leeds sportlich noch hochwertiger war, denn er hat mir gezeigt, dass ich in der Elite angekommen bin“, sagte er.

Dank der guten Platzierungen kann der DM-Zweite von Berlin mittlerweile mit niedrigeren Startnummern in die Rennen gehen. „Das hilft mir, im Wasser gleich eine gute Position zu wählen. Dadurch habe ich einen besseren Überblick und schwimme stärker“, sagte er. Mit wachsender Erfahrung gelänge es ihm, in den Rennen Dinge instinktiv richtig zu machen und dadurch souveräner aufzutreten.

Priester wird in ein Höhentrainingslager gehen

„Im Hinblick auf Hamburg wird es mir sicherlich helfen, dass ich die Strecke schon kenne und weiß, was mich erwartet“, sagte er. Im November war Lasse Priester vom Bundesstützpunkt Saarbrücken, wo er nach dem Abitur der besseren Trainingsbedingungen wegen angeheuert hatte, nach Freiburg im Breisgau gezogen. „Ich brauchte im Hinblick auf mein großes Ziel, mich für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu qualifizieren, eine Luftveränderung, auch um einen frischen Kopf zu bekommen für die Herausforderungen, die auf mich warten“, sagte er.

Die Olympiaqualifikation ist seit dem Start der Serie im Mai eröffnet, das Heimrennen in Hamburg bekommt auch dadurch einen höheren Stellenwert. Lasse Priester wird im Anschluss daran in ein dreiwöchiges Höhentrainingslager nach St. Moritz (Schweiz) gehen, als weiterer Saisonhöhepunkt steht Mitte August die EM in München auf dem Programm. „Es hat sich wirklich viel getan für mich seit dem vergangenen Jahr, und wenn ich es schaffe, dass sich gute Ergebnisse häufen, habe ich eine gute Ausgangssituation, um meinen Olympiatraum zu realisieren.“

Triathlon Hamburg: 9000 Startplätze sind ausverkauft

Das Publikum in Hamburg wird am Sonnabend (Start 15.35 Uhr) alles dafür tun, um ihn dabei zu unterstützen. Oliver Schiek, Geschäftsführer von Veranstalter Ironman Germany, hofft auf die rund 300.000 Menschen an der Strecke, die in Vor-Corona-Zeiten den Dreikämpfern zujubelten. Die Rückkehr zur Normalität bringt nach zwei pandemiebeschränkten Austragungen auch die Jedermann-Athleten auf die Sprint- und olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Rad, 10 km Laufen) zurück.

Die rund 9000 Startplätze sind ausverkauft, Schiek rechnet allerdings mit bis zu 20 Prozent Ausfallquote, auch angesichts der wieder rasant steigenden Infektionszahlen. Einschränkungen für Aktive und Fans gibt es keine. Wer dennoch lieber daheim zuschauen mag: Beide Eliterennen und die Staffel werden in Ausschnitten bei der ARD und in voller Länge im Livestream auf sportschau.de gezeigt – Gänsehaut inklusive.